KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Sito Pons: Partner wie Aprilia oder Yamaha wäre schön

Von Günther Wiesinger
Moto2-Teambesitzer Sito Pons würde gerne wie seine Rivalen Jorge Martinez oder Aki Ajo mit einem Hersteller zusammenarbeiten. Und er wünscht sich mehr Markenvielfalt in der Moto2.

Der zweifache 250-ccm-Weltmeister Sito Pons betreibt seit Beginn der Moto2-Ära im Jahr 2010 ein Rennteam, er hat als Teambesitzer in der Mittelgewichtsklasse inzwischen 31 GP-Siege gefeiert und 2013 mit Pol Espargaró die Weltmeisterschaft gewonnen. Pons setzte 2010 als erster Moto2-Teamchef auf Kalex-Motorräder und ist dem Hersteller aus Bobingen seither treu geblieben.

Aber da sich Firmen wie Moriwaki, FTR, TSR, MZ, Suter, KTM und NTS sowie MV Agusta aus der Moto2-WM zurückgezogen haben, wünscht sich Pons mehr Initiative bei den Moto2-Teambetreibern von Yamaha, Honda, Fantic, KTM, GASGAS und Husqvarna, die eigene Chassis bauen könnten. «Auch Triumph könnte als Chassis-Hersteller einsteigen», erklärte Pons im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Doch als Geschäftsmann hat der 63-jährige Spanier Verständnis für die Strategie der Hersteller, die in der Moto2 lieber Kosten und Ressourcen sparen und deshalb mit den siegreichen und bewährten Kalex-Maschinen antreten. KTM hat es 2017 bis 2019 mit eigenen Fahrwerken versucht, 14 Rennen gewonnen und zweimal den zweiten WM-Rang erreicht, aber die Kosten von 5 bis 6 Millionen standen in keiner Relation zum Ertrag.

«Am Ende des Tages verfolgen KTM und die anderen Hersteller ein schlaues Konzept, denn sie werben auf den Bikes für GASGAS oder KTM und Fantic, deshalb glauben die Zuschauer, darunter verbergen sich diese Fabrikate. Der Werbeeffekt ist riesig, der Aufwand überschaubar», räumt Sito Pons ein. «Dadurch sparen diese Werke viel Geld.»

Besonders die Pierer Mobility AG betreibt diese Plattform-Strategie, die im Automobilsport zum guten Ton gehört, bereits in allen drei GP-Klassen, denn Tech3 bildet 2023 neu das GASGAS MotoGP Factory Team – mit den Piloten Pol Espargaró und Augusto Fernández.

Sito Pons, er trat 2022 mit Aron Canet und Jorge Navarro an, sehnt sich vor allem deshalb nach einer Vielfalt an Herstellern, weil die Moto2 allmählich zu einem Kalex-Markenpokal verkommt, an dem sich gerade noch zwei Boscoscuro-Maschinen beteiligen, was dem Interesse der Fans nicht unbedingt guttut. 

Würden zusätzliche namhafte Chassis-Anbieter mitmischen, könnten die Top-Teams auswählen und würden vielleicht sogar kostenloses Material bekommen wie einst in der 250er-WM, als Honda, Suzuki, Yamaha, Aprilia und Gilera um die Gunst der besten Privatteams wetteiferten.

Die Werke würden sich dann auch an den Fahrergagen beteiligen oder sie zur Gänze bezahlen, wie es bei den besten MotoGP-Kundenteams wie Pramac, LCR, Tech3 und RNF der Fall ist und in den letzten Jahren teilweise auch bei Yamaha passierte.

Während bei der Pierer Mobility AG eine Fahrer-Akademie existiert, die Talente für die Teams von Red Bull Ajo, Red Bull Tech3 und teilweise auch für Husqvarna aufbaut, während auch bei VR46 und beim GASGAS-Team von Jorge Martinez Nachwuchsprojekte betrieben werden, verzichtet Sito Pons auf so eine kostspielige, breite Nachwuchsförderung.

«Natürlich haben die Teams, die eigene Fahrer-Akademien betreiben, mehr Unterstützung durch ihre Geldgeber oder Hersteller», sagt Pons. «Diese Werke finanzieren die Kosten der Teams teilweise mit. Aber mein Team gehört zu den besten der Klasse, deshalb fällt es uns nicht schwer, jedes Jahr Topfahrer zu finden. Das ist eine Frage des Geldes und des Budgets. Eine Akademie oder ein Deal mit einem Hersteller ist nicht zwingend erforderlich. Wir können die Fahrer bekommen, die wir möchten. Aber es ist schwierig, genügend Sponsoren zu finden, um die Fahrer, das Team, das Material und die Reisekosten für Übersee bezahlen zu können. Da fehlt uns die Unterstützung eines Herstellers. Andere Moto2-Teams haben so ein 'back-up'. Es wäre schön, wenn wir Hilfe von einem Hersteller wie Aprilia, Yamaha oder Honda haben könnten. Sie haben eine Art von Junior-Team, so eine Zusammenarbeit würde uns enorm helfen. Sie könnten dann ihre Marke in meinem Teamnamen bewerben und junge Fahrer für die MotoGP-Klasse ausbilden. Das wäre eine gute Lösung. Aber die Entscheidung liegt bei den Herstellern.»

Yamaha lässt das Master-Camp-Moto2-Team bereits von der VR46-mannschaft betreiben; auch Fantic hatte sich in einem Joint-Venture mit Rossis Moto2-Mannschaft verbündet. Honda verlässt sich auf die Zusammenarbeit mit dem Idemitsu-Honda Asia Team von Teamchef Hiroshi Aoyama und finanziert es grossteils mit. Und die Pierer-Gruppe lässt sich die Einsätze der drei Marken KTM, GASGAS und Husqvarna auch einiges kosten.


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