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Ai Ogura bleibt auch bei MT-Helmets ein HRC-Fahrer

Von Günther Wiesinger
Ai Ogura, Moto2-Vizeweltmeister 2022 bei Honda Asia, bleibt eine Personalreserve von Honda für die MotoGP. HRC hat für ihn aus strategischen Gründen ein neues Team gesucht.

Viele Experten im Fahrerlager wundern sich, warum der Japaner Ai Ogura seit dem Sommer auf Teamsuche war, obwohl den Asiaten eine große Portion Loyalität gegenüber HRC zugeschrieben wird und es dem letztjährigen Moto2-Titelanwärter vom Idemitsu Honda Asia Team unter Teamchef Hiroshi Aoyama, dem 250-ccm-Weltmeister von 2009, an nichts fehlt. Und zuletzt schaffte dieser Rennstall in Motegi sogar einen unumstrittenen Doppelsieg!

Warum also wollte Ogura weg? Ist er enttäuscht, weil ihn HRC für 2023 nicht statt Nakagami ins LCR-Honda-MotoGP-Team transferiert hat? Oder ist ihm die Honda RC213V nicht schlagkräftig genug – und er sucht deshalb einen Ausweg aus der Honda-Familie?

All diese Mutmassungen sind falsch. Aber das Honda Asia Team ist nicht zentral auf Erfolg ausgerichtet, es soll den asiatischen Talenten aus den unterschiedlichen Nachwuchsmeisterschaften vom Idemitsu Asian Talent Cup bis zur JuniorGP Aufstiegschancen für die Weltmeisterschaft ermöglichen, sie dient als Gehschule und Wartesaal für höhere Aufgaben. Ogura bestritt bei Idemitsu Honda Asia schon die Moto3-WM und fährt dort jetzt das dritte Moto2-Jahr. Er verbarrikadiert dadurch mit seinen 22 Jahren jüngeren Talenten die Aufstiegsmöglichkeiten.

Aber das Honda Asia-Team will den jungen Fahrern aus Ländern wie Malaysia und Indonesien immer wieder Chancen anbieten, auch wenn dann manchmal Fahrer durch den Rost fallen, weil sie das fahrerische Niveau und den Speed für die WM nicht haben.

Ogura, Chantra und Nakagami waren dort eine Ausnahme. Aber auch Nakagami wurde eines Tages zu Italtrans platziert – und gewann erst dort zwei Moto2-WM-Rennen.

Jetzt hielt es Honda Asia an der Zeit, auch Ogura aus der familiären Umgebung zu entlassen.

Aber die Japaner werden Ai Ogura auch unter ihren Fittichen behalten, wenn er nächstes Jahr die Moto2-WM für das spanische MTHelmets - MSi-Team von Teo Martín bestreitet, der die zwei Plätze von Sito Pons übernommen hat und neben Ogura noch Sergio Garcia fahren lässt, den Moto3-Vizeweltmeister (auf GASGAS) von 2022.

Nach Recherchen von SPEEDWEEK.com bleibt Ogura auch künftig als Personalreserve bei HRC unter Vertrag. Aber HRC suchte eine Art «Farm Team» aus Fortbildungsstätte für Ogura, um neue Fahrer aus dem Idemitsu Asian Talent Cup unterbringen zu können. Aus diesem Cup würde sich auf jeden Fall Veda Pratama aufdrängen, der in diesem Jahr bei vier Rennen schon drei Siege und einen zweiten Platz eingefahren hat. Aber er wird erst am 13. November 15 Jahre alt und muss deshalb noch drei Jahre warten bis zum Aufstieg in die Moto3-WM.

Es könnte aber zum Beispiel Tatchakorn Buasri in die WM geholt werden, der schon vier GP-Einsätze hinter sich hat, jetzt in der JuniorGP an zehnter Stelle liegt und dankenswerterweise bereits 22 Jahre alt ist. Der Thailänder fährt in der CEV im Team Honda Racing Thailand.

Die HRC-Manager wollten Ogura mit einem HRC-Vertrag zu einem neutralen Moto2-Team bringen, zum Beispiel zu Marc VDS, zu Italtrans, American Racing oder RW Racing.

Unter neutral verstehen sie alle Rennställe, die keine unmittelbare Verbindung zu einem Motorradwerk haben. Als kamen Red Bull Ajo KTM, Aspar GASGAS, Liqui Moly Husky Intact, Yamaha Master Camp und Fantic Racing nicht in Betracht. Denn Fantic Motor und Yamaha beliefern sich bei den Serienmaschinen gegenseitig mit Motoren.

Deshalb gelang es zum Beispiel Aki Ajo nicht, Ogura zu KTM zu lotsen – er musste mit Vietti vorliebnehmen als Acosta-Ersatz.

Bei Marc VDS klappte der Deal mit Ogura hingegen nicht, weil er zu spät angeboten wurde, als Filip Salač bereits unter Vertrag war und sich abzeichnete, dass der WM-Zweite Tony Arbolino noch ein Jahr in der Moto2 fahren werde.

Honda Asia gibt aber einen Titelanwärter wie Ogura nur schweren Herzens her.

Aber es bleibt den Japanern nichts anderes übrig. Denn die teilweise überforderten Talente aus dem Asian Talent Cup nimmt kein Moto2-Team unter Vertrag. Diese Asiaten muss Hiroshi Aoyama notgedrungen in seinem eigenen Rennstall ausbilden.

Und da Nakagami 2024 bereits seine siebte MotoGP-Saison bei LCR-Honda bestreiten wird, kann man sich ausmalen: Ogura könnte dort den Platz von Taka 2025 übernehmen.

Moto2-Rennergebnis, Motegi (1.10.):

1. Chantra, Kalex, 19 Rdn in 35:19,273 min
2. Ogura, Kalex, + 1,353 sec
3. Acosta, Kalex, + 3,080
4. Dixon, Kalex, + 5,065
5. Salac, Kalex, + 10,492
6. Gonzalez, + 12,961
7. Ramirez, Kalex, + 14,352
8. Canet, Kalex, + 16,360
9. v/d Goorbergh, Kalex, + 17,692
10. D. Binder, Kalex, + 19,405
11. Arbolino, Kalex, + 20,661
12. Roberts, Kalex, + 20,809
13. Lopez, Boscoscuro, + 21,303
14. Guevara, Kalex, + 21,477
15. Baltus, Kalex, 24,032

Moto2-WM-Stand nach 14 von 20 Rennen:

1. Acosta, 252 Punkte. 2. Arbolino 202. 3. Dixon 159. 4. Canet 124. 5. Lopez 119. 6. Chantra 114. 7. Salac 108. 8. Vietti 106. 9. Gonzalez 104. 10. Ogura 95. 11. Aldeguer 88. 12. Garcia 76. 13. Lowes 74. 14. Arenas 61. 15. Roberts 60. 16. Baltus 48. 17. J. Alcoba 33. 18. D. Binder 28. 19. Bendsneyder 22. 20. Ramirez 20. 21. Foggia 18. 22. v/d Goorbergh 17. 23. Tulovic 12. 24. Pasini 11. 25. Guevara 8. 26. Kelly 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Kalex, 345 Punkte. 2. Boscoscuro 162. 3. Forward 1.

Team-WM:

1. Red Bull KTM Ajo, 313 Punkte. 2. Elf Marc VDS Racing 276. 3. Idemitsu Honda Team Asia 209. 4. Beta Tools SpeedUp 207. 5. Pons Wegow Los40, 200. 6. Inde GASGAS Aspar 167. 7. QJMOTOR Gresini Moto2, 141. 8. Fantic Racing 106. 9. Correos Prepago Yamaha VR46 Master Camp 104. 10. Italtrans Racing 78. 11. Fieten Oli Racing GP 65. 12. Liqui Moly Husqvarna Intact GP Team 40. 13. Pertamina Mandalika SAG Team 22. 14. Onlyfans American Racing 20. 15. Forward Team 1.


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