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Walter Villa: Gedanken zum 80. Geburtstag

Von Thorsten Horn
Walter Villa bei der Centennial Classic in Assen 1998

Walter Villa bei der Centennial Classic in Assen 1998

Heute vor 80 Jahren wurde Walter Villa geboren. Der Italiener zeichnete für alle vier WM-Titel der US-amerikanischen Motorradschmiede Harley-Davidson während ihrer kurzen Stippvisite in der Motorrad-WM verantwortlich.

Aermacchi (Aeronautica Macchi) war ein Flugzeugwerk mit Sitz im nördlich von Mailand gelegenen Varese, das nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst mit Motorrollern in den Zweirad-Markt einstieg.

1960 erfolgte der Zusammenschluss mit der US-amerikanischen Firma Harley-Davidson. Fortan produzierte man einige sportliche Modelle für den amerikanischen Markt und stieg gleichzeitig in den Straßenrennsport ein. Unter dem Namen Aermacchi bediente man in erster Linie Privatfahrer, unterhielt aber auch ein kleines Werksteam.

Dieses lief ab 1973 mit weiterhin in den Aermacchi-Werken in Varese gefertigten Rennmaschinen mit neuester wassergekühlter Zweizylinder-Zweitakt-Technik unter dem Namen Harley-Davidson. Das erste Fahrerduo für die 250- und 350-ccm-Klasse lautete Renzo Pasolini und Michel Rougerie. Der Italiener verlor aber beim fürchterlichen Massensturz beim vierten WM-Lauf im italienischen Monza sein Leben, ebenso wie der Finne Jarno Saarinen.

1974 lautete das schlagkräftige Harley-Davidson-Duo Walter Villa/Michel Rougerie. Mit unter anderem vier Saisonsiegen und einem zweiten Platz hiess am Jahresende der 250er-Weltmeister Walter Villa. Der Franzose Michel Rougerie wurde WM-Neunter. In der 350-ccm-Klasse belegte Michel Rougerie den siebenten Rang und Walter Villa den 16.

Auch 1975 gewann man mit Walter Villa und der inzwischen den Kunden-Yamaha sogar technisch überlegenen Harley-Davidson die Viertelliter-WM. Der Franzose wurde Vize-Weltmeister.

Auch am Jahresende 1976 wurde der Italiener Weltmeister und zudem auch bei den 350ern. Das Intermezzo in der 500-ccm-Klasse war hingegen kaum von Erfolg gekrönt.

1977 wurde Walter Villa bei den 250ern Vize-Weltmeister, doch dann zog sich Harley-Davidson, respektive Aermacchi, aus dem Rennsport zurück.

1978 wurde Aermacchi an die von Gianfranco und Claudio Castiglioni frisch gegründete Firma Cagiva verkauft, doch Harley-Davidson lebte mit seinem Kerngeschäft Chopper und Lifestyle-Bikes selbstverständlich weiter. In die Motorrad-WM kehrte man bis dato nie mehr zurück.

Walter Villa wurde am 13. August 1943 in Castelnuovo Rangone südlich von Modena in der Emilia Romagna als zweiter von fünf Söhnen geboren. Als 13-Jähriger bestritt er auf einer 175-ccm-Morini seine ersten Motorradrennen und schlug dabei unter anderem den jungen Giacomo Agostini. 1966 gewann er auf einer FB-Mondial 175 vor seinem Bruder Francesco erstmals die Italienische Meisterschaft. So auch 1967 und 1968.

1967 bestritt er auf einer 125er-Montesa sein erstes Rennen in der Motorrad-Weltmeisterschaft und ging auch danach nur sporadisch bei der WM an den Start. Später konzentrierte sich Walter Villa auf die 250- und 350-ccm-Klasse. So wurde er 1973 auf einer Yamaha in der Viertelliterklasse erneut Italienischer Meister.

1974 wurde er ins Harley-Davidson-Werksteam berufen und bedankte sich mit tollen Erfolgen für das ihm geschenkte Vertrauen. Wenngleich er im Grand-Prix-Sport bis zu diesem Zeitpunkt noch keine dicken Stricke zerrissen hatte, dominierte er die Saison regelrecht. Den Saisonauftakt auf der Nürburgring-Nordschleife boykottierten alle namhaften Fahrer und Teams, sodass die Deutschen Edmund Czihak (500 ccm), Helmut Kassner (350 ccm und 250 ccm), Fritz Reitmeyer (125 ccm) und Ingo Emmerich (50 ccm) zu unverhofften Grand-Prix-Siegen kamen.

Beim zweiten (regulären) 250er-Grand-Prix des Jahres im italienischen Imola feierte Walter Villa seinen ersten GP-Podestplatz gleich auf dem obersten Treppchen. Danach gewann er auch im niederländischen Assen, im finnischen Imatra sowie im damals noch tschechoslowakischen Brno und wurde schliesslich, obwohl er nur sechs der elf Saisonrennen bestritten hatte, mit 77 zu 58 Punkten souverän Weltmeister vor Dieter Braun. Die 350ccm-Klasse behandelte Harley-Davidson noch etwas stiefmütterlich.

1975 legte Walter Villa in den ersten zwei Saisondritteln wieder los wie die Feuerwehr, gewann fünf Grand Prix (Jarama in Spanien, Hockenheim, Imola, Assen und Anderstorp in Schweden) und holte sich mit sieben von elf möglichen Rennteilnahmen seinen zweiten WM-Titel vor seinem Stallgefährten Michel Rougerie.

Mit sogar sieben GP-Siegen machte Walter Villa 1976 seinen Titel-Hattrick in der Viertelliterklasse perfekt und veredelte dieses Saison noch mit vier weiteren GP-Triumphen und dem WM-Titel in der 350ccm-Klasse.

Trotz dreier GP-Siege 1977 musste sich Walter Villa in jenem Jahr mit dem dritten WM-Endrang hinter seinen Landsleuten Mario Lega (Yamaha/Morbidelli) und Franco Uncini, der nun sein Teamkollege war, begnügen.

1978 war Harley-Davidson in den beiden Mittelklassen vor allem gegenüber Kawasaki, aber auch Yamaha, ins Hintertreffen geraten. Nach nur einem dritten Platz bei den 250ern und Endrang 16 zog sich Harley-Davidson aus dem GP-Sport zurück.

Walter Villa bestritt auf Yamaha noch weitere Grand Prix, konnte an die grossen Erfolge jedoch nicht mehr anknüpfen. Nach 87 GP-Teilnahmen, 24 GP-Siegen und vier gewonnenen Weltmeisterschaften sowie acht nationalen Titeln – ein Teil davon ebenfalls auf Harley-Davidson – zog er sich Ende 1980 vom aktiven Rennsport zurück.

Am 20. Juni 2002 verstarb Walter Villa im Alter von nur 58 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts in seinem Haus in Modena.

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