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Circuito de Almeria: Ein Juwel im Niemandsland

Kolumne von Günther Wiesinger
Ein spanischer Grossgrundbesitzer hat den Circuito de Almeria 1999 als Übungspiste für seinen rennfahrenden Sohn gebaut.

«Wir werden am 6. Februar wieder in Almeria testen. Diese Strecke hat etwas... Ich kann es nicht genau sagen. Aber mir gefällt es hier», sagte Jürgen Lingg, Technischer Direktor des deutschen Dynavolt Intact-GP-Teams mit Fahrer Sandro Cortese vor wenigen Tagen beim jüngsten Moto2-Test auf dem Circuito de Almeria im südlichen Spanien.

Tatsächlich lässt sich die Piste von Almeria mit keiner anderen vergleichen.

Sie wurde 1999 von José Antonio Garcia (Vater das spanischen Rennfahrers David Garcia) gebaut, als Trainingspiste für den Sprössling, der bei Luis d’Antin die 250er-WM fuhr. Bestes Ergebnis: Platz 10 im Jahr 2012 in Brünn auf einer Honda. Später bekam Garcia beim Proton-Team von Kenny Roberts einen Testfahrervertrag. Vielleicht in erster Linie, damit Kennys Truppe in Almeria kostenlos testen konnte.

Für die Austragung von richtigen Rennen war Almeria nie vorgesehen. Deshalb existiert keine einzige Tribüne. Und kein Pressebüro.

David Garcia fuhr nach seiner GP-Laufbahn in der Superbike-WM noch die NCR-Ducati. Dass er dicke Stricke zerrissen hätte, ist nicht überliefert.

Dafür hat er uns eine Rennstrecke hinterlassen. Der Circuito de Almeria liegt direkt an der Landstrasse C.N. 340 von Tabernas nach Murcia bei km 483.

Vom Flughafen Almeria (wird von Air Berlin und Iberia angeflogen) fährt man mit dem Auto in 25 Minuten zur Rennstrecke. Es geht durch eine extrem karstige Landschaft, es ist kaum ein Grashalm zu sehen. Es ist eine Gegend, wie geschaffen für Westernfilme. Tatsächlich sehen wir beim Vorbeifahren auf halbem Weg vom Airport zur Rennstrecke rechts ein Schild: Fort Bravo, «Texas Hollywood Studios». Sicher eine Filmkulisse für den nächsten Spaghetti-Western.

Papa Garcia auf dem Beobachtungsposten

Thomas Thieme, Geschäftsführer des führenden Racing-for-Fun-Anbieters «Bike Promotion», ist mit seinen Kunden Stammgast in Almeria. Er hat die Strecke für die Monate Januar und Februar komplett gemietet, von 6. bis 9. Februar gewährt er den WM-Piloten aus der Moto2 und Moto3 wieder Gastrecht.

 «Wir haben einen Kundenstamm von 20.000 Motorradfahrern, bieten 244 Rennstrecken-Tage pro Saison an und sorgen allein in Almeria für 6000 Übernachtungen im Jahr», erzählt Thieme. «Wir fühlen uns extrem wohl hier. Die Infrastruktur wird pausenlos verbessert. Selbst wenn ich nach drei Wochen aus Gera wieder runterkomme, ist irgendetwas Neues gebaut worden. Als wir 1999 zum ersten Mal hier ankamen, existierte nur das Asphaltband... Das Grundstück hat der Vater von David Garcia besessen.»

Papa Garcia hat sich neben der vorletzten Kurve jetzt ein kleines Häuschen gebaut, von dem er meist am Sonntag das Geschehen bewundert. Der Sonntag ist sein einziger arbeitsfreier Tag; dann rückt er auch mal mit seinem Lamborghini aus.

Wenige Tage vor dem jüngsten Test wurden am Rande des Paddocks zwölf Appartements für je drei Personen fertiggestellt. Marcel Schrötter hatte eines gemietet: Für 59 Euro pro Tag. So konnte er zu Fuss zur Arbeit gehen.

Die Piste ist 4025 Meter lang, zwischen 10 und 12 Meter breit, sie besteht aus 13 Kurven, 8 Rechtskurven, 5 Linkskurven und eine Schikane. Im Paddock ist auf 14.000 Quadratmeter Platz für Trucks, Motorhome und Privatautos, Fahrerlager, es gibt 20 Boxen (6 x 8 m), ausgestattet mit Dusche und WC, dazu einen Control Tower, ein Medical Centre, ein Restaurant. «Es gibt ausser Mugello keine Rennstrecke in Europa, die über ein ähnlich gutes Restaurant verfügt», betonte Bike-Promotion-Chef Thomas Thieme.

Nicht nur das Dynavolt-Intact-GP-Team verfügt mit dem feinen Hotel «Venta el Museo» von Nadine Muckes und Christian Herbert im 10 km entfernten Lucainena de las Torres über einen absoluten Geheimtipp als Unterkunft – mit deutschen Betreibern und 32 Betten. Dort steigen auch Aki Ajo, die Kalex-Truppe und das KTM-Team ab.

Das BMW Test Camp

«Bike Promotion» leitet in Almeria auch das «BMW Test Camp»; da für diese Zwecke grössere Hotels gebraucht werden, fährt man ins 50 km entfernte Mojacar ans Meer, wo im Paracor National oder im Marina Playa genächtigt wird. Von dort fährt man in knapp zwei Stunden zum Flughafen Alicante, der zum Beispiel aus Nürnberg auch von Ryanair angeflogen wird.

BMW und Bike Promotion haben für die Kunden nicht weniger als 95 BMW S1000RR-Superbikes in Mojacar stehen, dazu 15 HP4. Thieme: «Wir bieten Pakete an, da kann man zuerst zwei Tage auf der Landstrasse fahren, danach zwei Tage auf der Rennstrecke.»
Nähere Infos: www.bike-promotion.com

Auch der Airport Malaga kann für Almeria-Reisende in Betracht gezogen werden: Er liegt 265 km von der Rennstrecke entfernt, Fahrzeit 2 h 40 Minuten, er bietet zum Beispiel Direktflüge von München und Zürich.

Wer von der Rennstrecke Richtung Mojacar rollt oder nur bis zum «Venta el Museo», kann sich vorstellen, dass diese Gegend ein Paradies für Motorradfahrer ist. Kaum Verkehr, praktisch unbesiedelt, prächtige Bergstrassen, von Polizei keine Spur. Dazu 300 Sonnentage im Jahr. Und selbst im Dezember und Januar wird es meistens 18 Grad warm, zumindest zwischen 11 und 16 Uhr. «Deshalb kommen auch viele Rennradfahrer in diese Gegend, die uns dann die freien Hotelkapazitäten streitig machen», erzählte Bike-Promotion-Chef Thomas Thieme, der bei seinen Events in Deutschland und Tschechien auch Rennserien wie die DRC, die DLC und die CEMC (von Karel Abraham senior) abwickelt.

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