Bernhard Wagner: Zweites Glück mit vier Rädern

Von Thorsten Horn
Als am vergangenen Wochenende das 24h-Rennen auf dem Nürburgring über die Bühne ging, zierte auch der Name Bernhard Wagner die Teilnehmerliste. Der zweifache IDM-Champion im Seitenwagen frönt den Autos schon seit Jahren

Wenngleich Bernhard Wagner erst mit 40 Jahren angefangen hat, war er in den 2000er-Jahren eine feste Größe in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM). Dabei turnte er in so manchem Beiwagen eines Sidecars und feierte 2002 an der Seite seines österreichischen Landsmannes Sepp Doppler sowie 2006 mit dem Schweizer Markus Schlosser zwei Meistertitel.

Danach war für den noch bis zum 19. Juni 61-Jährigen gebürtigen Linzer allerdings abrupt Schluss auf drei Rädern. Dazu erinnert er sich am Rande des Auto-Marathons in der Eifel im Gespräch mit SPEEDWEEK.com mit folgenden Worten: «Nachdem wir schon Meister waren, hatten wir beim letzten Rennen in Hockenheim einen schweren Unfall. Da haben sie Markus und mich mit dem Hubschrauber weggeflogen. Durch die schwere Verletzung habe ich erst einmal zwei, drei Jahre pausieren müssen. Dann habe ich mir gedacht, auf vier Rädern ist es sicherer. Außerdem war es immer mein Traum, das 24h-Rennen auf dem Nürburgring zu fahren.»

Dies nahm er dann 2010 in Angriff und ließ sich vom Autosport auch nicht mehr abbringen, als Markus Schlosser noch zwei Mal bei ihm war, um ihn von einem Comeback zu überreden. «Ich sage immer, alles zu seiner Zeit, und wenn man sich in der Firma so engagiert, muss man das Risiko schon abwägen.»

Um seinen Traum von einer Teilnahme am 24h-Rennen wahr werden zu lassen, musste er zunächst die obligatorischen Pflichtrennen bei der damaligen VLN, heute NLS, bestreiten. Nachdem an dieser Geschichte zunächst ein Haken dran war, kaufte er sich einen Mini und fuhr in der gleichnamigen Trophy regelmäßig Rennen. «Dabei war ich einmal Vize, aber wenn man so spät einsteigt wie ich, wird man nicht mehr endlos schneller», sagt er mit einer gewissen Zufriedenheit im Blick.

Nach einigen Jahren im Mini, die nach Einstellung der eigenständigen Rennserie immer und immer wieder von Serie zu Serie geschubst wurde, flachte Bernhard Wagners Auto-Karriere etwas ab, doch 2022 gönnte er sich das Erlebnis 24h-Rennen wieder.

So auch in diesem Jahr. Im SRS Team Sorg Rennsport pilotierte er im regelmäßigen Wechsel mit drei Mitstreitern eine Renn-Version des ersten frontangetriebenen BMW (128ti), wozu er vorm Rennen einschätze: «Das ist eine Neuentwicklung. Für die vorderen Plätze sind wir in unserer Klasse sicherlich noch etwas zu langsam, aber im Mittelfeld sollten wir uns schon einsortieren.»

Das Rennen nahm dann für die Truppe um Bernhard Wagner einen fast schon Nordschleifen-typischen Verlauf. Gegen Mitternacht, sprich nach einem Drittel der Distanz, stand man wegen eines Antriebswellen- und Getriebelagerschadens rund zweieinhalb Stunden in der Box und verlor somit jegliche Chance auf ein gutes Ergebnis in der VT2-Front. Später hatte man noch eine Kollision mit hartem Leitplankeneinschlag und war somit praktisch aus dem Rennen. Aber das 24h-Rennen auf dem Nürburgring machen auch immer wieder alle jene Teams groß, die trotzdem nicht aufgeben, das waidwunde Fahrzeug wieder fahrbereit machen, um, realistisch betrachtet zwar nutzlos, zumindest die letzten Runden noch zu absolvieren und unter dem Jubel der Fans und der eigenen Mannschaft an der Zielflagge vorbeizufahren.

Genau so machte es auch die Mannschaft von Bernhard Wagner. «Das war jetzt mein drittes 24h-Rennen auf dem Nürburgring», so Wagner. «Ich muss das jetzt nicht zwingend jedes Jahr wieder machen, aber wenn alles passt, jederzeit gern. Ich verbringe meine Freizeit auf der Rennstrecke und das kostet, wenn man ehrlich ist, ein Schweine-Geld. Da will ich mich mit Menschen umgeben, die dazu passen und die auch Freude daran haben. Schon auch mit einem gewissen professionellen Standard, aber es sollte auch etwas Familiäres haben. Ich habe auch schon mal einen GT3 probiert, aber das ist noch einmal eine andere Preisklasse.»

Österreicher ist Bernhard Wagner nach wie vor, wenngleich er seit 40 Jahren berufsbedingt in Deutschland, aktuell im hessischen Langgöns lebt. Als Geschäftsführer einer Firma für Mess- und Regeltechnik für die Großindustrie ist er für 180 Mitarbeiter zuständig.

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