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Jürgen Lingg: «Vielleicht mehr Druck machen müssen»

Von Günther Wiesinger
Das Liqui-Moly-Team hat in zehn Moto2-WM-Jahren nur zwei Siege errungen. In den letzten 2 Jahren gab es keinen Podestplatz. Teamchef Jürgen Lingg (56) grübelt nach den Ursachen.

Das Liqui-Moly-IntactGP-Team wurde nach dem Titelgewinn von Sandro Cortese (er siegte 2012 mit der Red Bull-Ajo-KTM in der Moto3-Weltmeisterschaft) mit hohen Ansprüchen gegründet. Cortese selbst hoffte damals, innerhalb von zwei Jahren wie Kumpel Stefan Bradl Moto2-Weltmeister zu werden und dann in die MotoGP-Klasse aufsteigen zu können. Und die Teamgründer Stefan Keckeisen und Wolfgang Kuhn wollten zügig zu den Top-Teams wie Pons HP40 und Marc VDS aufsteigen und um den WM-Titel kämpfen. Schon im ersten Jahr mit Cortese 2013 wurde mit Podestplätzen spekuliert, die Euphorie um den Weltmeister aus Berkheim war riesig.

Doch die Zielsetzungen waren zu hoch: Cortese gelang 2014, 2015 und 2016 nur je ein dritter GP-Rang – in Brünn, Motegi und Phillip Island. Daraus resultierten die Gesamtränge 19, 9 und 11.

2016 wurde die Mannschaft auf zwei Fahrer erweitert – Jonas Folger besorgte dem Rennstall aus Memmingen in Brünn endlich den heiß ersehnten ersten GP-Sieg. der Zweite in den ersten zehn Jahren gelang durch Tom Lüthi 2019 in Texas, er verwies seinen Teamkollegen Marcel Schrötter auf Platz 2. Liqui Moly stand plötzlich auf Platz 1 der Team-WM.

Doch seit bald vier Jahren ist die Liqui-Moly-Team in der WM sieglos, 2022 gelang kein Podestplatz, 2021 auch nicht. Schrötters letztes Podestergebnis liegt zweieinhalb Jahre zurück – Platz 3 in Spielberg 2020.

Nach dem elften WM-Rang Schrötters kam es zur Trennung, Darryn Binder und Lukas Tulovic sind die neuen Hoffnungsträger für 2023.

Jürgen, das Ajo-Team hat in den letzten acht Jahren vier Moto2-WM-Titel gewonnen, auch Marc VDS ist konstant vorne, Pons gewinnt oft. Intact war noch nie Weltmeister. Woran liegt das? Auf Budgetprobleme könnt ihr euch ja nicht ausreden.

Grundsätzlich reicht unser Budget aus, aber du kannst uns nicht mit Team wie Marc VDS vergleichen. Das spielt jetzt in dem Zusammenhang auch keine Rolle. Wir haben alles, was man zum Erfolg braucht. Wir haben eine gute Infrastruktur, gutes Material und gutes Personal. Es muss halt immer alles zusammenpassen.

Ich weiß nicht, warum man immer alles so schlecht redet.

Wir haben 2019 mit Tom Lüthi eine super Saison gehabt. Er war am Ende nur zwölf Punkte hinten und ist hinter Alex Márquez und Brad Binder WM-Dritter geworden.

Es funktioniert ja. Aber Team, Fahrer, die ganze Struktur – das muss halt harmonieren.

Ich glaube, andere Teams haben vielleicht auch mal eine glücklichere Hand bei der Fahrerwahl gehabt, dass man sie zum richtigen Zeitpunkt engagiert. Das sieht man bei Aki Ajo. Er hat da einfach einen Riecher dafür. Er spürt, wann ein Fahrer so weit ist, dass er die gewünschten Ergebnisse einfahren kann.

Ihr seid 2021 mit Rookie Tony Arbolino angetreten. Er hatte einen Zwei-Jahres-Vertrag, er hat einige Talentproben gezeigt und wurde WM-14. Trotzdem habt ihr ihn an Marc VDS freigegeben. Dort hat er 2022 drei GP-Siege gefeiert und ist WM-Vierter geworden. Er zählt zu den WM-Favoriten für 2023. Ihr habt Jeremy Alcoba geholt – er enttäuschte als WM-18.

Wir haben zuletzt das eine oder andere Mal bei den Fahrern eine unglückliche Wahl getroffen.

Es muss alles zusammenpassen, das Potenzial des Fahrers, das Talent, aber es muss auch die Zusammenarbeit mit dem Team harmonieren. Die Atmosphäre muss gut sein.

Das war bei Alcoba nicht der Fall. Er hat im August 2021 den Austausch des Crew-Chiefs verlangt. Das war 2020 bei Tom Lüthi ähnlich, als er vom 3. auf den 11. WM-Rang abstürzte.

Ja, das eine oder andere Mal habe ich da vielleicht nicht so eine 100 Prozent gute Wahl getroffen. Das muss ich auch mir ankreiden.

Ich denke, dass wir vielleicht auch oft… Wenn ich natürlich… (Er sucht nach Worten). Vielleicht war es oft auch zu bequem. Ich glaube, wir hätten vielleicht oft mehr Druck auf das Ganze ausüben müssen.

Ich rede nichts schlecht. Ich stelle nur Fragen, die sich auch manche Fans stellen. Das Ziel beim Start des Teams 2013 war eindeutig: Man wollte das höchste Niveau erreichen und das Allgäuer Motorrad-Gegenstück zum erfolgreichen Abt Audi-Team werden. An diesen Aussagen werdet ihr gemessen.

Ja, es ist ja klar. Ich bin auch nicht zufrieden. Ich will ja auch mehr. Wir machen auch alles dafür und werden weiter dran arbeiten und alles analysieren.

Ich kann bloß feststellen, dass wir uns bemühen und alle Voraussetzungen dazu haben.

Aber die Moto2 ist eine Weltmeisterschaft; das ist nicht so einfach. Es sind dann oft Kleinigkeiten für den Erfolg ausschlaggebend. Sie entscheiden, ob du ein gutes oder schlechtes Rennen hast.

Es sind die Details, die man sicher noch verbessern muss.

Was die Fahrerverpflichtung betrifft, haben wir jetzt Verstärkung durch das Moto3-Team von Peter Öttl. Er hat ja bei der Fahrersuche immer eine gute Nase und ein gutes Gespür.

Ich bin jetzt echt gespannt, wie er das so macht.

Vielleicht gibt es da ein paar Sachen, die wir voneinander lernen können. Er hat in der Moto3 immer einen guten Riecher gehabt und seit 2020 jedes Jahr Rennen gewonnen.

Ein fünffacher GP-Sieger wie Peter Öttl sieht an der Strecke wahrscheinlich mehr als ein Teamchef, der noch etliche andere Aufgaben hat.

Peter Öttl hat auf diesem Gebiet sicher mehr Erfahrung, auch durch seinen Sohn Philipp. Die GP-Siege sind mit Sicherheit kein Nachteil.

Ich hoffe, dass wir durch die Zusammenarbeit mit Peter noch einmal einen Schritt machen und unsere Synergien nutzen können.

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