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Akustik-Turbo: Motor 2016 lauter, aber Ärger in Sicht

Von Mathias Brunner
Die Formel-1-Fans veräppelten die Versuche 2014, die Motoren lauter zu machen

Die Formel-1-Fans veräppelten die Versuche 2014, die Motoren lauter zu machen

​Der Automobilverband FIA hat das Formel-1-Reglement so umgeschrieben, dass die GP-Renner in der Saison 2016 markant lauter sein werden – aber Ärger ist programmiert.

Als die Formel 1 in die neue Turbo-Ära schritt, stand für die Fans bald fest: Die neuen 1,6-Liter-Motoren in ihrer V6-Turbokonfiguration mögen ja technische Juwele sein, aber akustisch waren das alles Luftpumpen. Es hagelte Proteste.

Auf die Schnelle liess sich keine Lösung finden: Nico Rosberg rückte schon im Mai 2014 mit einem Trichter am Ende des Auspuffrohrs auf die Bahn aus, doch nach wenigen Runden stand fest – am Geräusch änderte das nicht viel. Dafür hatte die Twitter-Gemeinde, Photoshop sei Dank!, viel Grund für einfallsreiche Bildcollagen (siehe Foto oben).

Vor gut einem Jahr, beim ersten Wintertest 2015 in Jerez, merkte der GP-Tross dann – die Antriebseinheiten haben nicht nur in Sachen Leistung und Fahrbarkeit zugelegt, sondern auch beim Getöse.

Andy Cowell, Motorenchef bei Mercedes: «Wir haben keine Messungen gemacht, ob die Triebwerke wirklich lauter sind als vor 365 Tagen. Wir konzentrieren uns bei der Arbeit darauf, den Wagen schneller zu machen, nicht lauter! Vielleicht waren wir alle ein wenig zu lange weg von Formel-1-Motoren in freier Wildbahn, und der Eindruck täuscht. Aber um ehrlich zu sein, kommen mir die Aggregate selber auch lauter vor.»

Mercedes-Chefdesigner Aldo Costa bestätigte: «Vor einem Jahr konnte ich ohne Ohrschutz in der Box stehen, das war kein Problem. Nun aber ist der Sound wahrlich betäubend, ich muss meine Ohren wieder bedecken, wenn unser V6 in Gang gesetzt wird. Klar ist das kein Vergleich zum Geschrei der früheren V8-Saugmotoren, aber der Sound der neuen Tubos ist mindestens so gut wie jener der ersten Turbo-Generation. Vielleicht liegt das auch an den inzwischen erlaubten Ansaugstutzen von verstellbarer Länge.»

Aber den meisten Fans war das noch immer zu wenig, also haben die Regelhüter der FIA zur Saison 2016 hin reagiert: Es gibt nicht mehr nur ein Endrohr wie bisher, sondern die Motoren dürfen mit bis zu zwei zusätzlichen Ausgängen versehen werden – wobei diese Rohre direkt im Bereich des Wastegate-Ventils beginnen und von dort nach hinten führen müssen. Das Wastegate (zwischen Lader und Auspuffkrümmern) tritt dann in Funktion, wenn der Lader weniger stark vom Abgassstrom beschleunigt werden soll. Die Abgase werden abgeleitet und fliessen – ohne Umweg durch den Lader – in die neuen Ausgangsrohre. Das erhöht die Lautstärke.

Aber bereits wittern Regelkundige: Die cleveren Formel-1-Techniker könnten hier den früheren Effekte des angeblasenen Diffusors simulieren. Wenn also Abgasströme dazu verwendet werden, den Luftstrom am Heck zu beschleunigen und damit Abtrieb zu generieren. Die FIA will mit exakten Vorgaben gegenlenken, was die Anordnung der neuen Röhren angeht. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass die Ingenieure der Rennställe dennoch Mittel und Wege finden, die Regeln auszubremsen.

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