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Braun, Mang & Schlögl: Wiedersehen mit der SMZ 250

Von Thorsten Horn
Bei der Sachsenring Classic: Dieter Braun im Sattel, dazu Toni Mang und Sepp Schögl

Bei der Sachsenring Classic: Dieter Braun im Sattel, dazu Toni Mang und Sepp Schögl

Bei der ADAC Sachsenring Classic war auch die geschichtsträchtige SMZ 250 von 1972 zu bestaunen. Mit Sepp Schlögl, Toni Mang und Dieter Braun versammelten sich auch drei der vier Erfinder um sie.

Im Jahr 1971 assistierten die beiden technisch extrem versierten bayerischen Freunde Sepp Schlögl und Toni Mang dem 125-ccm-Weltmeister von 1970 Dieter Braun als Mechaniker und auch von der Boxengasse aus. Somit erlebten sie den grandiosen 250-ccm-Sieg ihres Schützlings auf dem Sachsenring aus nächster Nähe mit. 51 Jahre später trafen sie an gleicher Stelle im Rahmen der ADAC Sachsenring Classic wieder zusammen und schwelgten in Sachen SMZ 250 von 1972 in Erinnerungen.

«Die Idee kam vom Toni und von mir und stammt schon aus 1971. Damals haben wir ein ganz anderes Motorrad mit längs eingebautem 250-ccm-Zweizylinder-Motor gebaut, so wie es erst Jahre später auch Kawasaki herausgebracht hat. Dazu haben wir den Alfons Zehnder ins Boot geholt, der gießtechnisch viel Erfahrung hatte und uns viel dabei geholfen hat», erklärt Sepp Schlögl, das «S» im Markennamen SMZ (Schlögl-Mang-Zehnder), am Rande der ADAC Sachsenring Classic 2022 gegenüber SPEEDWEEK.com.

Das erste Motorrad war etwas zu groß und dadurch zu träge geraten. Dennoch hat Toni Mang damit ein Rennen zur Deutschen 250-ccm-Meisterschaft in Augsburg gewonnen. Auch Dieter Braun probierte das Motorrad bei einem internationalen Rennen in Pesaro, bei dem er allerdings mit einem Defekt ausschied. Dennoch waren alle von dem Projekt mit einigen Motorteilen von Maico wie Kurbelwelle und Roh-Zylindern sowie einem Getriebe von Michael Schafleitner überzeugt. Für 1972 wurde das Bike kompakter und kleiner konzipiert.

Drei Exemplare wurden schließlich gebaut. Die Rahmen kamen von Sepp Schlögl, Toni Mang und Gert Bender bauten sich zwei beziehungsweise ein Motorgehäuse auf. «Mit einem Motorrad war ich mit Dieter in der Weltmeisterschaft, Toni ist Nachwuchsrennen gefahren und Gert Bender ist mit seiner SMZ auch teilweise in der WMangetreten. Aber sie hatte noch viele Kinderkrankheiten. Wenn der Toni in diesem Jahr noch mit mir zusammen Mechaniker gewesen wäre, hätten wir richtig Erfolg haben können. Aber der war halt nicht da... Weil Dieter Braun teilweise in drei WM-Klassen fuhr (125 ccm auf Maico, 250 auf SMZ und 350 ccm auf Yamaha, Anm. d. Red.), war es unmöglich das alles ordentlich hinzukriegen. Die Leistung war voll da», führt Franz Josef Schlögl aus.

Das zeigte sich gleich beim WM-Saisonauftakt auf dem Nürburgring. Daran erinnert sich Dieter Braun noch ganz genau. «Ich war Trainingsschnellster und lag im Rennen eindeutig in Führung. In der letzten Runde ist an der Antoniusbuche der untere Auspuff am Zylinder abgebrochen. Ich hatte Angst, dass das Motorrad fest geht und bin langsam weiter gefahren.»

Mit Erfolg, denn lediglich der Yamaha-Werksfahrer Hideo Kanaya konnte Braun noch schnappen. Vor dessen Teamkollegen, dem späteren Weltmeister Jarno Saarinen, wurde Dieter Braun Zweiter. In den Ergebnislisten stand damals Maico, nicht SMZ.

Es sollte allerdings der einzige Podestplatz für die SMZ bleiben, die offiziell weiter als Maico geführt wurde. Sepp Schlögl erklärt: «Das Startgeld war in der WM echt wenig, da hat man bei internationalen Rennen mehr bekommen. Somit waren wir in der WM auf das Preisgeld angewiesen, was auf Grund zu vieler Ausfälle nicht in dem Maße reinkam, wie wir es gebraucht hätten. Somit ist das Projekt Ende 1972 leider schon wieder gestorben.»

An einen technischen Defekt kann sich Dieter Braun noch bestens erinnern. «In Assen ist eine Feder in der Vorderrad-Trommelbremse gebrochen und hat alles verklemmt. Da hat das Vorderrad blockiert und ich habe einen Handstand gemacht. Das war eine wirklich schlimme Situation. Man hätte halt das nötige Geld haben müssen, um weitermachen zu können, denn das Projekt war prinzipiell sehr gut. Sepp hat ganz genau gewusst, was noch zu ändern gewesen wäre. Ich musste mich aber entscheiden und habe gedacht, wenn ich noch ein Jahr so weitermache, bin ich pleite. So nahm ich für 1973 ein lukratives Yamaha-Angebot an.»

Für jenes Jahr baute Sepp Schlögl dann eine ganz spezielle 250er-Yamaha. Dazu geht er mit folgenden Worten ins Detail: «Der Original-Motor der käuflichen Yamaha war luftgekühlt, er hatte ein quadratischem Hub-Bohrungs-Verhältnis. Ich habe ihn auf Wasserkühlung umgebaut, was damals den 250er-Werksmaschinen vorbehalte war, und einen Kurzhuber daraus gemacht. Dadurch hatten wir etwas mehr Leistung, aber vor allem ist diese konstant geblieben. Zwei Mal wollte man uns raus protestieren, weil man uns unterstellte, zu viel Hubraum zu haben, aber es hat natürlich alles gestimmt. Am Ende ist Dieter zum zweiten Mal Weltmeister geworden.»

Die Original-Motorräder der SMZ 250 waren später in alle Himmelsrichtungen verstreut und wurden von Sepp Schlögl aus Einzelteilen Jahre später wieder aufgebaut. Dazu baute er eine als Replika komplett neu.

Eine steht im TOP Mountain Motorcycle Museum in Hochgurgel am Timmelsjoch, eine befindet sich in der Schweiz und eine in Inning.

Wie es nicht besser passen konnte und durfte, war am Sachsenring Sepp Schlögls Original-Maschine von Dieter Braun von 1972 ausgestellt und erfreute ebenfalls die wieder in unglaublichen Scharen angereisten Fans.


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