KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Acosta befürchtet: Wegen Pay-TV drohen harte Zeiten

Von Nora Lantschner
Die MotoGP sucht einen neuen Superstar, Moto2-Titelänwärter Pedro Acosta (Red Bull KTM Ajo) will sich davon nicht unter Druck setzen lassen und spricht eine Problematik in der Vermarktung der Motorrad-WM an.

Mit den Rücktritten von Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Valentino Rossi und zuletzt auch Andrea Dovizioso verlor die MotoGP-WM in den vergangenen Jahren einige große Namen, die – neben dem seit 2020 immer wieder angeschlagenen Marc Márquez – die jüngere Geschichte der «premier class» prägten.

Auf der Suche nach einem künftigen MotoGP-Star wird immer wieder Pedro Acosta ins Spiel gebracht, schließlich legte er 2021 als 16-Jähriger den besten WM-Einstand aller Zeiten hin – mit vier Podestplätzen in seinen ersten vier GP-Rennen (und 95 aus 100 möglichen Punkten!). Am Tag seines Moto3-Titelgewinns war er auch erst 17 Jahre und 166 Tage alt und somit der zweitjüngste Weltmeister der GP-Geschichte.

Im Vorjahr löste das Supertalent aus dem Red Bull KTM Ajo Team auch noch Marc Márquez als jüngsten Moto2-Sieger ab, der erste von mittlerweile sieben Triumphen in der zweithöchsten Klasse gelang Pedro in Mugello im Alter von 18 Jahren und 4 Tagen.

Wie geht der heute 19-jährige Spanier damit um, als nächster MotoGP-Star gehandelt zu werden? «Darüber denke ich nicht nach», winkte er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ab. «Wenn du in der Moto3 nie diese Aufmerksamkeit bekommen hast, dann würde man vielleicht über solche Sachen nachdenken. Man muss sich vorstellen: Ich war 16, bin in die Moto3 gekommen und hatte plötzlich mehr Kameras auf mich gerichtet als Márquez oder Quartararo. Den ganzen Tag wurde ich von einer Kamera verfolgt… Die Leute waren wie verrückt, vor allem in Spanien. Das war schwieriger als jetzt mit fast 20 Jahren. Wir müssen aber die Leute verstehen, sie sind Fans und wir können ihre Helden sein. Wir müssen also Verständnis dafür haben, dass die Leute, wenn sie zu einem Rennen kommen, auch Fotos und alles haben wollen. Das gehört zum Job.»

Weil nach der Ära mit Valentino Rossi und angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage im Vorjahr in einigen Ländern teils deutliche Zuschauerrückgänge verzeichnet wurden, versuchten die Verantwortlichen unter anderem mit dem neuen Format samt MotoGP-Sprint am Samstag entgegenzuwirken – laut Dorna erfolgreich, mit steigenden Zuschauerzahlen an der Strecke (+40 Prozent im ersten Quartal) und vor den TV-Bildschirmen (+27 Prozent).

Was hält Acosta vom neuen Format, das gerade auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen soll? «Ich habe Verständnis für eine Fan-Zone und den ‚Hero Walk‘. Ich verstehe, dass die Dorna den Sport für junge Leute attraktiver gestalten will. Wir haben aber ein Problem: Die Leute müssen in vielen Ländern bezahlen, um die Rennen im TV zu sehen. Das ist nicht gut. Als ich noch klein war, erinnere ich mich, dass man in jedem Restaurant zu Mittag die Rennen im TV gesehen hat. Vielleicht gefällt es dir nicht, vielleicht bist du nicht wirklich bemüht, das Rennen zu verfolgen – aber du hast die Rennen immer gesehen. Man wusste also, wer Dani Pedrosa, Valentino Rossi oder auch Cal Crutchlow waren.»

«Wie wollen wir es heutzutage anstellen, dass die Leute die MotoGP kennen, wenn wir nicht jedem die Chance geben, es zu sehen? Wenn zum Beispiel in einer Familie mit zwei Kindern die Mutter nicht arbeitet, sondern nur der Vater, dann werden sie als erstes die Pay-TV-Sender, Netflix und diese Dinge streichen. Ich glaube, dass harte Zeiten auf uns zukommen werden», befürchtet Moto2-Titelanwärter Acosta.

Die Formel 1 erlebte in den jüngsten Jahren gerade auch dank Netflix einen Boom. Verfolgt der Moto3-Champion von 2021 selbst die Königsklasse auf vier Rädern? «Ja, aber ich glaube auch, dass vor zwei Jahren kaum jemand die Formel 1 geschaut hat – vor dem Comeback von Alonso. Das ist so, als würde jetzt Valentino Rossi [in die MotoGP] zurückkommen – Boom.»

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