Stefan Bradl: «Ohne Kiefer wäre ich kein Weltmeister»
Vor fünf Jahren sorgte der überraschende Tod von Moto2-Teambesitzer Stefan Kiefer im GP-Paddock von Sepang für große Bestürzung. Nach dem dritten Moto2-Training wurde in der Nähe des Control Towers in der Boxengasse um 11.50 Uhr eine Trauerminute abgehalten.
Selbst Shuhei Nakamoto, ehemaliger Vice President der Honda Racing Corporation (HRC), erkundigte sich kopfschüttelnd nach der Ursache und den Umständen dieses tragischen Ereignisses.
Nakamoto hatte mehrmals mit Kiefer zu tun, zum Beispiel 2011, als Stefan Bradl nach dem Moto2-Titelgewinn von LCR-Honda engagiert wurde, trotz einer mündlichen Moto2-Zusage bei Kiefer für 2012.
HRC bezahlte damals einen stattlichen Betrag als Wiedergutmachung an Kiefer Racing.
Und 2015 gewann Danny Kent auf der Leopard-Honda des Kiefer Teams die Moto3-WM.
Auch Jürgen Lingg, Teamprinzipal von Intact GP, ließ traurig den Kopf hängen. «Ich habe insgesamt sieben Jahre für Kiefer gearbeitet...»
Der damalige KTM-Moto3-Teambesitzer Peter Öttl wirkte niedergeschlagen. «Brutal. Wir wohnen hier im selben Hotel wie das Kiefer-Team in Nilai Springs. Ich habe dort noch mit Stefan getratscht.»
Auch Stefan Bradl zeigte sich mitgenommen. «Mich hat’s in der Früh sauber aus dem Bett rausgehaut, als ich die Nachricht zuerst auf Instagram gesehen habe. Ich habe im Internet recherchiert, was da passiert ist.»
Stefan Bradl hat alle sieben GP-Siege mit Kiefer Racing gefeiert und 18 von 19 GP-Podestplätzen, dazu den Moto2-WM-Titelgewinn 2011 auf Kalex.
«Mir sind sofort so viele Erinnerungen hoch gekommen», schilderte Bradl. «Ich kenne die Kiefers schon lange. Ich habe nur schöne Erinnerungen. Die Kiefers haben mich beim Barcelona-GP 2007 für die 125er-WM 2008 engagiert, wir haben im ersten Jahr gleich zwei Grand Prix gewonnen», blickt der Bayer zurück. «Das war eine gute Zeit. Vier schöne Jahre. Ohne Kiefer wäre ich im Leben nie Weltmeister geworden... Wir hatten immer ein super Verhältnis, wir haben gemeinsam viele schwierige Situationen gemeistert. Man hat immer in Ruhe mit Jochen und Stefan reden können. Stefan hat Handschlag-Qualität gehabt. Was mündlich vereinbart worden ist, wurde immer eingehalten. Stefan war ein guter Kerl. Manchmal vielleicht zu nett für dieses Fahrerlager.»
«Wir haben ein Team gehabt wie eine Familie, es bestand ein tolles Verhältnis. Ich bin mit 17 Jahren ins Kiefer-Team gekommen. Mit 18 bin ich mit ihnen um die Welt gereist, meine Eltern waren damals nimmer dabei. Ich habe bei den Übersee-Rennen teilweise mit Stefan das Zimmer geteilt. Wir haben immer eine Gaudi gehabt», blickt Stefan Bradl mit Dankbarkeit zurück. «Das war eine der schönsten Phasen in meiner Laufbahn. Ich erinnere mich an den Oktober 2010, als Michi Ranseder in Übersee in der Moto2 mein Teamkollege war. Die Kiefers haben mir das Pokern beigebracht, wir haben um Geld gespielt, Stefan hat immer die Schuldnerliste geführt, damit man wusste, wer wem wie viel Geld schuldig war. Bei den Rennen in Japan, Australien und Malaysia sind wir immer am Abend ins Quartier gefahren, dann haben wir alle gepokert, meistens auch die Mechaniker. Stefan fehlt im Paddock. Das tut schon weh.»