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Dave Ryan (Manor): «Pascal Wehrlein mehr als schnell»

Von Mathias Brunner
​Der Neuseeländer Dave Ryan (61) arbeitete mit den Besten der Branche, nun ist er Sportchef beim kleinsten Rennstall der Formel 1: «Vor uns liegt ein Riesenberg.»

Mit 20 Jahren trat David (Dave) Ryan in grosse Fussstapfen: Er wollte wie die Rennfahrer Bruce McLaren, Chris Amon und Denny Hulme in die grosse weite Motorsportwelt hinaus ziehen. Logisches Ziel für den jungen Dave – Grossbritannien.

Ryan, der selber an Speedway-Rennen teilgenommen hatte, wurde bei McLaren vorstellig, das Team war damals noch in Colnbrook angesiedelt, unweit des Londoner Flughafens Heathrow.

Für Neuseeländer stand dort immer eine Tür offen, auch wenn Firmengründer Bruce McLaren zu diesem Zeitpunkt schon vier Jahre tot war. Team-Manager Alistair Caldwell war zwar in England geboren worden, wuchs aber in Neuseeland auf und hatte ein grosses Herz für Kämpfernaturen aus dem kleinen Land. Ryan erhielt einen Job als Mechaniker.

Das Timing hätte nicht besser sein können: Gleich im ersten Jahr bei McLaren wurde Dave zum Teil der Weltmeister-Mannschaft – erster WM-Titel des Rennstalls, mit Emerson Fittipaldi. Im Jahr darauf kam Jochen Mass für Denny Hulme ins Team, drei Jahre lang arbeitete Ryan nun mit dem Deutschen. Inzwischen holte James Hunt 1976 für McLaren den zweiten Fahrer-WM-Titel.

Ryan überstand den grossen Management-Wechsel, als Ron Dennis Ende 1980 als Teilhaber ins Team kam und später ganz die Kontrolle über McLaren übernahm. Ende 1982 wurde Dave Ryan zum Chefmechaniker befördert. Nebenher fand er noch Zeit für einige Formel-Ford-Rennen, aber das blieb eher Hobby als ernsthafter Versuch.

Ryan erlebte die Hochblüte von McLaren, aber in unterschiedlichen Funktionen: 1987 (nach den Titel von Niki Lauda und Alain Prost) fand er, er habe nun die Nase voll von der ganzen Reiserei und übernahm einen leitenden Posten im McLaren-Werk. Zwei Jahre danach war ihm ein wenig fad, und er wurde Team-Manager an der Seite von Teamchef Ron Dennis, dann Sportchef. McLaren holte mit Ayrton Senna, Alain Prost, Mika Häkkinen und Lewis Hamilton weitere Titel.

Genau dieser Hamilton sollte ihn letztlich den Job kosten: Nach einer kontroversen Aktion um gelbe Flaggen für Lewis Hamilton beim Australien-GP 2009 enthob McLaren Dave Ryan seines Postens. Bei der FIA hatte Ryan zugeben müssen, dass er seinen Piloten angewiesen hatte, bei den Rennkommissaren die Unwahrheit zu sagen. Damit war Dave Ryans McLaren-Karriere nach 35 Jahren zu Ende.

Der Neuseeländer gründete den GT-Rennstall VonRyan Racing, 2015 gewann das Team mit (ausgerechnet) McLaren-Sportwagen drei Rennen zur Blancpain-Langstreckenserie und in der britischen GT-Meisterschaft.

Im November 2015 kehrte Dave Ryan beim WM-Finale von Abu Dhabi in die Formel 1 zurück: Als neuer Renndirektor von Manor.

In Australien hat der Neuseeländer eine weitere Formel-1-Saison in Angriff genommen. Gegenüber der offiziellen Formel-1-Webpage sagt er: «Manor ist ein sehr kleines Team, vor uns liegt ein Riesenberg. Die Leute, welche das Team zuvor geführt haben, sie haben gut gearbeitet, aber Fakt bleibt – richtig konkurrenzfähig war der Rennstall selten. Um dorthin zu gelangen, wo wir hinwollen, müssen wir ganz langsam die Treppe aufsteigen, vor uns liegen zehn Teams in unterschiedlicher Stärke.»

Eine entscheidende Stufe dabei: Manor hat, gemäss Dave Ryan, «den vermutlich besten Motor der Branche, dank Mercedes-Benz. In Sachen Triebwerk könnten wir nicht in einer besseren Position sein.»

Manor ist mit zwei Rookies in die Saison gegangen, in Australien haben Rio Haryanto und besonders Pascal Wehrlein ihre Aufgabe sehr gut gemacht, die zwölftbeste Rennrunde des jungen Deutschen – so etwas wäre früher mit Marussia auf trockener Bahn fast undenkbar gewesen.

Dave Ryan: «Die beiden Jungen machen sich prima, sie haben ganz eigene Persönlichkeiten. Rio ist der Stillere, Wehrlein bringt sich mehr ein. Pascal darf sich glücklich schätzen, dass ihn Mercedes seit Jahren fördert, und er ist schon ein sehr kompletter Fahrer. Sein Speed ist offensichtlich, aber für die Techniker ist mindestens so wichtig, welche fundierte Aussagen er übers Auto macht. Mit Rio ist die Ausgangslage anders – er hat weniger Formel-1-Erfahrung als Pascal, und derzeit ist er eher vorsichtig.»

Dave Ryan über den 2016er Manor: «Das Auto hat nichts mehr zu tun mit jenem Fahrzeug, das im vergangenen Jahr eingesetzt worden ist. Wir haben unglaublich viel Boden gutgemacht. Ob es reicht, um den Anschluss ans hintere Mittelfeld zu schaffen, das weiss ich nicht. Ich möchte vom Team 2016 eine respekable Leistung sehen. Ich bin nicht zu Manor gekommen, um das Feld zu füllen und die anderen gut aussehen zu lassen. Wir wollen mitmischen. Ich will, dass wir ernst genommen werden, und dafür müssen wir konkurrenfähiger werden. Daran arbeiten wir.»

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