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Tom Lüthi: Vielleicht klappt es rascher als erwartet

Von Günther Wiesinger
Tom Lüthi: Platz 10 beim Katar-GP

Tom Lüthi: Platz 10 beim Katar-GP

Der Schweizer Moto2-WM-Titelanwärter Tom Lüthi lebt wie alle Rennfahrerkollegen seit Wochen mit der großen Ungewissheit. Er erzählt, wie er sich auf diese Phase eingestellt hat.

Nach dem dritten WM-Rang hinter Weltmeister Alex Márquez und Brad Binder macht sich Tom Lüthi (33) natürlich berechtigte Hoffnungen auf den Moto2-Titelgewinn 2020. Die klare Bestzeit beim IRTA-Test im Februar in Jerez nährte seine Hoffnungen. Doch in Katar reichte es nur für den 17. Startplatz, im Rennen rettete er den zehnten Platz über die Distanz. Bei weniger Grip als in Jerez fand das Liqui Moly Intact-GP-Team nie das ideale Set-up für den Losail Circuit.

Inzwischen wurden wichtige WM-Rennen verschoben, zum Beispiel der Texas-GP, wo Tom 2019 souverän gewann, dazu Le Mans, wo Tom bereits vier Siege verzeichnet hat, in der Moto2 zum Beispiel 2012 und 2015.

Tom Lüthi hat 2002 beim Sachsenring-GP in der 125er-Klasse in der Weltmeisterschaft debütiert. Aber mit einer so langen Phase der Ungewissheit wie jetzt in der Coronakrise war er noch nie konfrontiert.

Als Einzelunternehmer hat Tom Lüthi momentan mit enormen Einkommenseinbußen zu kämpfen. «Ja, logisch, mit einer Pandemie hat keine Firma und kein Sportler gerechnet. Das hatte niemand seinen Plänen vorgesehen. Jetzt müssen wir weiter abwarten und wie sich die Situation in den nächsten Wochen und danach entwickelt. Ich habe weiter die Hoffnung, dass es irgendwann in diesem Jahr wieder neu losgeht und dass wir in dieser Saison noch eine Weltmeisterschaft fahren können. Dann kann ich mich gegenüber den Sponsoren auch für ihre Ausgaben rechtfertigen, sie würden dann ihre Medienpräsenz bekommen. Aber ich weiß bisher nicht, inwiefern ich meine Verträge erfüllen kann. Im Moment bleibt uns allen nichts anderes übrig als abzuwarten und zu schauen, wie und wann es weitergeht. Ich bin in der Schweiz mit einer Einzelfirma selbständig…»

Tom Lüthi könnte also wie andere Sportler und Klein- und Mittelbetriebe beim Bund vorstellig werden und Zuschüsse anfordern. «Ja, ich glaube, das könnte ich. Aber ich kann den Schaden bisher nicht beziffern. Außerdem kann der Bund nicht grenzenlos Geld in die Schweizer Wirtschaft pumpen. Das ist mir auch bewusst. Ich hoffe, dass die Arbeitslosigkeit in der Schweiz nicht zu krass steigt. Es wäre sehr, sehr wichtig, dass die Wirtschaft bald wieder hochgefahren wird.»

Vor drei Wochen hoffte Tom Lüthi noch auf einen Re-Start im Juni, Juli oder August. Dieses Timing erscheint heute nicht mehr realistisch, weil besonders die Italiener, Spanier und Franzosen dann noch starken Reiseverboten unterliegen werden und damit fast die Hälfte der Teams ausfallen würde.

«Ich versuche mich fitzuhalten. Ich halte mich auf dem Laufenden und schaue, was, wie, wo und wann passiert. Ich informiere mich, welche Rennen noch verschoben werden. Und ich versuche mich gut auf einen möglichen Neustart vorzubereiten. Aber niemand kann bisher abschätzen, wann wir wieder auf die Rennstrecke zurückkehren können. Ich weiß es nicht. Die Situation ist ungewiss. Vielleicht klappt die Rückkehr rascher als erwartet. Und für diesen Fall muss ich gewappnet sein. Deshalb trainiere ich auf hohen Niveau weiter. Ich setze beim Training Intensivblöcke. Nach dem Krafttraining baue ich wieder Erholungsphasen sein, damit fahre ich nicht schlecht. Das Auf und Ab ist wichtig. Ich werde nicht monatelang Vollgas trainieren. Sonst bin ich müde, wenn es dann endlich losgeht…»

Wie viele Rennen sind unbedingt nötig, um 2020 einen würdigen Weltmeister küren zu können? Lüthi: «Das entscheidet die Dorna, nicht wir Fahrer... Ich weiß nicht, welches Szenario wir beim Re-Start vorfinden. Vielleicht werden wir zwei Rennen in der Woche haben. Natürlich wäre mir am liebsten, wenn wir die Saison mit allen geplanten Rennen durchziehen könnten. Aber es ist klar, dass das nicht mehr möglich sein wird. Man kann auch bei zehn Grand Prix einen würdigen Weltmeister finden.»

Momentan ist das WM-Finale auf den 29. November in Valencia festgesetzt. Da wird mit sehr kühlen Temperaturen zu rechnen sein. Lüthi: «Valencia war 2019 Mitte November von den Temperaturen her schon kalt und krass. Es war schwer an der Grenze. Aber man kann auch Ende November in Valencia noch Glück haben und ein gutes Wochenende erwischen. Du kannst aber auch Pech und fast Schnee haben. Dieses Risiko ist Ende November sicher vorhanden.»

Könnte sich Tom vorstellen, den Weltmeister in einem einzigen Event zu küren, wie es in anderen Sportarten (Ski, Radsport, Leichtathletik, Judo usw.) der Fall ist? «Auch das entscheidet die Dorna. Und was immer sie entscheidet, das machen wir mit.»

WM-Stand Moto2 (nach 1 von 20 Rennen):

1. Nagashima, Kalex, 25 Punkte.
2. Baldassarri, Kalex, 20
3. Bastianini, Kalex, 16.
4. Roberts, Kalex, 13
5. Gardner, Kalex, 11.
6. Navarro, Speed Up, 10.
7. Schrötter, Kalex, 9
8. Canet, Speed Up 8
9. Vierge, Kalex, 7
10. Lüthi, Kalex, Kalex, 6
11. Bendsneyder, NTS, 5
12. Bezzecchi, Kalex, 4
13. Di Giannantonio, Speed Up, 3
14. Dixon, Kalex, 2
15. Manzi, MV Agusta, 1

WM-Stand Moto3 (nach 1 von 20 Rennen)

1. Arenas, KTM, 25 Punkte
2. McPhee, Honda, 20
3. Ogura, Honda, 16
4. Masia, Honda, 13
5. Suzuki, Honda, 11.
6. Rodrigo, Honda, 10
7. Alcoba, Honda, 9
8. Salac, Honda. 8
9. Foggia, Honda, 7
10. Raul Fernandez, KTM, 6
11. Sergio Garcia, Honda, 5
12. Deniz Öncü, KTM, 4
13. Lopez, Husqvarna., 3
14. Toba, KTM, 2
15. Arbolino, Honda, 1

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