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Dieter Braun, Nürburgring-Sturz 1976: Anfang vom Ende

Von Günther Wiesinger
Dieter Braun zog sich beim Deutschland-GP 1976 schwerste Verletzungen zu. Durch eine bösartige Infektion musste er sogar die Amputation seines linken Armes befürchten.

Der zweifache Weltmeister Dieter Braun musste seine ruhmreiche Karriere nach dem Salzburgring-GP 1977 wegen weitreichender Verletzungen beenden. Aber diese gesundheitlichen Probleme hatten ihren Ursprung beim Nürburgring 1976.

«Ich lag mit meiner 500er-Suzuki zwei Runden vor Schluss nur noch sieben Sekunden hinter Agostini auf Platz 2», erinnerte sich der Schwabe kürzlich anlässlich seines 80. Geburtstag an diesen denkwürdigen Tag. «Im Hatzenbach hatte es angefangen zu regnen, als mir in der schnellen Rechtskurve das Vorderrad einknickte. Der Aufprall in die Leitplanken war so heftig, dass ich ein Gehirntrauma und Trümmerbrüche am linken Unterarm sowie am Ellbogen erlitt», zählte Dieter Braun auf.

«Als ich nach zehn Tagen transportfähig war, wurde ich ins Krankenhaus nach Mannheim verlegt, wo ich nach Anmeldung von meinem Freund Gerd Bögel bei Prof. Plauen operiert wurde. Dummerweise bekam ich durch Krankenhauskeime eine bösartige Infektion, sodass ich tagelang mit 43 Grad Fieber die Amputation meines Armes befürchten musste. Die Heilung der Infektion dauerte bis ins Frühjahr 1977, wo ich dann den ersten Grand Prix am 20. März in Venezuela auslassen müsste, da mein Arm durch die Infektion immer noch stark geschwollen war. Er war zwar fixiert mit einer Titanplatte, Nägel, Schrauben und Draht. Außerdem musste ich eine Ledermanschette mit Kunststoffschienen unter der Lederkombi tragen, was aus Platzgründen nicht einfach war.»

«Am 2. Mai 1977 stand somit mein erster WM-Lauf in dieser Saison in Salzburg auf dem Programm», blickt der 14-fache GP-Sieger zurück. «Für die 250er-Klasse hatte ich einen Kawasaki-Werksvertrag unterschrieben. Da diese Klasse in Österreich nicht ausgetragen wurde, startete ich mit meiner 350er- Yamaha und in der 500er-Klasse ebenfalls auf Yamaha. Das hatte mir Kawasaki genehmigt.»

«Nach dem 350er-Start lag ich leider wieder im Spitzenpulk, als in der siebten Runde die Harley-Davidson von Franco Uncini festging und sich durch den geplatzten des GFK-Kunststofftanks 20 Liter Benzin-Ölgemisch auf die Fahrbahn ergossen. Johnny Cecottos Yamaha wurde bei dem Aufprall mit einem Speed von 200 km/h auf die direkt am Fahrbahnrand vorhandenen Leitplanken, die nur mit Strohballen abgedeckt waren, in die Luft geschleudert und traf mich am Kopf. Das Ergebnis kann ich nur als pures Chaos bezeichnen. Patrick Fernandez wurde lebensgefährlich verletzt und zweimal operiert; Johnny Cecotto brach sich den Arm dreimal, der Schweizer Hans Stadelmann, der die gezeigten Ölflaggen nicht sah, erlag seinen Verletzungen an Ort und Stelle. Auch ich würde erheblich verletzt: Schädelbasisbruch, Halswirbelbruch und erneut ein Gehirntrauma. Die Rehabilitation dauerte jahrelang; nach zehn Jahren wurden meine Augen korrigiert, da ich auch eine Augenmuskellähmung erlitten hatte.»

Dieter Braun musste nach diesem GP von Österreich seine großartige Karriere im besten Alter von 34 Jahren abrupt beenden.

Dabei hätte seine GP-Laufbahn erst nach dem Salzburgring-GP 1977 erst so richtig losgehen sollen. Denn damals drängte Kawasaki in die 250er-WM, und eine der wenigen begehrten grünen Werks-KR250 war über den deutschen Importeur Dieter Braun zugesichert worden, der bis dahin bei Yamaha trotz zahlreicher Erfolge nie für das Werksteam berücksichtigt worden war. Immerhin hatte ihn der deutsche Importeur Mitsui immer wieder mit Production Racern für die Klassen 250 und 350 ccm unterstützt.

«Ich hatte 1977 beim Bruder von Sepp Schlögl in Inning eine Werkstatt gemietet, dort ist die 250er-Kawasaki schon gestanden, als wir nach Salzburg gefahren sind. Aber dort fand kein 250er-WM-Lauf statt, also blieb sie in Bayern. Eine Woche später beim Hockenheim-GP wäre ich damit gefahren», blendet Braun 46 Jahre zurück.

Bevor 1978 Dieter-Braun-Schützling Toni Mang in den Genuss der Kawasaki KR 250 kam, durfte sie in Hockenheim 1977 statt Braun der international noch nicht in Erscheinung getretene DM-Pilot Hans Schweiger aus dem Allgäu steuern.

«Ich habe den Hockenheim-GP damals nicht miterlebt, ich lag noch schwer verletzt in Salzburg im Krankenhaus», erinnert sich Braun im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe aber später in der Zeitung gelesen, dass Schweiger schnell unterwegs war; er ist aber zu ehrgeizig gewesen und gestürzt. Er wollte halt die Werksmaschine und den Werksvertrag kriegen… Das wäre ja eine tolle Chance gewesen für den guten Mann. In dem Bemühen ist er dann vielleicht zu ehrgeizig gewesen.»


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