Noch immer keine Rettung Monza-GP: Rollen Köpfe?

Von Mathias Brunner
Bleibt der Grosse Preis von Italien über 2016 hinaus in Monza?

Bleibt der Grosse Preis von Italien über 2016 hinaus in Monza?

​Der Vertrag zur Austragung des Italien-GP in Monza über 2016 hinaus lässt weiter auf sich warten. Muss die Führungsetage der Betreiberfirma geopfert werden?

Eine Delegation aus Italien ist vor knapp einem Monat nach einem Besuch bei Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone unverrichteter Dinge abgereist: kein neuer Vertrag für Monza.

Internet-Umfragen zeigen: Drei von vier Formel-1-Fans wollen, dass der Grosse Preis von Italien in Monza bleibt. Auf keiner anderen Strecke ist ein Landes-GP im Rahmen der Formel-1-WM so oft ausgetragen worden. Aber noch immer ist das Undenkbare leider denkbar – eine Formel-1-WM ohne den Pflichttermin im Königlichen Park von Monza.

Die Ausgangslage präsentiert sich folgendermassen. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone stellte im vergangenen Jahr nüchtern fest: «Aus kommerzieller Sicht ist der Monza-Vertrag für uns eine Katastrophe. Ich glaube nicht, dass wir über 2016 hinaus ein Abkommen mit Monza abschliessen werden.» Natürlich erzeugte das in Italien einen Sturm der Entrüstung.

Die Weichen zur vermeintlichen Rettung stellte dann Angelo Sticchi Damiani, Präsident des italienischen Automobilklubs (ACI), und dies auf höchster Ebene, zusammen mit Staatschef Matteo Renzi. Das italienische Parlement nickte eine Gesetzesänderung ab, wonach der ACI seine Statuten dahingehend ändern kann, dass der Automobilklub eigene Mittel zur GP-Austragung aufwenden darf.

Zuvor war das nicht möglich, weil der italienische Automobilklub seine Ressourcen nur unter strengen Auflagen einsetzen darf.

Der ACI wollte gut zwei Drittel der Gesamtkosten von rund 20 Millionen Euro Antrittsgebühr tragen, den Rest würden der Automobilklub von Mailand dank des Eintrittskartenverkaufs sowie die Regionalregierung übernehmen.

Damiani reiste mit dem früheren Formel-1-Fahrer Ivan Capelli (heute Präsident des Automobiklubs von Mailand) nach London, aber sie kehrten mit leeren Händen zurück – kein neuer Vertrag bis einschliesslich 2023, wie es angestrebt worden war. Wieso?

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: «Nun, das Ganze ist halt – etwas italienisch. Viele Gespräche, aber wenig Aktion. Sie haben mir vor einigen Monaten gesagt: „Alles ist geregelt, wir wissen genau, wo wir stehen, alles ist gutgeheissen, es gibt keine Dramas.“ Und nun höre ich, alles sei auf einmal wahnsinnig politisch. Wie es nun weitergeht, liegt nicht in meinen Händen. Die einzigen Leute, die diese Situation lösen können, sind die Italiener.»

Angeblich soll Ecclestone den Italienern vorgeworfen haben, sich zu wenig auf die Formel 1 zu konzentrieren und sich statt dessen zu verzetteln – wie etwa mit Projekten für die Austragung von Rennen zur Superbike-WM oder Formel E. Der F1-Promoter findet, es werde zu wenig Geld in die Erneuerung der Infrastruktur gesteckt. Dieser Vorwurf richtet sich direkt an die Betreiberfirma SIAS. Dort wird daran gedacht, die Pistenführung in der Curvone zu ändern. Was mit der Formel 1 nichts zu tun hat, aber Mittel bindet, welche Ecclestone gerne anders investiert sähe.

Die Strecke im Königlichen Park von Monza gehört der Stadt Mailand und der Gemeinde Monza, Belange bezüglich der Rennstrecke werden durch die entsprechenden Automobilklubs geregelt. Als Streckenbetreiber ist die Firma SIAS (Societa Incremento Automobilismo e Sport Spa) von Monza und Mailand beauftragt.

Durchaus denkbar, dass Angelo Sticchi Damiani nun Druck auf die Stadt Mailand und die Gemeinde Monza ausüben wird, um SIAS-Präsident Andrea Dell’Orto und Geschäftsleiter Francesco Ferri in die Wüste zu schicken. Als Bauernopfer für Ecclestone.

Dell’Orto gegenüber der Gazzetta dello Sport zu seiner Position: «Ecclestone kann mich ja anrufen und mich nach meinen Beweggründen fragen. Wir versuchen lediglich, unsere Strecke zu modernisieren und für den Motorradsport fit zu machen. Nur mit mehr Rennen von hohem Niveau schaffen wir es, eine bessere Bilanz hinzubekommen. Wir haben 2015 einen Verlust von 1,5 Millionen Euro geschrieben. Auch deshalb, weil der Formel-1-GP weniger eingebracht hat als erwartet.»

Dennoch halten sich in Italien hartnäckig Gerüchte, wonach die SIAS ihres Auftrags erhoben werden könnte. Als Nachfolger werden der Unternehmer Alberto Dossi und Federico Bendinelli gehandelt, der bereits als Berater der SIAS gearbeitet hat.

Druckmittel hat Ecclestone gleich zwei: Mugello hat eben die FIA-Lizenz der Stufe 1 erhalten (welche notwendig ist, um Grands Prix austragen zu dürfen), und die Betreiber von Imola wurden bereits in London vorstellig, um Ecclestone einen Italien-GP auf ihrer Rennstrecke schmackhaft zu machen. So wie es 1980 passierte, als im Parco di Monza umgebaut werden musste.

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15. Mai: Spanien (Barcelona)
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19. Juni: Aserbaidschan (Baku)
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

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