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GERT56: Ersatzmann Dominik Vincon holt IDM-Pokal

Von Esther Babel
Nach langer IDM-Abstinenz sprang Vincon beim Finale in Hockenheim mal eben auf die BMW und ergatterte ein Superbike-Podest. Teamchef Karsten Wolf schaut auf ein bewegtes Jahr zurück.

«Sportlich gesehen ist das Finale der IDM nach Startschwierigkeiten am Ende mehr als nach Plan gelaufen», erzählt jetzt das Team GERT56 um Chef Karsten Wolf. «Ersatz-Ersatz-Pilot Dominic Vincon feierte mit Startplatz drei das beste Qualifying-Ergebnis für das Team aus Pirna. Im ersten Rennen fuhr er als Zweiter aufs Podest.» Überschattet wurde das letzte IDM-Wochenende durch den tödlichen Trainingsunfall von Superbike-Kollege Leon Langstädtler. Doch das Team möchte am Ende doch nochmal das Augenmerk Richtung Sport lenken und Vincons Leistung, die im allgemeinen Trubel untergegangen waren.

Dominic Vincon, der für den Corona-erkrankten Stefan Kerschbaumer eingesprungen war, der für die beiden verletzten Stammpiloten Toni Finsterbusch und Julian Puffe aufgeboten war: Schon die Vorgeschichte zum Finale von Hockenheim lässt erahnen, welch personelle Mammut-Aufgaben das Team zu stemmen hatte.

Vincon reiste am Donnerstagabend spät an und hatte weder Zeit, das Motorrad zu testen, noch die komplette IDM-Mannschaft von GERT56 kennen zu lernen. Ähnlich erging es ihm dann noch am Freitag, da Vincon immer wieder im Wohnwagen verschwand, um der Option ‚Mobiles Arbeiten‘ für seinen Arbeitgeber nachzukommen, der ihn doch noch für das Finale am Freitag freigestellt hatte. Mit seiner Quali-Zeit von 1:26,730 Minuten schnappte er sich Rang 3 hinter Florian Alt und Neu-Alt-Meister Markus Reiterberger.

Im ersten Lauf herrschten schwierigste Bedingungen: Von vorausgehendem Regen abtrocknende Strecke und dazu eine Ölspur aus dem Warm-up mit Bindemittel ließ die GERT56-BMW M 1000 RR nach wenigen Runden aussehen, als hätte sie ein komplettes 24-Stunden-Rennen hinter sich. Vincon war am Start gleich ordentlich weggekommen und hatte einen Platz gut gemacht. Diesen zweiten Rang behauptete er bis ins Ziel und feierte dann schließlich mit dem ganzen Team inklusive der verletzten GERT56-Kollegen Finsterbusch und Puffe den zweiten Platz, wenngleich die Freude natürlich verhalten ausfiel. Am Ende von Lauf 2 brachte er die GERT56 BMW auf dem sechsten Platz ins Ziel.

Trotz der Abwesenheit von Puffe bei sechs Rennen und Finsterbusch bei sieben, konnte man noch die Gesamtränge 7 und 9 durch das Jahr retten. Vor ihren Verletzungen hatte man um Gesamtrang 3 gekämpft. Neben dem Podest von Vincon konnte GERT56 mit Puffe vier Mal Rang 3 und mit Finsterbusch zwei zweite Plätze feiern. Betrachtet man den Umstand, dass Vincon die Hälfte des Rennens ohne Schaltassistent unterwegs war und die Fahrstufen rustikal manuell wählen musste, zeigt es doch die Erfahrung und den Willen des 32-jährigen Allrounders.

«Es war für uns alle in vielerlei Hinsicht ein schwieriges Wochenende, besonders mit dem Auftakt mit Leon am Freitag, dem ich auch mein Podest widme und dessen Familie und Freunden ich ganz viel Kraft wünsche», erklärte Vincon. «Die GERT56-BMW M 1000 RR und das SPV-Fahrwerk haben so super funktioniert, dass ich direkt auf den dritten Startplatz fahren konnte. Dass es dann am Ende wirklich das Podest wurde, davon hatten wir alle nicht träumen dürfen. Im zweiten Rennen war es für mich etwas schwieriger aus der dritten Startreihe loszufahren und ich habe versucht, noch weiter nach vorn zu kommen, aber auf Rang sechs war dann Schluss. Trotzdem war das noch ein gutes Ergebnis für uns alle. Ich danke der gesamten Mannschaft von GERT56 für diesen Einsatz und wünsche allen anderen gute Besserung und baldige Rückkehr.»

Ein Statement des Teamchefs:

«Zur sportlichen Seite vom Final-Wochenende ist natürlich zu sagen, dass wir absolut ins kalte Wasser gesprungen sind, als uns Stefan Kerschbaumer am Mittwochabend 21 Uhr mitteilen musste, dass er an Corona erkrankt ist. Dass wir dann so schnell Dominik Vincon einsatzbereit machen konnten, grenzte schon an ein Wunder. Zu dem Zeitpunkt waren unsere LKW schon geladen und ich hatte uns schon wieder ausladen gesehen. Wir hatten absolut keine Erwartungen an dieses Wochenende, wollten einfach nur für die Fans und aus Respekt den anderen Teams und den Organisatoren gegenüber noch mal dabei sein in der IDM Superbike. Und dann holen wir Startreihe eins, unser bestes Quali-Ergebnis bisher, und dann noch einen zweiten Platz im ersten Rennen. Hut ab vor dieser Teamleistung und Hut ab vor Dominik, der in der Langstrecke zwar auch eine BMW fährt, aber dort eine S und keine M.»

«Neben dem außerordentlichen Können von Dominik möchte ich vor allem meine technische Abteilung rund um meine ‚Masterminds‘ Ronny Schlieder, Filip Altendorfer und Holger Homfeldt erwähnen. Zusammen mit Suspensionpartner Mototech SPV rund um Rüdiger Kranz und gepaart mit der Kunst und dem Fleiß der Mechaniker stellen sie augenscheinlich eine technische Basis auf die Beine, deren Potential noch nicht ganz ausgeschöpft ist. Diese Gene und diese Erfahrungen werden wir in die neue, letzte Woche vorgestellte, BMW M 1000 RR implementieren, welche 2023 unser Sportgerät sein wird.»

«Und dann ist da noch unser Rico Löwe, der im zweiten ProSuperstock-Cup-Rennen einfach als ‚Rentner‘ noch auf das Podest fährt und auf dem Treppchen vom zweiten Platz aus auf viele ‚junge Wilde‘ runter blicken konnte. Alles in allem, sportlich gesehen, ein erfolgreiches Wochenende für uns, doch warum wir das nicht mal ansatzweise gewillt waren, zu feiern, kann sich jeder denken. Solche Wochenenden lassen dich immer wieder auch nach dem Sinn fragen, aber dazu habe ich mich schon an anderer Stelle ausführlich geäußert.»

«Bleibt mir nur noch Danke zu sagen, an alle die unseren Weg begleiten, die uns stützen und unterstützen. Ihr seid da gewesen, um diese sieben Podiumsplätze mit uns zu feiern, ihr habt uns nicht fallen lassen, nachdem beide Fahrer verletzungsbedingt die Saison frühzeitig beenden mussten und auch die technisch materielle Basis ‚stark gelitten‘ hatte.»

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