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Dunlop: Die erfolgreichste Reifenfirma im GP-Sport

Von Günther Wiesinger
1159 GP-Siege und 129 WM-Titelgewinne – das ist die Erfolgsbilanz von Dunlop im Motorrad-GP-Sport seit 1949. Demnächst wird der 100. Moto2-GP-Sieg gefeiert.

Reifenhersteller Dunlop ist bis inklusive 2017 Alleinausrüster für die WM-Klassen Moto2 und Moto3. Demnächst wird der 100. Sieg Moto2-Sieg gefeiert – beim viertletzten Rennen 2015 in Motegi.

In der kleinsten Hubraumklasse (125 ccm/Moto3) ist Dunlop seit dem Phillip-Island-GP pausenlos siegreich. Damals triumphierte Masao Azuma im Regen auf der Derbi des Ajo-Teams mit Bridegestone.

In der Mittelgewichtsklasse (250 ccm/Moto2) siegten seit ?dem Argentinien-GP am 25. September 1994 (Tady Okada auf Honda NSR 250 und Michelin) nur noch Dunlop-Fahrer.

Die Einheitsreifen von Dunlop sind in der Moto2-WM seit 2010 und in der Moto3-WM seit 2012 vorgeschrieben.

Längst ist Dunlop zum erfolgreichster Reifenhersteller im GP-Sport geworden. Die Traditionsfirma, die längst zum Goodyear-Konzern gehört und die Rennreifen aus logistischen Gründen jetzt in Frankreich produziert, blickt im GP-Sport seit 1949 auf eine einmalige Erfolgsbilanz zurück. Bis heute wurden quer durch alle Klassen 1559 GP-Siege und insgesamt 129 WM-Titelgewinne gefeiert.

Eine sagenhafte Serie hat Dunlop bis Ende 2009 in der 250-ccm-Weltmeisterschaft hingezaubert: 203 GP-Siege und 17 Weltmeistertitel in Serie. Dann kamen die Moto2-Einheitsreifen, die Siegesserie setzte sich fort – seither ohne Reifenkrieg.

Als vor dem Jerez-GP 2014 Bridgestone per Saisonende 2015 den Rückzug als Einheitsreifen-Lieferant für die MotoGP ankündigte, bewarb sich Dunlop nicht. Erstens war der Termin für die Entscheidung zu knapp gesetzt, der Vorstand konnte nicht über Nacht entscheiden, schliesslich werden die Kosten für diese Kategorie auf 20 Millionen Euro im Jahr geschätzt. Zweitens war die Dorna-Ausschreibung wohl für Michelin massgeschneidert worden. Zumindest galten die Franzosen vom ersten Tag an als bevorzugter Partner.

Während Bridgestone für den Sachsenring sogar für vorne Dual-Compound-Reifen lieferte (die Mischung war in diesem Fall links härter als rechts), verzichtet Dunlop in den kleinen Klassen auf ?asymmetrische Reifen.

«Wir haben in der Vergangenheit Experimente gemacht, wir hatten 2010 und 2011 Dual-Compound-Versionen», erzählt Clinton Howe, Motorsport-Manager von Dunlop Europe. «Das waren aber nur Hinterreifen. Sie waren rechts weich und links ziemlich hart. Wir hatten die Pisten in Barcelona, Sachsenring, Phillip Island und Valencia, für die sie in Frage kamen. Aber am Schluss haben wir dort immer den härtesten Hinterreifen genommen. Das hatte nichts mit der Reifen-Performance zu tun, eher mit dem Gefühl der Fahrer. Über die Jahre haben wir uns von den Dual-Compound-Mischungen wegbewegt. Sie sorgten für viel Bewegung, sie vermittelten den Fahrern manchmal Unsicherheiten.»

«Selbst wenn wir keine asymmetrischen Reifen erzeugen, können wir die Temperaturen gut im Griff halten, indem wir die Reifen links etwas schwerer und widerstandsfähiger machen als rechts, aber trotzdem identische Mischungen beibehalten», betont Clinton Howe. «Auch auf diese Weise können wir die Temperaturen auf der stärker beanspruchten Seite gut kontrollieren und auf der anderen Seite etwas erhöhen. Die Fahrer sind mit dieser Lösung sehr einverstanden.»

Trotzdem sahen die Dunlop-Ingenieure beim deutschen WM-Lauf hohe Reifentemperaturen. Howe: «Der Rekord lag diesmal bei 142 Grad am Hinterreifen. Das ist sehr hoch. Normal haben wir 110 bis 115 Grad. Wir haben immer gewisse Bedenken auf dem Sachsenring... Aber die Teams sind sehr gut, das sind Professionals, auch auf dem Reifensektor. Es gibt nur ein, zwei Fahrer, die die Reifen wirklich ans Limit bringen. Es gibt Fahrer, die mehr Speed in maximaler Schräglage fahren und dadurch den Reifen am der äussersten Kante stark belasten. Mika Kallio ist einer von ihnen. Das hat viel mit dem Fahrstil zu tun, defintiv. Kallio ist über all die Jahre ein Fahrer, der unsere Reifen auf den schwierigen Strecken am stärksten beansprucht. Aber es gibt auch andere; er ist nicht allein.»

Die Kosten für die Moto2-Reifen werden im Rahmen eines «Sporting Service Agreements» an die Teamvereinigung IRTA verrechnet, welche diesen Betrag (rund 56.000 Euro pro Fahrer und Saison) bei den Zuschüssen an die Teams abzieht. «Dieses Agreement deckt das komplette Dunlop-Service ab», erklärte Dunlop-Motorsport-Manager Clinton Howe im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Diese Vereinbarung beinhaltet also die Reifenlieferungen für alle Rennwochenenden und für die offiziellen IRTA-Tests.»

In den Klassen Moto2 und Moto3 werden pro GP-Weekend im Rahmen dieses Agreements acht Vorderreifen-Slicks pro Fahrer zur Verfügung gestellt, dazu neun Slicks für das Hinterrad.

Dunlop produziert im Schnitt pro Jahr 30.000 Rennreifen für die beiden Klassen, je 15.000 pro Kategorie.

«Wir bringen im Schnitt 2000 Reifen zu jedem GP-Event», erzählte Clinton Howe. «Manchmal befinden sich 11.000 Reifen gleichzeitig im Umlauf, wenn die Reifen per Schiffsfracht nach Katar, Texas und Argentinien unterwegs sind und gleichzeitig gerade noch der letzte IRTA-Test in Gang ist.»

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