KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Anthony West: «Muss Autos und Bikes verkaufen»

Von Günther Wiesinger
Anthony West: Retten ihn die Superbikes?

Anthony West: Retten ihn die Superbikes?

Weil er trotz Podestplätzen in der Moto2 kein Geld verdient, verkauft «Ant» West Hab und Gut. 2014 zu den Superbikes?

«Ja, mein Dad hat es auch im Fernsehen gehört», erzählte Anthony West, der australische Moto2-Speed-up-Pilot aus dem katarischen QMMF-Team.

Worum geht es?

Javier Alonso, Executive Director der Superbike-WM von Promoter Dorna, will künftig wieder starke Australier in der Superbike-Startaufstellung sehen. «Wir brauchen einen schnellen Australier, der in der Superbike-WM konstant vorne mitfahren kann. Das ist eine meiner höchsten Prioritäten», sagte Alonso im australischen Fernsehen. Alonso liess durchblicken, die Dorna werde einen talentierten Australier aus dem Red Bull Rookies-Cup, der Moto3- oder Moto2-WM für 2014 in ein renommiertes Superbike-WM-Team transferieren, um das Interesse für den Event auf Phillip Island neu zu wecken.

Auf den ersten Blick kommt für diese Aufgabe in einem renommierten Werksteam nur der 31-jährige Anthony «Ant» West in Frage. Der populäre Aussie erfüllt das Anforderungsprofil in jeder Hinsicht. Er kennt alle Rennstrecken, er hat schon Supersport-WM-Läufe (bei Yamaha) gewonnen, er hat Erfahrung mit grossvolumigen Viertaktern (er bestritt die MotoGP-WM 2008 auf der Werks-Kawasaki) – und er ist bei jeder Witterung schnell. West fuhr im Oktober 2012 in der Moto2-WM für das QMMF-Team im Regenrennen von Sepang auf Platz 2 – und eine Woche später in Phillip Island neuerlich. In der 250er-WM hat er immerhin einen GP-Sieg errungen.

«2013 ist das letzte Jahr, in dem ich sozusagen zum Nulltarif fahren kann», sagte West zu SPEEDWEEK.de. «Ich habe mich in den letzten Jahren daran gewöhnt, meinen Lebensunterhalt allein durch die Deals mit dem Leder- und Helmhersteller zu finanzieren. Aber ich habe nie richtig Geld verdient. Seit der Wirtschaftskrise kriege ich sogar für Helm und Leder kein Geld mehr, nur kostenloses Material. Ich muss ich jetzt daheim in Australien meine Autos und Motorräder verkaufen, um die Saison finanziell durchzustehen.»

«Wenn ich nächstes Jahr noch einmal fahre, muss ich endlich Geld damit verdienen», hat sich West vorgenommen. «Ich werde jetzt 31 Jahre alt. Ich besitze kein Haus und habe bisher kein Geld auf die Seite gebracht. Alles was ich habe, sind drei Autos und vier Dirt-Bikes.»

«Wenn mich jemand für die Superbike-WM 2014 anfragt, bin ich an jedem Angebot interessiert, das mir Geld einbringt. Aber bisher habe ich keine Anfrage. Hoffentlich hilft es mir, dass ich der einzige Australier bin», überlegt West. Er will beim Jerez-Test (ab 18. März) Kontakt zum Dorna-Management aufnehmen.

Auch bei MZ in den Jahren 2010 und 2011 hat West praktisch nichts verdient. «Damals wollte mein Vater sogar sein Haus in Cairns verkaufen, um mir zu helfen», erzählt West. «Wir wären dann in sein Appartement in Brisbane übersiedelt.»

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