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Joe Roberts (American Racing): «Alter ist Bullshit!»

Von Stephan Moosbrugger
Joe Roberts hat seinen Traum, es in die MotoGP zu schaffen, noch nicht aufgegeben

Joe Roberts hat seinen Traum, es in die MotoGP zu schaffen, noch nicht aufgegeben

Moto2-Ass Joe Roberts hatte einen schwierigen Saisonstart. In Brünn konnte er seinen ersten Sieg in diesem Jahr holen. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erzählte er, weshalb er sich schwertat und wie seine Zukunft aussieht.

Im ersten Drittel der Saison 2024 war American-Racing-Pilot Joe Roberts ein Titelanwärter in der Moto2-WM. Mit einem Sieg in Mugello und drei weiteren Podestplätzen lief es sehr gut für ihn. Danach folgten mittelmässige Ergebnisse, Ausfälle und schließlich eine schwere Verletzung, die er sich auf Phillip Island zugezogen hatte. Bei einem Sturz hatte er sich in der rechten Hand das Kahnbein gebrochen, für den Rest der Saison fiel er aus. In der Endabrechnung belegte der Kalifornier Rang 9.

Zu Beginn dieses Jahres tat sich Roberts schwer, um in Schwung zu kommen. Erst in Silverstone gelang ihm mit Rang 8 das erste Top-10-Ergebnis. Danach konnte er in Aragon (7), Mugello (9), Assen (5) und auf dem Sachsenring (6) weitere Top-Platzierungen erzielen. In Brünn, auf einer seiner Lieblingsstrecken, holte der Sunnyboy aus Malibu dann seinen ersten Saisonsieg.

Weshalb dauerte es für Roberts so lange, um in Schwung zu kommen? «Ich hatte letztes Jahr eine schwere Verletzung, als ich mir in Australien das Kahnbein in der rechten Hand gebrochen hatte. Es war ein komplizierter Bruch – etwas, das Zeit braucht», erklärte Roberts im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com-Chefredakteur Ivo Schützbach. «Es ist einer dieser Knochen, die nicht gut durchblutet sind. Ich brauchte lange, um das ausheilen zu lassen. Die Genesung und auch meine Vorbereitung im Winter waren alles andere als perfekt. Als ich beim ersten Test wieder auf das Motorrad gestiegen bin, hatte ich keine Kraft.»

Dazu kamen technische Details, die bei den Moto2-Bikes geändert wurden und eine Umstellung im personellen Umfeld von Roberts. «Wir haben vorne eine andere Reifengröße, das Chassis ist neu und wir verwenden jetzt weichere Hinterreifen. Das wirkt sich auf den Fahrstil aus, denn der Umgang mit dem Hinterreifen ist jetzt viel wichtiger. Zu Beginn des Jahres tat ich mir schwer – das Gefühl für den Hinterreifen ist entscheidend, um schnelle Rundenzeiten zu erzielen. Dieses hatte ich nicht. Auch bei der Weiterentwicklung des Bikes kamen wir in Rückstand», blickte der 28-Jährige zurück. «Ich möchte nicht so klingen, dass ich jetzt lauter Ausreden suche, aber dazu kam, dass mein Crew-Chief Mario Martini, den ich in den letzten beiden Jahren hatte, am Ende des letzten Jahres gesundheitliche Probleme bekam. Er ist mit uns zwar in die Saison gestartet, aber nach Thailand hat er uns verlassen – er konnte nicht weitermachen. Der Technische Direktor Matthew Grodecoeur ist jetzt mein Crew-Chief. Auch das ist ein Prozess – zu lernen, wie wir zusammenarbeiten können. Wir kennen uns zwar schon lange, aber es ist trotzdem etwas anderes, so eng zusammenzuarbeiten. Wir haben eine harte Zeit, aber wir arbeiten daran, um zurückzukommen.»

Seit 2017 fährt Joe Roberts in der mittleren Kategorie der Motorrad-Weltmeisterschaft, 2020 hatte er im American-Racing-Team mit Endrang 7 seine bislang beste Saison. Weshalb ist es danach nicht weiter nach vorne gegangen? «Gute Frage. 2020 war eine meiner besten Saisons. Um ehrlich zu sein, war aber das letzte Jahr mein stärkstes – bevor ich mich verletzte», grübelte er.

2021 folgte der Wechsel zum Italtrans-Team, für das er drei Jahre fuhr. «Der Wechsel zu Italtrans war kompliziert. Niemand dort hat Englisch gesprochen. Um mit meinem Crew-Chief zu sprechen, brauchte ich einen Übersetzer, was es sehr kompliziert machte. Man kann sich vorstellen, dass auf diesem technischen Level, auf dem wir uns befinden, vieles bei der Übersetzung verloren ging», so der US-Amerikaner. «Seit 2020 schaffte ich es aber jedes Jahr auf das Podest und ich war vorne dabei. Ich habe mein Potenzial und meine Pace immer gezeigt, aber um in dieser Klasse eine sehr gute Saison hinzubekommen, muss alles um dich herum zusammenpassen. Du musst in dein Team 100-prozentiges Vertrauen haben. Genau das war letztes Jahr so cool, als ich in dieses Team zurückgekommen bin – die Jungs haben mich nicht im Stich gelassen und um mich herum so ein starkes Paket aufgebaut.»

Joe Roberts zählt mit seinen 28 Jahren nicht mehr zu den Jüngsten im Paddock. Macht er sich Gedanken um seine weitere Zukunft – möglicherweise in einer anderen Rennserie, etwa der Superbike-WM? «Es stimmt, dass man mit 28 beginnt, über seine weitere Zukunft nachzudenken. Aber zugleich genieße ich sehr, was ich derzeit mache. Ich genieße es, in dieser Klasse zu fahren», betonte Roberts. «Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich glaube aber, dass ich immer noch eine Chance habe, in die MotoGP zu kommen – ich denke, ich bin stark und schnell genug, um dort zu fahren. Die Leute schauen sehr auf das Alter, aber Tom Brady (American-Football-Spieler, Anm.) gewann mit über 35 Jahren sehr viele Superbowls. Das Alter ist Bullshit – was zählt, ist das, was du auf der Rennstrecke leistest.»

WM-Stand nach 12 von 22 Rennen:
1. Manuel Gonzalez, 188 Punkte. 2. Aron Canet 163. 3. Baltus 134. 4. Moreira 128. 5. Dixon 119. 6. Öncü 100. 7. Agius 93. 8.Vietti 90. 9. Arenas 81. 10. Roberts 80. 11. Ramirez 80. 12. Salac 66. 13. Holgado 60. 14, Lopez 58. 15. Guevara 55.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 283. 2. Boscoscuro 161. 3. Forward 13.

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