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Moto2-WM: Warum 2 Jahre keine Wildcards erlaubt waren

Von Günther Wiesinger
Mattia Pasini fuhr für das GASGAS-Moto2-Team in Misano und Mugello mit einer Wildcard

Mattia Pasini fuhr für das GASGAS-Moto2-Team in Misano und Mugello mit einer Wildcard

In den Moto2-Bikes kommen seit 2019 die 765-ccm-Dreizylinder-Triumph-Einheitsmotoren zum Einsatz. SPEEDWEEK.com erklärt, warum in den ersten zwei Jahren keine Wildcards erlaubt waren.

2019 waren in der Moto2-Weltmeisterschaft erstmals seit 2010, also seit der Einführung der neuen Moto2-Viertakt-Kategorie mit den Einheitsmotoren, die neun Jahre von Honda geliefert wurden, keine Wildcards erlaubt und vorgesehen. Die meisten Teams und die Öffentlichkeit waren damals der Ansicht, der neue Motorenlieferant Triumph und deren Service-Dienstleister ExternPro im Motorland Aragón könnten 2019 für die sporadischen Mitfahrer keine zusätzlichen Triebwerke bereitstellen.

Aber Trevor Morris, Technical Director von ExternPro, widersprach diesem weit verbreiteten Glauben. «Es ging in erster Linie um Fragen der Sicherheit», erzählte der Engländer, dessen Firma die Motoren aufbaut, sie per Los an die Teams verteilt, die Motoren nach jeweils drei GP-Wochenenden wieder einsammelt und revidiert.

«Denn die neue Magneti-Marelli-ECU bei den Dreizylinder-Triumph-Motoren ist sehr komplex im Vergleich zur vorherigen Motorsteuerung. Zu den Honda-Zeiten hat man sie in der Moto2 quasi einfach eingesteckt und ist losgefahren. Bei Triumph haben wir viel mehr Möglichkeiten. Ein Moto2-Team kann damit nicht einfach losbrausen, wenn es einmal im Jahr mit einer Wildcard in die WM kommt. Man braucht einen Elektronik-Spezialisten, sonst kann es gefährlich werden, auch für die anderen Fahrer auf der Strecke», unterstrich Morris.

ExternPro und Triumph haben meist 150 einsatzbereite Moto2-Motoren im Umlauf. Sie werden in je vier Gruppen («batches») zu je 32 Stück verteilt. Das ergibt 128 Exemplare. Der Rest sind Ersatzmotoren für den Fall von Stürzen, Defekten oder Problemen.

In den vier Gruppen wird auf möglichst identische PS-Zahlen geachtet. Morris: «Wenn ein Motor nicht in ein gewisses PS-Spektrum fällt, wird er zurückgezogen und zu einem späteren Zeitpunkt einem zu ihm passenden ‚batch‘ zugeteilt.»

Bei jedem dritten Grand Prix werden den 30 GP-Fahrern neue oder revidierte Triebwerke zugeteilt. Im ersten Jahr 2019 waren alle Kraftquellen völlig neu; ab Assen kamen die erste revidierten Dreizylinder-Triebwerke ins Fahrerlager.

Die rund 150 vorhandenen Moto2-Motoren von Triumph befinden sich in einer genau geplanten Zirkulation. Sie werden für zwölf Grand Prix benutzt und dann noch je dreimal revidiert. Dann wird der 765-ccm-Dreizylinder aus dem WM-Verkehr gezogen und durch einen neuen Motor ersetzt.

Jeder Motor wird den Teams für drei Grand Prix zugelost. Man geht bei Extern-Pro davon aus, dass nach drei Grand Prix ca. 1500 km zurückgelegt wurden.

Liqui-Moly-Intact-Teammanager Jürgen Lingg: «Im Schnitt werden am Weekend zwischen 450 und 550 km zurückgelegt.» 

Fahrer, die neben dem Q1 und auch das Q2 bestreiten, kommen eventuell auf eine höhere km-Leistung.

Bei den privaten Tests müssen die Moto2-Teams gekaufte Motoren verwenden. Sie werden von ExternPro zu einem Sonderpreis von € 7425.- angeboten. Für die Moto2-Rennmotoren stellt die Dorna den Teams insgesamt nur 20.000 Euro pro Fahrer und Saison in Rechnung.

Übrigens: In der Saison 2022 wurden auch in der Moto2-Europameisterschaft erstmals statt der betagten Honda-CBR600 RR-Motoren die Triumph-Motoren eingesetzt. 

An Motoren für etwaige Moto2-WM-Wildcard-Fahrer mangelt es laut Trevor Morris nicht: «Wir haben immer ein paar Motoren in Reserve und in Rotation, falls wir ein Triebwerk außerhalb der üblichen Periode tauschen müssen.»

2020 waren wegen der Pandemie keine Wildcard-Fahrer in der Moto2 erlaubt, denn es durften sich nur 1400 Personen im Fahrerlager aufhalten. Danach wurden sie wieder gestattet. «Wir haben uns angehört, ob bei den Teams Interesse besteht und zwei Wildcards pro Event dann wieder wie vor der Pandemie zugelassen», erklärte Dorna- CEO Carmelo Ezpeleta gegenüber SPEEDWEEK.com.

2021 und 2022 waren also wieder maximal zwei Wildcards pro Grand Prix erlaubt. Sie dürfen aber nur noch von existierenden Moto2-GP-Teams eingesetzt werden, weil nur diese Rennställe Erfahrung im Umgang mit der Elektronik von Magneti Marelli haben.

Routinier Mattia Pasini trat in Mugello und Misano mit einem eigenem Kalex-Bike an, das aber wie jenes seiner GASGAS-Teamkollegen Jake Dixon und Albert Arenas rot-weiß lackiert war. 

Und der Spanier Alex Escrig steuerte in Valencia zum Beispiel eine dritte MV Agusta für das Forward-Team. Diese arg gebeutelte Mannschaft hatte schon 2021 neben Simone Corsi und Lorenzo Baldassarri Wildcards-Pläne für Nachwuchsfahrer Tommaso Marcon angekündigt. 


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