Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Toro Rosso beim Barcelona-Test – ein kleines Wunder

Kolumne von Mathias Brunner
​Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost will mit dem zweiten Red-Bull-Team WM-Rang 5 erreichen. Dass Toro Rosso es rechtzeitig nach Barcelona schaffte, ist ein kleines Wunder.

Im Rahmen des ersten Barcelona-Tests (22.–25. Februar) haben wir viele lächelnde Gesichter bei Toro Rosso gesehen. Das Team rückte zwar nur mit einer dunkelblauen Lackierung aus, nachdem die Arbeit in jeder Abteilung des Rennstalls aus Faenza auf dem letzten Drücker fertig geworden war und die Lackierung als ein vernachlässigbarer Punkt eingestuft werden musste, aber mit der Rückkehr zu Motorpartner Ferrari sind alle glücklich.

Max Verstappen und Carlos Sainz loben die Power des 1,6-Liter-V6-Turbo aus Maranello, und Technikchef James Key war erleichtert, dass Toro Rosso das Wettrennen vor dem ersten Test gewonnen hat: «Wenn ich daran denke, wie spät die Motorentscheidung bei uns gefallen ist, Ende Oktober, und wie sehr wir Gas geben mussten, um alles zum Wintertestbeginn fertig zu bekommen, dann dürfen wir auf uns sehr stolz sein, es überhaupt nach Spanien geschafft zu haben.»

Selbstverständlich ist das nicht: Auch die Aufgabe für Red Bull Racing war schwierig, aber RBR ist fast doppelt so gross wie Toro Rosso, zudem fährt Red Bull Racing mit dem gleichen Motorpartner weiter (auch wenn der Renault-V6 dort TAG-Heuer heisst), Toro Rosso hingegen stellte um von Renault-Motoren auf Ferrari-Aggregate.

James Key weiter: «Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht so richtig, was ich erwarten sollte, bevor es nach Spanien ging. Nicht nur, dass wir einen ziemlich straffen Zeitplan hatten, um das neue Auto fertigzustellen, wir haben mit Ferrari ja auch einen neuen Motorpartner. Das ganze Team hat hervorragende Arbeit geleistet.»

Möglich wurde das kleine Formel-1-Wunder aber durch Ausnahme-Entscheidungen: Toro Rosso stellte mehr als Übergangslösung als hundert Fachkräfte zusätzlich ein, es wurde umgestellt auf Schichtbetrieb, drei Monate lang ging im Werk buchstäblich das Licht nicht mehr aus.

James Key ist mit dem Zwischenergebnis hoch zufrieden: «Wir haben beim ersten Test fast alles abgehaken können, was wir uns für den ersten Test vorgenommen hatten. Wir wollten zunächst einmal sicherstellen, dass der Ferrari gut ins Auto eingebettet ist und mechanisch alles funktioniert. Dem ist so. Die Fahrer haben ebenfalls sehr gut gearbeitet, die Standfestigkeit stimmt. Das ist ein wichtiger Punkt, wenn du nur acht Wintertesttage zur Verfügung hast. Erst beim letzten Test erhöhst du schrittweise den Speed.»

Toro Rosso zeigte beim zweiten Barcelona-Test, wie der Toro-Rosso-Renner wirklich aussieht: Die Sponsoren Cepsa (Öl) und Nova Chemicals (chemische Produkte) sind verschwunden – noch da sind Sapinda (Investment), Estrella Galicia 0,0 (alkoholfreies Bier), Casio Edifice (Uhren), Falcon (Bank).

Der 2016er Toro Rosso darf sich sehen lassen: Nur Mercedes-Benz hat die Flügelaufhängung ähnlich kunstvoll nach hinten gerückt und aufs Minimum verringert. Der Frontflügel selber ist letzter Stand der Dinge als Mehrteiler in Kaskadenform. Die Nase selber ist mit einem so genannten S-Schacht ausgerüstet (wenn Luft unter der Fahrzeugnase abgezogen wird, die oben vor dem Fahrer wieder ins Freie austritt, ein Trick den übrigens der legendäre Colin Chapman 1979 am Lotus 80 einführte).

Die Seitenkästen sind extrem tailliert, auf der Oberseite fallen Luftleiter auf, wie sie McLaren salonfähig gemacht hat. Am Heck ein Hingucker: Dreistufiger Zusatzflügel über dem Rücklicht, dazu hat kein Team eine so geschlitzte Heckflügelseitenplatte wie der Toro Rosso. Hier wird versucht, die komplexe Strömung im Bereich der Hinterreifen zu beruhigen.

Fazit: Der Toro Rosso STR11 in jüngster Ausführung ist ein hübsches, innovatives Auto.

Bei der Umstellung von Renault- auf Ferrari-Power musste James Key nach eigenen Aussagen wenig Kompromisse eingehen: «Gut, die Installation des Ferrari ist natürlich anders, aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass wir deswegen beim aerodyanamischen Konzept des Autos beeinträchtigt waren.»

Im vergangenen Jahr erwies sich Toro Rosso mit einem hervorragenden Chassis bisweilen als Schrecken der Top-Teams. Höhepunkte: Startränge 5 und 6 auf der Chassis-Strecke Circuit de Barcelona-Catalunya vor dem Spanien-GP, dann die vierten Ränge von Verstappen in Ungarn und Texas. Der 18jährige Niederländer wurde mit WM-Rang 12 und einigen atemraubenden Überholmanövern zur Entdeckung des Jahres.

Am Ziel hat sich auch nichts geändert: Teamchef Franz Tost will im Idealfall Rang 5 in der Markenwertung erreichen. Die Logik dahinter: Wenn ein Rennstall wie Force India das kann, dann muss das Toro Rosso – ein Team in vergleichbarer Grösse – auch können. Jedoch: Force India holte 2015 fast doppelt so viele Punkte wie Toro Rosso, und McLaren-Honda wird in der kommenden Saison nicht so schwach sein wie im vergangenen Jahr.

Für WM-Rang 5 braucht Toro Rosso noch einmal ein kleines Formel-1-Wunder.

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