Adrian Huertas: Bereut er den Wechsel in die Moto2?

Adrian Huertas
Supersport-Weltmeister Adrian Huertas wechselte 2025 in die Moto2-WM. Bislang konnte der Spanier in der mittleren Kategorie der Motorrad-WM nicht überzeugen. Im Interview von SPEEDWEEK.com-Autor Manuel Pecino spricht der 21-Jährige über Teamkollege Diogo Moreira und ob er den Schritt, in die Moto2 zu gehen, bereut.
Adrian, auch für Fahrer, die aus der Moto3 kommen und die Dynamik der Meisterschaft bereits bestens kennen, ist die Moto2 eine große Herausforderung. Wie würdest du einem Supersport-Piloten ein Moto2-Bike beschreiben?
Für mich ist das Wort, das eine Moto2-Maschine am besten beschreibt, «starr». Verglichen mit dem, was ich bisher gefahren bin, vermittelt sie wenig Gefühl; alles passiert viel schneller. Und dann ist da noch das: die Dynamik der Kategorie.
An den Wochenenden hat man praktisch keine Zeit, sich mit dem Motorrad vertraut zu machen. Am Freitag muss man sich für das Q2 qualifizieren, am Samstagmorgen steht das FP2 an und danach gleich das Qualifying. Es ist eine schwierige Kategorie für jemanden, der aus der Supersport-WM kommt, obwohl ich glaube, dass jemand, der in der Supersport ganz vorne mitfährt, auch das Potenzial hat, in der Moto2 gut abzuschneiden – das versuche ich gerade.
Auf der anderen Seite deiner Box befindet sich einer der Schnellsten in diesem Jahr. Tauschst du mit Diogo Moreira Informationen aus?
Ja, wir tauschen einiges aus. Bei Kalex tauscht man auch generell Informationen aus. Das hilft mir sehr, denn er macht es derzeit sehr gut. Er hat die Erfahrung aus dem letzten Jahr, die ihm hilft, und außerdem ist er ein sehr schneller Fahrer. Er macht es wirklich gut.
Es hilft mir, bestimmte Dinge zu sehen, auch wenn ich mich nicht zu 100 Prozent mit ihm vergleichen kann. Wie ich bereits gesagt habe, ist mein Paket derzeit nicht so gut, um mit Diogo mithalten zu können. Sein Paket ist viel ausgefeilter, er hat es das ganze letzte Jahr über aufgebaut. Am Anfang hatte er auch Schwierigkeiten, aber zum Ende des Jahres wurde er besser.
Ist das eine Referenz für dich?
Ja, es hilft mir zu sehen, dass die Moto2 keine einfache Kategorie ist. Und dann muss man auch bedenken, dass es dieses Jahr einige sehr, sehr konkurrenzfähige Rookies gibt. Sich mit ihnen zu vergleichen, ist nicht das Beste. Dieses Jahr sind die besten Fahrer aus der Moto3 aufgestiegen, und das sind nicht wenige.
Ich finde, dass wir alle für Rookies ziemlich gute Arbeit leisten – die anderen machen es derzeit besser als ich. Man muss ehrlich und aufrichtig sein, aber ich hoffe, dass sich die Arbeit, die wir leisten, in ein paar Rennen auszahlt und es dann umgekehrt ist.
Meinst du David Alonso, Dani Holgado, etc.?
Nun, ich vergleiche mich nicht zu 100 Prozent mit ihnen, denn wie gesagt, wir kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Sie kennen die Strecken und ich nicht, vielleicht kenne ich das «große Motorrad» und ein wenig das Reifenmanagement am Ende des Rennens und sie nicht. Wir befinden uns also in einer Situation, in der Vergleiche hinfällig sind. Wir sind unterschiedliche Rookies.
In der zweiten Saisonhälfte solltest du besser werden, aber du wirst auf viele neue Strecken treffen. Das hilft nicht gerade, oder?
Ja, aber das ist nicht anders als zu Beginn der Saison, als ich das Motorrad noch nicht kannte. Zumindest kenne ich es jetzt besser. Außerdem kennt mich mein Team jetzt viel besser als zu Beginn der Saison, sodass sie mir von nun an besser helfen können.
Adrian, die Millionenfrage: Bereust du es, die Herausforderung Moto2 angenommen zu haben? Sicherlich hattest du in der Superbike-WM Angebote für wettbewerbsfähige Motorräder, mit denen du vorne mitfahren hättest können.
Nein, und ich sage immer: Wenn ich etwas mache, dann mache ich es bis zum Ende. Als ich letztes Jahr überlegt habe, was ich machen soll, war mir klar, dass ich nicht bereuen wollte, es nicht versucht zu haben.
Die Superbike-Weltmeisterschaft kenne ich. Ich denke, wenn ich eines Tages zurückkehren muss oder zurückkehre, ist das etwas Bekanntes. Das hier kannte ich jedoch nicht, der Schritt war eine einmalige Gelegenheit, für die ich Italtrans, Livio Suppo, allen Beteiligten und Laura, die mir die Chance gegeben hat, sehr dankbar bin.
Ich glaube, wenn ich es hier nicht ausprobiert hätte, hätte ich immer dieses kleine Stachelchen gehabt: «Warum hast du es nicht versucht?» Ich bereue es nicht, und ich würde mich auch nicht anders entscheiden, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte.
Wie schätzt du die Chancen von Toprak Razgatlioglu in der MotoGP ein?
Ich weiß nicht, wie es in der MotoGP läuft. Topraks Potenzial ist extrem, er ist ein sehr schneller Fahrer, das wissen wir alle. Aber ich glaube, er muss seine Mentalität sehr öffnen, so wie ich es jetzt in der Moto2 tue, und akzeptieren, dass er viele Dinge ändern und sich umstellen muss, um einen Prototyp zu fahren. Vergleiche muss man jedoch immer mit Vorsicht genießen. Denn Toprak fährt eine Superbike, das vielleicht etwas ähnlicher ist als ein Prototyp.
Mitte August geht es in der Moto2-WM mit dem Österreich-GP auf dem Red Bull Ring weiter. Adrian Huertas wird in der zweiten Saisonhälfte weiterhin versuchen, sich an die für ihn neue Klasse anzupassen. Etwas Druck ist von ihm jedoch abgefallen – das Italtrans-Team hat bereits beschlossen, mit ihm 2026 weiterzumachen.