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Titel für Fernández: Was sich in der Box abspielte

Von Günther Wiesinger
Nach dem Crash von Ai Ogura machte sich in der Red Bull-KTM-Box Erleichterung breit. Augusto Fernández gewann souverän die Moto2-WM.

In der Anfangsphase des entscheidenden Moto2-Rennens in Valencia sah es so aus, als würde die Titelentscheidung womöglich um einen halben Punkt zugunsten von August Fernández ausfallen, der auf Rang 6 lag, während sich Herausforderer Ai Ogura auf Platz 2 herumtrieb. Doch Ogura stürzte in Runde 8, danach war der Titelkampf zugunsten des Spaniers entschieden, der mit 9,5 Punkten Vorsprung aus Malaysia abgereist war.

In der Red Bull KTM-Ajo-Box machte sich nach diesem Zwischenfall Entspannung breit. Auf eine ganze Sitzreihe von links nach rechts hatten es sich Heinz Kinigadner, Jens Hainbach, Pit Beirer, Hubert Trunkenpolz, Stefan Pierer und Aki Ajo bequem gemacht, direkt dahinter stand Papa Augusto Fernández, natürlich mit angespannter Miene, während er die folgende Aufholdjagd des schnellen Sohns aufmerksam verfolgte.

Im Augenblick als der Nuller von Ogura feststand, konnte sich Augusto Fernández als neuer Moto2-Weltmeister fühlen, ein Jahr nach Remy Gardner hatte er dem Ajo-Team den nächsten Titel beschert, das auf den Red Bull-KTM 2018 mit Miguel Oliveira und 2019 mit Brad Binder den Moto2-WM-Titel nur knapp um neun und drei Punkte verfehlt hatte. Dazu hat Ajo Motorsport die Moto2-WM bereits 2015 und 2016 mit Johann Zarco gewonnen.

In der Red Bull-Ajo-Box wurde der Vormarsch von Pedro Acosta mit Begeisterung beobachtet, nach etlichen Stürzen der Gegner von Lopez bis zu Canet dauerte es nicht lange, dann hielten sich Acosta und Augusto Fernández auf den Plätzen 1 und 2. Der Rückstand des neuen Weltmeisters betrug zuerst 1,8 Sekunden. Er verringerte ihn auf 0,6 Sekunden, aber er gab sich mit den 20 Punkten zufrieden, die ihm den Titelgewinn mit 29,5 Punkten Vorsprung sicherten.

Bei Halbzeit kam Red Bull-KTM-Moto3-Pilot Jaume Masia in die Box und umarmte Papa Augusto Fernández, dann herzte ihn Teamchef Aki Ajo und bedankte sich bei ihm gerührt für diese wundervolle Saison.

Nach elf der 25 Runden hatte noch Arbolino geführt, vor Acosta und Augusto Fernández. In Runde 13 drang der neue Champion auf Platz 2 vor. Arbolino lag jetzt als Dritter bereits 1,8 sec hinter ihm. In der Ajo-Box wurde durchgeatmet, es wurden die Daumen gedrückt, denn es stand immer hin ein Doppelsieg auf dem Spiel.

Vier Runden vor dem Finish wurden die ersten Weltmeister-T-Shirts in die Box gebracht, Arbolino war bereits 3,9 sec hinter Fernández zurückgefallen.

Die Frage, ob Augusto Fernández als erster GP-Weltmeister mit nur 0,5 Punkten Vorsprung vom Motorrad steigen würde, hatte sich längst erledigt.

Nach der Zieldurchfahrt und dem Doppelsieg mit Pedro Acosta und Augusto Fernández wurde in der Red Bull-KTM-Ajo kräftig applaudiert, Dutzenden Menschen fielen einander in die Arme, es wurden T-Shirts verteilt. Papa Augusto Fernández war schon in der letzten Runde an die Boxenmauer geeilt, um der Crew dort zu gratulieren.

Stefan Pierer, dem Vorstandsvorsitzenden der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS, standen die Tränen in den Augen. Auch 20 Jahre nach dem Road Racing GP-Einstieg sind solche Erfolge alles andere als eine Selbstverständlichkeit für den 65-jährigen Steirer.

«Dieser zweite Moto2-Titelgewinn innerhalb von zwölf Monaten ist schon etwas Besonders», freute sich der Konzernchef im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Augusto hat sich am Saisonbeginn etwas schwergetan, aber dann sehr gut in seine Rolle gefunden. Und Pedro Acosta hat nach seiner Verletzung in seiner ersten Moto2-Saison einen super Job gemacht.»

«Unsere Red Bull KTM MotoGP Academy funktioniert einwandfrei, das zeigen die aktuellen Leistungen, sie sind die Basis für unseren Erfolg. Ich traue Augusto Fernández auch 2023 als Rookie in der MotoGP bei GASGAS einiges zu. Ich glaube, dass seine Körpergröße für ein MotoGP-Motorrads noch besser geeignet ist», stellte Stefan Pierer fest.

Auch Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, war außer sich vor Freude. «Nach dem Doppelsieg mit Remy Gardner und Raúl Fernández in der Moto2-WM 2021 durften wir mit den zwei neuen Piloten nicht unbedingt mit so einer Performance rechnen. Aber es hat sich gezeigt, dass die Ausbildung, die unsere Fahrer in der Aki-Ajo-Schule genießen, einfach sehr gut funktioniert. Wir sind glücklich, dass es mit dem Titelgewinn heute geklappt hat.»

Erstaunlich war auch, wie souverän sich Augusto Fernández bei den letzten zwei Rennen aus der Affäre gezogen hat, während sein Rivale Ai Ogura in der entscheidenden Phase bei zweimal gestürzt ist.

Beirer: «Die Saison 2022 hat gezeigt, dass Augusto ein großartiger Rennfahrer ist. Wir haben uns im Sommer bei ihm für die MotoGP entschieden und sind froh, dass er jetzt auch unter dem Druck des Meisterschaftsfinales, in dem das Fahren schwieriger wird, gezeigt hat, dass er das Zeug zum Champion hat. Ich denke, dass er auch ein großer MotoGP-Fahrer wird.»

Pit Beirer wollte aber im Jubel um die Moto2 auch die Moto3-Klasse nicht vergessen. «Wir haben heute nach der Moto3- auch die Moto2-Fahrer-WM gewonnen. Es war ein Traum, was Aspar Martinez in dieser Saison in der Moto3 mit seinem GASGAS-Team erreicht hat. Guevara und Garcia haben sich die ersten zwei Plätze in der Fahrer-WM gesichert. Wir nehmen uns jetzt die Zeit, um uns über das Erreichte zu freuen.»

Moto2-Ergebnis, Valencia (6.11.):

1. Acosta, Kalex, 25 Rdn in 39:52,413 min (= 150,6 km/h)
2. Augusto Fernández, Kalex, + 1,232 sec
3. Arbolino, Kalex, + 10,163
4. Aldeguer, Boscoscuro, + 14,407
5. Arenas, Kalex, + 18,904
6. Gonzalez, Kalex, + 20,554
7. Dixon, Kalex, + 21,244
8. Alcoba, Kalex, + 25,868
9. Agius, Kalex, + 33,763
10. Schrötter, Kalex, + 35,177
11. Bendsneyder, Kalex, + 35,598
12. Gomez, Kalex, + 36,336
13. Salac, Kalex, + 38,942
14. Dalla Porta, Kalex, + 41,710
15. Roberts, Kalex, + 45,238

Moto2-WM-Endstand (nach 20 Rennen):

1. Augusto Fernández 271,5 Punkte. 2. Ogura 242. 3. Canet 200. 4. Arbolino 191,5. 5. Acosta 177. 6. Dixon 168,5. 7. Vietti 165. 8. Lopez 155,5. 9. Roberts 131. 10. Chantra 128. 11. Schrötter 123,5. 12. Arenas 90. 13. Bendsneyder 87. 14. Navarro 83. 15. Aldeguer 80. 16. Gonzalez 76. 17. Beaubier 73. 18. Alcoba 72. 19. Lowes 55. 20. Salac 45. 21. Baltus 30. 22. Dalla Porta 21. 23. Manzi 9. 24. Zaccone 9. 25. Kubo 7,5. 26. Agius 7. 27. Fenati 7. 28. Rodrigo 6. 29. Kelly 5,5. 30. Ramirez 5. 31. Gomez 4. 32. Hada 3,5. 33. Pasini 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 477,5 Punkte. 2 Boscoscuro 200,5. 3. MV Agusta 5.

Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 448,5 Punkte. 2. Idemitsu Honda Team Asia 370. 3. Flexbox HP40 287. 4. GASGAS Team Aspar 258,5. 5.Elf Marc VDS Racing 253,5. 6. Beta Tools Speed up 242,5. 7. Liqui Moly Intact GP Team 195,5. 8. Mooney VR46 Racing 165. 9. Italtrans Racing 152. 10. Pertamina Mandalika SAG 96,5. 11. Yamaha VR46 Master Camp 92,5. 12. American Racing 78,5. 13. Gresini Racing 54. 14. RW Racing GP 30. 15. MV Agusta Forward 5.

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