Halo: Lewis Hamilton bekehrt, Fernando Alonso nicht

Von Mathias Brunner
​Nach weiterem Versuchen mit dem Kopfschutzsystem Halo (Heiligenschein) in Singapur: Lewis Hamilton wandelt sich vom härtesten Kritiker zum Halo-Anhänger, Fernando Alonso äussert Bedenken.

Die wundersame Wandlung des Lewis Hamilton. Im vergangenen März, als Ferrari erstmals mit einer Attrappe des Kopfschutzsystems Halo (Heiligenschein) ausrückte, klang das bei Lewis Hamilton noch so: «Ich habe ein Bild davon gesehen und ungefähr so reagiert (legte den Kopf in gespielter Verzweiflung auf die geöffneten Hände).» Auf die Frage, ob er das ausformulieren könne, meinte der Engländer: «Lieber nicht.»

Das tat er dann am Abend des Wintertesttags auf seinem Instagram-Konto: «Bitte nicht! Das ist die hässlichste Modeerscheinung der Formel-1-Geschichte. Ich schätze das Streben nach mehr Sicherheit, aber das ist Formel 1, und so wie die Autos derzeit sind, ist alles in Ordnung.»

Ein halbes Jahr später klingt das ganz anders. Nach seinem Halo-Versuch im freien Training zum Singapur-GP meint der dreifache Formel-1-Champion: «Du musst ein wenig anders einsteigen, sonst erkenne ich kaum Unterschiede. Ich könnte mit dem Halo problemlos das ganze Wochenende fahren. Es gab Schwierigkeiten, im Rückspiegel den Heckflügel zu sehen, weil der Halo die Sicht verstellt. Dazu konnte ich in der Box den Zeitenschirm nicht gut lesen, aber das sind alles keine echten Probleme. Was die Sicht nach vorne angeht, so ist es mir nach einer Weile gar nicht mehr bewusst gewesen, dass ich mit dem Halo fahre.»

Die wundersame Wandlung erklärt Lewis mit der FIA-Präsentation im Rahmen des Ungarn-GP: «Ich finde den Halo noch immer hässlich. Aber wenn ich weiss, dass wir bei gewissen Unfallszenarien eine um 17 Prozent höhere Überlebenschance habe, dann muss ich doch nicht mehr überlegen.»

Auch Fernando Alonso ist in Singapur mit Halo gefahren. Der Spanier hat Bedenken: «Die Sicht ist eingeschränkt. Aber ich schätze, daran gewöhnen wir uns. Ich kann mich daran erinnern, als wir diese hoch angesetzten Fahrzeugnasen hatten, da war die Sicht auch kompromittiert. Am Anfang war das ein wenig seltsam, aber nach einer Weile hast du nicht mehr daran gedacht. Was noch nicht optimal ist – ich finde es ziemlich schwierig, ein- und auszusteigen.»

In Monza hatte Sergio Pérez nach seinem Halo-Versuch Ähnliches erklärt: «Ich fand jetzt nicht, dass ich irgendwelche Probleme mit der Sicht habe. Es war hingegen schwierig, mich mit aufgesetztem Halo aus dem Wagen zu winden.»

In Belgien waren Nico Rosberg, Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg mit Halo unterwegs. Rosberg war der Fleissigste. Der Deutsche fuhr nicht nur Installationsrunden (wenn ein Pilot nach dem Prüfen aller Systeme gleich wieder an die Box fährt), sondern mehrere fliegende Runden in zwei Segmenten. Er fuhr sogar am Morgen des ersten Francorchamps-Trainingstags Bestzeit – mit dem Halo am Wagen!

«Ich fand es wichtig, diesen Test zu fahren», sagte der 19fache GP-Sieger damals. «Ich finde, die Techniker haben einen guten Job gemacht, denn ich fühlte mich beim Fahren überhaupt nicht gestört. Ich weiss auch, dass der Halo von aussen nicht besonders gefällig aussieht, aber in Sachen Sicherheit ist er wichtig.»

«Durch Eau Rouge war der Halo überhaupt kein Problem. Ich habe den oberen Bügel überhaupt nicht bemerkt. Ich glaube sogar, den könnte man niedriger ziehen. Im Sportwagen ist der Scheibenrand auch tiefer. Ich finde die Sicht wirklich kein Problem.»

Daniel Ricciardo, der in Russland mit dem Aeroscreen von Red Bull ausgerückt war, sagte: «So übel lief es nicht. Ich sehe das als fortlaufendes Projekt. Klar fühlt sich der Halo anders an als der Aeroscreen. Aber das war ein guter Test. Es ist gut, dass wir bis zum Schluss der Saison die Möglichkeit haben, ein paar Mal mit dem Halo zu fahren. Nun habe ich mit dem Fragebogen ein paar Hausaufgaben zu lösen!»

Nico Hülkenberg meinte: «Es fühlte sich seltsam an. Im Formel-Renner etwas zu haben, das die Sicht beschneidet, war eine neue Erfahrung. Die Sicht war nicht übel, ich sehe das nicht als Problem. Es wird eine Weile dauern, sich an den Halo zu gewöhnen. Ich selber habe nur eine Installationsrunde damit gedreht, das ist natürlich nicht annähernd genug, um sich ein gründliches Bild zu machen. Wir brauchen mehr Tests.»

Die Versuche mit dem Halo gehen in Malaysia weiter. Noch ist nicht klar, wer dann alles damit fahren wird.

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