Aki Ajo (KTM): Wie er Fernández zum Champion formte

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo hat schon neun WM-Titel gewonnen, oft mit Außenseitern wie 2022 Augusto Fernández. Der Finne sprach mit dem Spanier beim Jerez-GP Klartext.

Der finnische Teambesitzer Aki Ajo musste vor einem Jahr seine beiden Moto2-Stars Remy Gardner und Raúl Fernández an das KTM Tech3-MotoGP-Team abtreten und dann neue Kandidaten für die Moto2-WM 2022 suchen. Mit dem großartigen Moto3-Weltmeister Pedro Acosta wurde er gleich in der eigenen Box fündig, der nach den sechs Saisonsiegen von 2021 (als Rookie!) gleich in die nächste Kategorie befördert wurde.

Für den zweiten Platz wählte Aki Ajo den Spanier Augusto Fernández aus, der die Moto2-WM 2019 (beim HP40-Team von Sito Pons) und 2021 (bei Marc VDS) als WM-Fünfter beendet hatte, aber bis dahin nicht als künftiger Weltmeister aufgefallen war und eher als Verlegenheitslösung betrachtet wurde. Ähnlich wie Tetsuta Nagashima 2020, der damals nach seinem 14. WM-Rang bei Red Bull-KTM Ajo überraschend den Moto2-Platz von Iker Lecuona bekam, weil der junge Spanier ins KTM-Tech3-MotoGP-Team befördert wurde, weil Johann Zarco seinen Zwei-Jahres-Vertrag nicht erfüllen wollte und Brad Binder deshalb seine Position im Red Bull KTM Factory Team übernehmen dürfte.

Doch Aki Ajo hat schon andere Außenseiter zu Weltmeistern gemacht, zum Beispiel Mike di Meglio in der 125-ccm-WM 2008, der die WM im Jahr davon nur als 17. beendet hatte.

Aki, eigentlich hat niemand erwartet, dass dein Team in diesem Jahr die Moto2-WM gewinnt. Denn Acosta war ein Neuling und Augusto Fernández hatte seit 2019 keinen Moto2-WM-Lauf gewonnen. Doch Augusto siegte bei vier Rennen, Pedro bei drei. Hat dich das überrascht?

Irgendwie habe ich seit einigen Jahren gespürt, dass mehr in Augusto steckt, als er bisher gezeigt hat. Aber als wir die Wintertests und die ersten Rennen hinter uns hatten, begann ich mir etwas Sorgen zu machen.

Denn ehrlich gesagt: Der nötige Speed war vorhanden, es war Potenzial zu sehen, aber wenn der Moment kam, an dem er Leistung bringen musste, kümmerte er sich um zu viele andere Dinge, außerdem wurde er nervös.

Ich bemühte mich, die Situation zu verstehen und zu bewerten.

Ein wichtiger Zeitpunkt war rund um den Jerez-GP vom 1. Mai. Ich erinnere mich an eine heftige Diskussion nach dem Warm-up in Jerez. Ich hatte das Gefühl, jetzt muss ich die wunden Punkte ansprechen. Auch auf die Gefahr hin, dass Augusto etwas zornig wird.

Ich habe gesagt: «Hey, wird sind nicht hier, um Probleme zu schaffen. Wir sind hier, um das Maximum aus unseren Möglichkeiten herauszuholen. Unser Job ist es, Probleme zu lösen, wenn welche existieren, nicht welche zu erschaffen.»

Ich hatte damals das Gefühl, wir würden unnötige Probleme erzeugen statt zu lächeln, Spaß am Motorradfahren zu haben und die Sache nicht zu kompliziert zu machen.

Mein altbewährtes Rezept lautet: «Keep it simple!»

Seither haben Augusto und ich einen «running gag». Wenn wir uns begegnen und uns in die Augen schauen, sagt einer von uns beiden: «Keep it simple!» Das ist unser Slogan geworden.

Schon Rossis langjähriger Crew-Chief Jeremy Burgess hat immer gepredigt: «Keep it simply, stupid!»

Ja, ja, richtig. Augusto hat diesen Satz zu Herzen genommen, Er hat ihn später manchmal sogar zu sich selbst gemacht, aber dabei mich angeschaut…

Das hat gut funktioniert.

Und ich muss erwähnen: Seit Juni haben wir dieses Rezept wirklich tadellos umgesetzt und alles einfach gehalten.

Danach hat unsere Zusammenarbeit viel besser geklappt, auch der Technikmannschaft ist die Zusammenarbeit mit ihm viel leichter gefallen.

Augusto hat dieses System rasch erlernt. Er hat sogar sein Leben zwischen den Rennen umgekrempelt. Er hat auch dort alles Unnötige weggelassen, keinen Unsinn mehr gemacht. Er hat verstanden, was ihm alles zur Verfügung steht, er hat das Selbstvertrauen auf einem gewissen Level gehalten.

Kannst du beschreiben, welche Fehler Augusto bis Jerez gemacht hat?

Er hat sich das Leben zu kompliziert gemacht, an der Strecke und daheim zwischen den Rennen.

Wenn die Rundenzeit oder die Position im Training nicht gleich den Erwartungen entsprochen hat, ist er nervös geworden. Sein Selbstvertrauen war nicht auf dem höchsten Niveau. Also hat er gejammert: «Hier rutscht es. Dort habe ich Chattering, das Essen ist nicht gut und so weiter.»

Dadurch ist die Nervosität gestiegen. Doch dann hat Augusto einen Weg gefunden, alles einfacher zu gestalten. Dadurch hat er mehr Selbstvertrauen gewonnen.

Augusto Fernández ist ein intelligenter Bursche, ähnlich wie Oliveira. Ist das im Rennsport manchmal ein Nachteil?

Könnte sein. Aber ich möchte betonen, dass auch Brad Binder sehr intelligent ist. Trotzdem: Ich gebe dir recht, er unterscheidet sich von Miguel, der auf andere Art und Weise intelligent ist als Brad.

Wenn man so ein Typ ist wie Brad, ist das manchmal hilfreich. Auch Jack Miller ist intelligent, doch ebenfalls auf andere Weise als Miguel.

Aber Typen wie Brad und Jack kümmern sich ums Wesentliche. Das Weltgeschehen kümmert sie nur am Rande.

Ja, exakt, das ist wahr.

Damit sind wir wieder beim Thema: Wir müssen die Dinge einfach halten.

Wir müssen den Fokus und die Ruhe bewahren und das Selbstvertrauen auf einem hohen Niveau halten.

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