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Forward Racing: ITALIKA soll MV Agusta nachfolgen

Von Günther Wiesinger
Das vierte Jahr der Kooperation zwischen Forward und MV Agusta neigt sich dem Ende zu. Diese Ära war von Pleiten, Pech und Pannen geprägt. MV steigt aus, Italika könnte die Namensrechte kaufen.

Das Forward Team des mehrlichtigen Italieners Giovanni Cuzari tritt in der Moto2-Weltmeisterschaft seit 2019 unter der Flagge von MV Agusta auf. Aber diese Zusammenarbeit mit dem italienischen Hersteller stand von Anfang an unter keinem guten Stern. MV Agusta bekannte sich nie offiziell zu dieser Partnerschaft, die ersten Gitterrohrstahlrahmen für dieses Projekt wurden bei Suter Industries im schweizerischen Turbenthal entwickelt und konstruiert und von Testfahrer Lorenzo Lanzi erprobt.

Eigentlich hat Forward im Herbst 2017 den Einstieg von MV Agusta schon für 2018 angekündigt. Aber die verantwortlichen MV-Manager aus Schiranna wie Entwicklungschef Brian Gillen stellten beim Valencia-GP 2017 fest: «Wenn wir kommen, dann erst 2019.»

Gillen sprach damals beim WM-Finale mit einigen Top-Teams, aber sein Konzept hörte sich für die erfolgreichen Rennstallchefs wie Aki Ajo und Sito Pons offenbar wenig überzeugend an.

Am Schluss bekam Cuzari vom damaligen MV Agusta-Chef Giovanni Castiglioni die Erlaubnis, seine Eigenbau-Bikes mit der Bezeichnung MV Agusta in die WM zu schicken.

Doch es fanden sich keine Topfahrer, es fehlte am Entwicklungsbudget, am Know-how und an der Unterstützung von MV Agusta.

Forward verbrauchte in der MV-Agusta-Ära Fahrer wie Isaac Viñales, Stefano Manzi, Domi Aegerter, Marcos Ramirez, Simone Corsi und Lorenzo Baldassarri, die mit diesem Gerümpel keine Wunderdinge vollbringen konnten.

2022 ist bereits die vierte MV-Agusta Saison von Forward – bisher wurden in 19 Rennen fünf trostlose Punkte eingesammelt.

Die Forward-MV Agusta Fahrer seit 2019

2019: Stefano Manzi, Dominque Aegerter
2020: Simone Cosi, Stefano Manzi
2021: Simone Corsi, Lorenzo Baldassarri
2022: Marcos Ramirez, Simonce Corsi

Die MV Agusta Motor S.p.A bekannte sich nie offiziell zu den Moto2-Einsätzen des Forward-Teams, das nicht einmal ansatzweise den Hauch des einst glorreichen MV Agusta-Werksteams verströmte.

Es wurde sogar kolportiert, das Material und die Entwicklung bei CRC (Castiglioni Research Centre) in San Marino müssten bezahlt werden, teilweise sogar gegen Vorauskasse.

Die MV-Agusta Legende Giacomo Agostini wunderte sich im Gespräch mit SPEEDWEEK.com schon im August 2018 über die Absichten von Forward mit MV. «Das ist doch ein reiner Marketing-Gag», wetterte Ago nazionale damals beim Brünn-GP im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Mechaniker sind nicht von MV, die Motoren sind nicht von MV, die Gabeln sind nicht von MV, die Räder sind nicht von MV. Nichts! Was soll das?»

In den vier Jahren gelang Stefan Manzi 2019 die beste WM-Platzierung – er beendete die Moto2-Saison als WM-Neunzehnter. Die restlichen Piloten kamen über WM-Ränge zwischen 22 und 31 nicht hinaus.

Selbst der vierfache GP-Sieger Lorenzo Baldassarri landete mit der lahmen und übergewichtigen MV im geschlagenen Feld – er sammelte 2021 nur drei Punkte ein und wurde WM-31. In dieser Saison kämpft er gegen Domi Aegerter um den Titel in der Supersport-WM.

Das Ende der bizarren Zusammenarbeit zwischen Forward und MV Agusta bahnte sich bereits seit geraumer Zeit an. 2021 war der Schriftzug des Herstellers aus Schiranna nur noch bescheiden auf der Verkleidung zu lesen, 2022 gar nicht mehr.

Jetzt zieht der neue MV Agusta-CEO Timur Sardarov endgültig einen Schlussstrich. Auf der vorläufigen «Entry List» für 2023 wird zwar MV Agusta bei Forward noch als Fabrikat für die Piloten Marcos Ramirez und Alex Escrig (der Moto2-EM-Dritte fährt in Valencia mit einer Wildcard) aufgeführt, aber das wird sich in absehbarer Zeit ändern.

Mit dem Einstieg der KTM AG, die im November 2022 einen Anteil von 21,1 Prozent an der MV Agusta Motor S.p.A. erwerben wird, hat diese Entscheidung übrigens nichts zu tun. Sie war in Italien bereits vor dem Deal mit den Österreichern getroffen worden. 

Doch Forward-Teambesitzer Giovanni Cuzari hat offenbar bereits ein neues Opfer für seinen chronisch erfolglosen Moto2-Rennstall gefunden. Er plant, seine Bikes nächstes Jahr unter der Bezeichnung «ITALIKA» einzusetzen.

Das ist ein kleiner mexikanischer Hersteller von motorisierten Zweirädern, der aus der Autobranche kommt. ITALIKA wurde 2004 gegründet und baut bisher Fahrzeuge zusammen, die aus China stammen und für die Märkte in Südamerika bestimmt sind – in Méxiko, Guatemala, Honduras, Panamá und Perú.

Roller, Mopeds, Café Racer, Chopper, Adventure-Modelle und Crossover-Bikes aus den kleineren Hubraumklassen sind im Angebot. Auch Elektro-Bikes werden von ITALIKA angeboten. Allein in Mexiko soll es fast 3500 Verkaufsstellen geben. 

ITALIKA will in neue Märkte expandieren und deshalb die Namensrechte an den Bikes von Forward Racing erwerben. Bereits 2022 gehörte die Firma zu den kleinen, unauffälligen Co-Sponsoren des Teams, trat aber nicht auf den Bikes in Erscheinung.

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