Richard Speiser: «Psychisch stabil und gefestigt»

Von Ivo Schützbach
Richard Speiser hat sich von seinen Verletzungen gut erholt

Richard Speiser hat sich von seinen Verletzungen gut erholt

Am 13. Juli 2014 war die Karriere von Richard Speiser nach einem folgenreichen Sturz beim Langbahn-GP in Marmande beendet. Seither hat sich der Vizeweltmeister von 2011 wiederholt Gedanken um ein Comeback gemacht.

«Nicht jeder hat das Glück, seine Karriere verletzungsfrei zu beenden», sagt Richard Speiser, der zwischen 2008 und 2014 zu den besten Langbahn-Fahrern der Welt gehörte. Bei seinem schicksalhaften Sturz in der Nacht vor dem französischen Nationalfeiertag 2014 erlitt der Allgäuer einen doppelten Genickbruch, der ihn beinahe das Leben kostete.

Heute ist der 33-Jährige körperlich wieder fit, bleibende Schäden hat er keine. Dem Bahnsport ist er als interessierter Zuschauer und Techniker treu geblieben.

«Ich schaue mir eine Handvoll Rennen im Jahr an, die Klassiker», schilderte Speiser SPEEDWEEK.com. «In Herxheim bin ich jedes Jahr. Da bekomme ich immer eine persönliche Einladung, das freut mich sehr. Dort habe ich dann meistens eine Einladung nach Vechta bekommen. Das ist zwar ein Stück zu fahren, aber es lohnt sich immer. Letztes Jahr war ich mit meiner Freundin Maja sogar in Marmande. Das war genau fünf Jahre nach meinem Unfall. Ich wollte dahin, mich bei den Leuten da unten bedanken und schauen, ob sich irgendwelche psychischen Komplexe ergeben, wenn ich an den Unfallort zurückkehre. Aber wie erwartet ist man als Ex-Bahnsportler auch psychisch stabil und gefestigt, sodass ich das Rennen anschauen und genießen konnte. Eingeladen hat mich der größte französische Bahnsport-Fan Laurent Peytourad. Wir haben noch schnell einen Crafter zum Wohnmobil umgebaut, die Motorräder eingeladen und sind runtergefahren. Nach einem kurzen Aufenthalt bei Laurent und in Marmande sind wir weiter an die Atlantikküste und dort mit dem Bike am Strand entlang. Ich habe ja schon viele Länder in Europa gesehen – aber meistens nur die Autobahn zur Rennstrecke und wieder zurück. Jetzt kann ich anfangen, das wirkliche Land und die Leute anzuschauen.»

«Im Winter schaue ich mir noch gerne ein bis zwei Eisrennen an, das ist immer extrem spektakulär», fuhr der Börwanger fort. «Wenn ich da jemanden mitnehme, der das nicht kennt, der kann teilweise gar nicht hinschauen, wenn die zu viert in die Kurve einbiegen. Das geht mir teilweise auch so, Eisspeedwayrennen sind für mich extrem gefährlich und spektakulär, diesen Fahrern gehört mein großer Respekt.»

«Zu anderen Rennen fahre ich eigentlich nicht. Wenn ich keine Einladung von einem Veranstalter bekomme, sehe ich oftmals keinen Grund für eine Veranstaltung, bei der sich Amateure auf der Bahn und in der Organisation selbst verwirklichen wollen, Geld auszugeben. Das ist eines der größten Probleme im Bahnsport: Der Anschluss an die moderne Zeit wurde verpasst, darüber wurde schon viel geschrieben. Dass es auch anders geht, zeigen Beispiele wie Cloppenburg. Der Sport ist weder aus der Zeit gefallen noch nicht massentauglich. Man muss es nur ordentlich aufziehen und den Leuten eine Show bieten.»

Speiser weiter: «Wenn ich Rennen auf großen, schönen Bahnen sehe, dann denke ich mir schon, dass ich mich da nicht verstecken müsste. Ich bin körperlich gut drauf und durch das viele Klettern und Radeln auch nicht in schlechter Form. Wenn ich so manche grobe Schnitzer auf der Bahn oder vor allem am Start sehe, denke ich mir, dass ich da sicher nicht Letzter werden würde, auch wenn ich sofort ohne Training aufsteigen müsste. Wenn ich dazu noch durchs Fahrerlager schlendere und sehe, wie schlecht manche Motorräder vorbereitet sind und wie wenig Ahnung vorhanden ist, müsste ich mir sicher keine Sorgen mache.»

«Ansonsten habe ich keine Ambitionen, wieder Profi-Rennfahrer zu werden», beteuert der ehemalige Vizeweltmeister und heutige Diplom-Ingenieur. «Wenn ich mir ein Rennen anschaue bin ich froh, dass ich danach einfach nach Hause fahren kann, ohne ein Auto voll Zeug und Motorräder putzen zu müssen. Und wenn ein Motor hochgeht bin ich froh, dass es nicht meiner war und ich jetzt wieder einen ordentlichen vierstelligen Betrag setzen muss, um den wieder zum Laufen zu bekommen. Wenn sich ein potenter Sponsor fände, der das finanzielle Risiko abnimmt, könnte man darüber nachdenken. Aber ich muss jetzt noch schauen, dass ich das Geld verdiene, das ich damals ausgegeben habe.»

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