Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Schleiz: Peter Schröder nach Höllencrash zurück

Von Rudi Hagen
Peter Schröder (r.) ist in Schleiz mit Manuel Hirschi (l.) am Start.

Peter Schröder (r.) ist in Schleiz mit Manuel Hirschi (l.) am Start.

Im August 20219 verunglückte Peter Schröder mit seiner Beifahrerin Stephanie Waldvogel beim Rupert Hollaus-Gedächtnisrennen am Red Bull Ring in Spielberg schwer. Heute startet der Schweizer in der IDM-Sidecar in Schleiz.

Beim Sprintrennen zur Sidecar-Trophy in Spielberg im August 2019 crashten die Schweizer Peter Schröder/Stephanie Waldvogel aufgrund eines technischen Defekts sehr schwer. Vor allem Schröder musste anschließend eine lange Leidenszeit hinnehmen. An diesem Wochenende ist der Routinier mit Beifahrer Manuel Hirschi in Schleiz am Start. SPEEDWEEK.com sprach mit Peter Schröder.

Peter, wie geht es dir?

Viel besser als noch vor geraumer Zeit.

Erzähl' uns doch von deinem Unfall.

Mitte August 2019 hatte ich den Unfall in Spielberg und war danach zehn Tage im Koma im Spital in Graz auf der Intensivstation. Danach bin ich in die Schweiz geflogen worden und für den Flug noch einmal ins künstliche Koma versetzt worden. Dann auch wieder Intensivstation und danach folgten drei Monate Reha-Klinik.

Was war alles kaputt?

Das Schlimmste waren die Verletzungen an den Rippen und an der Lunge. Auf der Intensivstation haben sie erstmal nur nach der Lunge geschaut, denn die ist überlebenswichtig. Alles andere wurde auf die Seite geschoben. Ich konnte mit drei Schläuchen einigermaßen atmen, aber die Lunge musste erstmal gerettet werden.

Wie geht das, dass die Lunge wieder funktioniert und man wieder richtig atmen kann?

Das geht mit viel Atemtraining. Einschnaufen über Bauch und Brust, viele Übungen, ähnlich wie bei Corona-Patienten. Als das gut war, haben sie mich in die Röhre geschoben und 14 Brüche gefunden. Die Hand hatten sie mir schon in Graz operiert, das war ein offener Bruch am Daumen, den es fast weggerissen hatte. Bis auf diese Verletzung hat sich alles andere in den zwei Monaten danach von selbst repariert. Beide Schlüsselbeine waren gebrochen, das Schulterblatt abgerissen und der Beckenrand angerissen. Es war auch ein Haufen Rippen kaputt, die haben sich selbst repariert. Da haben die Ärzte Angst gehabt, denn die Rippen hatten die Lunge verletzt.

Wie ging es dann weiter?

Es folgten sechs bis acht verschiedene Therapien in der Schweiz. Dann ging es wieder in die Röhre. Die Brüche wurden zum Teil operiert. Die linke Schulter ist nicht gerade zusammengewachsen, deshalb steht sie jetzt anders als die rechte. Das ist zwar ein Schönheitsfehler, aber in meinem Alter spielt das keine Rolle mehr. Da habe ich jetzt immer noch Probleme. Die Schulter ist ja der beweglichste Teil im Körper, ich kann auf der linken Seite kein Krafttraining machen, denn dann gibt es gleich Schmerzen. Aber alles andere ist wieder einigermaßen klar.

Wie kam es damals zu dem Unfall?

Ich habe das Bremspedal verloren, vom schnellsten Stück auf die langsamste Ecke in Spielberg. Zielgerade hoch, rechts rum und den Berg hoch. Dann kommt eine Kurve mit 50 km/h und wir kamen mit 237 km/h dort an. Weil es berghoch geht, bremst du dann auch noch später. Dann war die Bremse weg, das Pedal abgebrochen.

Was ging dir da durch den Kopf?

Normal viel. Herzklopfen oder was geht hier vor. Aber ich weiß davon nichts mehr, gar nichts. Zuschauer haben gesagt, ich wäre an der Stelle aus der Verschalung heraus gekommen, als hätte ich mit dem Fuß die Bremse gesucht. Als man später den Motor ausgebaut haben, stellte man fest, dass der vierte Gang drin war, also habe ich noch zwei Gänge runter geschaltet. Aber das ist für mich alles ausgelöscht. Das war das Sonntagrennen, am Samstag hatten wir noch gewonnen. Aber ich weiß nichts mehr. Die haben mir Pokale ins Spital gebracht und gesagt, du hast zwei Rennen gewonnen. Auch das am Sonntag, den beim Abbruch eine Runde vorher lagen wir vorne. Also zwei Rennen gewonnen und ich wusste nichts mehr. Das war ausgelöscht.

Und die Erinnerung hat sich nicht wieder eingestellt?

Nein, nur aus den Medien und vom Hörensagen weiß ich einiges.

Dumme Frage: Tat es weh?

Ja, nachher, solange ich geschlafen habe, natürlich nicht. Am Anfang, als ich in die Reha kam, habe ich keine Nacht richtig geschlafen. Immer hatte ich irgendwo Schmerzen. Dann habe ich viele Medikamente bekommen, denn ich habe jede Nacht gejammert vor Schmerzen. Später, als ich wieder zuhause war, hat mein Hausarzt mich untersucht und Tests gemacht. Er hat gesagt, ich müsse aufpassen mit den Medikamenten wegen der Nierenwerte.

Wie ist der Stand jetzt?

Jetzt ist es ganz gut. Ich darf keine Schmerzmittel mehr nehmen und muss viel trinken, damit die Nierenwerte konstant gut bleiben.

Als es wieder aufs Motorrad ging, wie war das für dich?

Das war schon ein Problem. Ich bin anfangs mit dem Straßenmotorrad jeden Abend ein oder zwei Stunden bei uns in die Berge gefahren. Es ging von Tag zu Tag besser. Am Anfang habe ich immer schon gebremst, wenn ich die Kurve noch gar nicht mal gesehen hatte. Zum Schluss ging es immer besser. Dann kam ich mit Manuel [Hirschi] ins Gespräch, er sagte mir, er hätte ein Motorrad [Sidecar], ob ich nicht mal damit fahren wolle. So sind wir zusammen nach Oschersleben gefahren und haben dort getestet.

Angeblich soll dich da schon wieder der Ehrgeiz gepackt haben.

Nun ja, als wir dort aus der Box heraus fuhren, überholte mich der Roscher und ich habe dann auch gleich am Gas gedreht (lacht herzhaft). Aber nach fünf Runden bin ich wieder reingefahren in die Box, da ich keine Kraft mehr hatte.

Und die Angst war weg?

Ja, ich habe gemerkt, ich kann es noch und auch die Angst war weg, da habe ich mich für die Trophy angemeldet. In Most war ich noch nicht soweit, aber in Oschersleben ging es schon besser. Nur die Linkskurven machen mir immer noch Schwierigkeiten. Und jetzt bin ich bei vier Trophy-Rennen auf dem Podest gewesen. Aber die sind auch kürzer als die IDM-Rennen. Da weiß ich noch nicht, wie es im Rennen gehen wird. Mit Manuel bin ich schon 2013 zusammen gefahren.

Macht es wieder Spaß?

Ja, schon sehr.

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