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Moto2 und Moto3: Pirelli-Deal für 2024 verzögert sich

Von Günther Wiesinger
Pirelli wird 2024 wieder im GP-Paddock auftreten

Pirelli wird 2024 wieder im GP-Paddock auftreten

Pirelli ist im Formel-1-Bieterfahren mit Bridgestone als Herausforderer konfrontiert und will für 2024 in die Moto3- und Moto2-WM einsteigen. Aber die Bekanntmachung des Deals musste verschoben werden, Ursache unklar.

Am Freitag bei der Dutch-TT in Assen wurde der Deal mit Pirelli als Alleinausrüster für die GP-Klassen Moto3 und Moto2 für 2024 besiegelt. «Es tut sich etwas an der Rennreifenfront», berichtete SPEEDWEEK.com. Auch bei Michelin, MotoGP-Reifenlieferant seit Beginn der Saison 2016, waren die Verantwortlichen über den geplanten Reifenwechsel informiert. Am Freitagabend hieß es, bei Pirelli werde bereits ein Press Release für das Wochenende der Dutch-TT in Assen vorbereitet. Aber es ist bis heute nicht verschickt worden.

Die mutmassliche Ursache sprach sich bereits am Sonntag im Assen-Fahrerlager herum. Es wurde berichtet, die Dorna-Funktionäre hätten den Vertrag mit Dunlop nicht ganz aufmerksam gelesen. Die britische Firma möchte offenbar im Bieterverfahren für die Ausrüstung der Teams für die 250-ccm- und 765-ccm-WM-Klasse weiter mitmischen. 

Von den Dorna-Verantwortlichen wird diese Darstellung allerdings dementiert. Die Hersteller in den Klassen Moto2 und Moto3 warten jetzt sehnsüchtig auf die offizielle Bekanntmachung des Pirelli-Deals.

Fix ist: In den zwei kleinen Klassen wird 2024 mit Pirelli gefahren.

Während sich in der Formel 1 der italienischen Reifengigant Pirelli beim Bieterverfahren als Alleinrüster für 2025 mit Bridgestone starker Konkurrenz ausgesetzt sieht, sollte Pirelli in Zukunft im Motorrad-GP-Sport die Reifen für die WM-Klassen Moto3 und Moto2 liefern. In der 250-ccm-Viertakt-Klasse ist Dunlop seit 2012 Alleinausrüster, in der 765-ccm-Moto2-WM seit deren Gründung im Jahr 2010.

Pirelli war auch in der 500-ccm-Klasse bereits aktiv, vor allem zur Zeit von Cagiva mit Randy Mamola von 1988 bis 1990.

Vor dreieinhalb Wochen besuchte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta mit Sohn Carlos den Formel-1-GP auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya, um sich mit F1-Chef Stefano Domenicali zu treffen. Bei dieser Gelegenheit fand ein Meeting zwischen Vater und Sohn Ezpeleta (er fungiert als Dorna-Sportdirektor) mit dem Pirelli-Management statt, bei dem es um die Lieferung von Einheitsreifen für die WM-Klassen Moto3 und Moto2 für 2024 ging. Pirelli rüstet bekanntlich bereits die Teams und Fahrer für die Superbike-WM und die Supersport-WM aus.

Die Drei-Jahres-Verträge der Dorna mit Dunlop laufen eigentlich nach der Saison 2023 aus.

Dunlop hat die Produktionsstätte für die GP-Reifen noch vor Corona nach Frankreich verlagert, auch wegen des Brexits. Die Qualitätskontrolle wurde verbessert, aber die britische Firma schlachtet die GP-Teilnahme vom Marketing - und Communications- Standpunkt gesehen kaum aus, auch wenn die Reifen wenig Anlass zur Kritik geben.

In der Moto2-WM sind mit Kalex und Boscoscuro nur zwei Hersteller übrig geblieben, denn Firmen wie Suter, NTS, TSR, KTM und MV Agusta haben sich zurückgezogen.

Kalex-Geschäftsführer Alex Baumgärtel, der in der Moto2 nicht weniger als 26 der 30 Motorräder liefert, war schon neugierig auf den neuen Reifenlieferanten. «Ein Wechsel zu Pirelli wäre interessant, obwohl Dunlop zum Beispiel bei der letzten Generation der Regenreifen ein positiver Schritt gelungen ist.»

Von den Fahrern ist allerdings manchmal zu hören, der Dunlop-Moto2-Vorderreifen sei vom Feedback her am Limit, es existiere es Potenzial für Optimierung.

In Assen erkundigten sich die Moto2-Teams bereits, wann erstmals Testreifen von Pirelli an die Hersteller geliefert werden und ob Testteams wieder erlaubt werden wie beim Umstieg von den Honda-600-ccm-Motoren auf die Triumph-Dreizylinder 2018 im Jahr und ob deshalb mehr Testtage für die kleinen Klassen gestattet werden.

Übrigens: In der Formel 1 war Pirelli von 1950 bis 1958 dabei, dann von 1981 bis 1986, von 1989 bis 1991 und jetzt pausenlos seit 2011. Auch in der Rallye-WM liefert Pirelli aktuell die Einheitsreifen.

Dunlop-Piloten haben vor der neuen Viertakt-Ära schon die 250-ccm- und 125-ccm-Zweitakt-Klassen dominiert. Allein in der Viertelliterklasse sammelte der 1888 gegründete Reifenhersteller 17 WM-Titel. Aktuell ist Dunlop, seit 1949 im Grand-Prix-Paddock vertreten, zudem Reifenlieferant in den «Road to MotoGP»-Nachwuchsserien Red Bull MotoGP Rookies Cup, Idemitsu Asia Talent Cup, Honda British Talent Cup und Northern Talent Cup.

Im November 2020 verkündete die Dorna den neuen Deal mit Dunlop mit folgenden Worten: «Seit der Einführung der beiden Klassen Moto3 und Moto2 ist Dunlop ein Grundpfeiler des Erfolgs. Die Ergebnisse sprechen für sich, und wir sehen an jedem Wochenende spektakuläre Rennen.»

Ben Hoge, General Manager von Dunlop Motorcycle Europe, erklärte 2020: «Beide Klassen sind ein wesentlicher Bestandteil von Dunlops Motorradrennsport-Aktivitäten und erlauben uns, Technologien für unser wachsendes Sortiment an Straßen- und Rennstreckenreifen zu entwickeln. Dorna Sports bietet eine exzellente Plattform zur Reifenentwicklung.»

Und diese Plattform will sich Dunlop offenbar nicht ganz widerstandslos wegnehmen lassen.

Übrigens: Die Philosophie von Pirelli in der Superbike-WM ist eine ganz andere als jene von Michelin und Dunlop in GP-Sport. Pirelli will Entwicklung machen im Rennsport. Ob das in der Moto2 und Moto3 gewünscht und honoriert wird, wird sich zeigen.

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