Jonas Folgers Barcelona-WM-Tagebuch

Von Esther Babel
Das WM-Motorrad

Das WM-Motorrad

Die IDM Superbike hatte am vergangenen Wochenende Sendepause bei Jonas Folger und dem Team Bonovo action by MGM Racing. Stattdessen glänzte der Yamaha-Pilot bei der Superbike-WM. Drama inklusive.

In der IDM Superbike hat Jonas Folger bisher alles abgeräumt, was so im Programm war. Pole-Position, schnellste Rennrunde und sechs von sechs möglichen Siegen. Der Titelgewinn ist am kommenden Wochenende in greifbarer Nähe. Doch mit seinem Wildcard-Einsatz in der Superbike-WM in Barcelona hat Folger gezeigt, dass mehr geht, als die nationale Meisterschaft. Wer den ehemaligen MotoGP-Piloten also nochmals bei der IDM sehen will, sollte sich ranhalten. Es könnte am Sonntag schon wieder der letzte Einsatz sein.

In Barcelona war Folger mit dem Testbike von Niccolo Canepa ausgerückt und die drei Tage in Spanien hatten es in sich und boten reichlich Stoff für einen abendfüllenden Kinofilm. Der Superbike-Pilot beschreibt die Geschehnisse mit eigenen Worten.

Freitag

FP1: P15 – 1´43.664 / FP2: P15 – 1´57.555:

«Ich denke, wir können nach dem ersten Tag dem weiteren Wochenende nun viel gelassener entgegenblicken. Vor dem ersten Training war die Anspannung sehr deutlich zu spüren, da es in vielerlei Hinsicht eine komplett neue Herausforderung für mich war. In erster Linie deshalb, weil sich das Motorrad in vielen Bereichen unterscheidet. Es fühlt sich auch ganz anders an als mein IDM-Bike. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Erreichtem zufrieden. Ohne vorherigen Test waren wir nach dem ersten Training nur 1,5 Sekunden hinter der Spitze und auf regennasser Piste war der Rückstand der Gleiche. Das kann sich bestimmt allemal sehen lassen. Abgesehen davon gibt es aber noch reichlich Luft nach oben. Allerdings haben wir noch viel Arbeit vor uns. Hauptsächlich müssen wir die Elektronikabstimmung viel besser hinbekommen. Dazu gehört auch die Leistungsentfaltung, die noch ein grosses Thema ist. Hoffentlich gelingt uns morgen in diesem Bereich ein deutlicher Fortschritt, sodass wir auch ein grossen Sprung nach vorne machen.»

Kombinierte Zeitenliste (FP1/FP2):

1 Toprak RAZGATGLIOGLU 1´42.140 (FP1)
2 Michael van der MARK 1´42.309 +0.169 (FP1)
3 Garrett GERLOFF 1´42.478 +0.338 (FP1)
15 Jonas FOLGER 1´43.664 +1.524 (FP1)

Samstag

Startplatz 21 / P12

«Der heutige Tag war nichts für schwache Nerven, das muss ich ehrlich eingestehen. Es war wie verhext, dass wir während der Superpole ein Problem am Motorrad nicht finden konnten. Meine Techniker und Mechaniker waren ebenfalls schon fast am Verzweifeln. Erst kurz vor dem Start zum ersten Rennen konnten sie die Ursache lokalisieren und das Bike in Windeseile noch startklar machen. Das war wirklich in allerletzter Minute. Beim Rausfahren zur Startaufstellung habe ich aber sofort gemerkt, dass der Motor wieder mit normaler Leistung läuft. Die Erleichterung war für uns alle riesengross. Allerdings waren damit längst nicht alle Probleme beseitigt.»

«Wegen des kleinen Defekts, der aber eine grosse Wirkung gehabt hat, hatten wir das Motor-Mapping den Umständen entsprechend eingestellt und danach war keine Zeit mehr übrig, um ein neues Mapping für mehr Motorleistung zu erstellen. Also musste ich das Rennen mit diesem einem Mapping fahren. Trotzdem war es ein gutes Rennen, ich habe es genossen. Obwohl das Bike alles andere als perfekt abgestimmt war, sowie wir auch hinsichtlich des Mappings weit danebengelegen sind, haben wir eine gute Leistung abgeliefert. Wir haben unseren Speed sehr eindrucksvoll zeigen können. Viel wichtiger aber ist, dass wir unglaublich viele und wertvolle Daten sammeln konnten, die uns in Hinblick auf Sonntag ungemein weiterhelfen werden. Nach eingehender Analyse werden wir das Motorrad bestimmt besser hinbekommen.»

«Allerdings war es ein bisschen schade, dass ich zum Schluss noch zwei Plätze verloren habe. Es hätte mir gut gefallen, sowie es auch für das gesamte Team sehr schön gewesen wäre, wenn ich in meinem Debütrennen in dieser Meisterschaft in den Top-Ten gelandet wäre. Am Ende hatte der Reifen den Geist bereits ziemlich aufgegeben. Dabei hat auch unser Mapping eine Rolle gespielt, da wir keine Einstellung für wenig Grip zur Verfügung hatten. Das war eigentlich das Hauptproblem. Trotzdem bin ich mit dem Ausgang des heutigen Tages sehr zufrieden und freue mich für meine Crew, die in dieser Hektik immer ruhig geblieben ist und alles gegeben hat. Sie haben wirklich einen super Job gemacht. Mein erstes Superbike-WM-Rennen hat auf jeden Fall Appetit auf mehr gemacht. Daher freue ich mich schon auf morgen.»

Superpole Rangliste:

1 Jonathan REA 1´41.619
2 Toprak RAZGATGLIOGLU 1´41.713 +0.094
3 Alvaro BAUTISTA 1´41.757 +0.138
NQ Jonas FOLGER

Ergebnis Rennen 1:

1 Jonathan REA 34´34.245
2 Scott REDDING +2.625
3 Chaz DAVIES +4.459
12 Jonas FOLGER +22.934

Sonntag

Superpole-Race: P10 / Rennen 2: P11:

«Im Grossen und Ganzen bin ich mit meinem ersten Superbike-WM-Wochenende sehr happy. Ehrlich gesagt hätte ich mir für das zweite Hauptrennen am Sonntag aber ein wenig mehr erhofft. Ich wollte schon gerne in den Top-Ten landen. Am Ende hat es um Haaresbreite nicht gereicht. Allerdings habe ich ein besseres Ergebnis schon am Anfang verspielt. Mit neuen Reifen hat es einfach zu lange gedauert, bis ich in meinen Rhythmus gekommen bin. Ab Rennmitte ist es dann besser gelaufen. Aufgrund der gestern gesammelten Daten ist es uns gelungen, die Mappings ein wenig zu verbessern. Daher konnten wir ab Halbzeit der Distanz die Performance ein wenig steigern. Das ist vielleicht der positivste Punkt des Wochenendes.»

«Wenn wir also unsere technischen Probleme weglassen, die wir manchmal hatten und für die wir auch meistens nichts konnten, dann haben wir einen sehr sauberen Job erledigt. Ich bin mit meinen Leistungen sehr zufrieden. Das Gleiche gilt auch für das gesamte Team. Das möchte ich an dieser Stelle besonders betonen, dass jeder Einzelne genauso immer alles gegeben hat. Ich kann also wirklich stolz auf meine Jungs sein. Darüber hinaus hat dieses Wochenende viel Spass und Freude bereitet, sowie es in jeder Hinsicht ein grossartiges Erlebnis war. Hoffentlich konnte ich mit meinen Vorstellungen einen starken Eindruck hinterlassen, dass es in Zukunft für mich in dieser Meisterschaft weitergeht.»

Race (10 Runden):

1 Michael van der MARK 17´07.732
2 Jonathan REA +2.372
3 Loris BAZ +2.923
10 Jonas FOLGER +12.709

Ergebnis Rennen 2 (20 Runden):

1 Chaz DAVIES 34´29.729
2 Michael van der MARK +2.460
3 Garrett GERLOFF +2.559
11 Jonas FOLGER +20.451

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