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Zu enges Moto3-Racing? Rossi kann gar nicht hinsehen

Von Nora Lantschner
Die letzte Rennrunde in Montmeló: Izan Guevara stürzt in der Spitzengruppe

Die letzte Rennrunde in Montmeló: Izan Guevara stürzt in der Spitzengruppe

Valentino Rossi, Franco Morbidelli und Pecco Bagnaia verfolgen die Rennen ihrer VR46-Kumpel in der Moto3-WM aufmerksam und sehen nach den jüngsten Vorkommnissen dringenden Handlungsbedarf.

Eine Woche nach dem tragischen Tod des Schweizer Moto3-Talents Jason Dupasquier schürte beim Catalunya-GP nicht nur die offene Lederkombi von MotoGP-WM-Leader Fabio Quartararo die Sicherheitsdiskussion an. In der Moto3-Klasse hatte es zuvor schon Jeremy Alcoba mit einer fragwürdigen Taktik auf das Podest geschafft: Der mit 1,77 m großgewachsene Gresini-Honda-Pilot ließ vor der 1,047 km langen Start-Ziel-Geraden offensichtlich immer wieder den Gegnern den Vortritt, um anschließend vom Windschatten profitieren zu können.

Dadurch schob sich die ohnehin schon große Spitzengruppe noch weiter zusammen. Aufmerksame Beobachter sahen darin einen Mitgrund für den schweren Sturz in der letzten Runde, der für eine rote Flagge sorgte, weil Ayumu Sasaki kurzzeitig bewusstlos war. Der 20-jährige Japaner kam glücklicherweise relativ glimpflich davon. Sein Tech3-Team teilte inzwischen mit, dass Sasaki das örtliche Krankenhaus von Barcelona am Dienstag verlassen durfte. Er stand zwei Nächte unter ärztlicher Beobachtung, weil in seinem Kopf ein Hämatom festgestellt worden war.

MotoGP-Ass Francesco «Pecco» Bagnaia ist einer der Fahrer, der dringenden Handlungsbedarf sieht. «Die Moto3 war einmal anders, denn wer die Pace hatte, um wegzufahren, dem gelang das auf die ein oder andere Weise auch. Solche Gruppenrennen gab es nur selten», schickte der 24-jährige Italiener voraus. «Was am Sonntag passiert ist, war lächerlich. Zuzulassen, dass ein Fahrer wie Alcoba das macht, was er getan hat, finde ich lächerlich. Er war vorne, wurde langsamer, was alle wieder zusammengeschoben hat. Sie fuhren in drei Reihen mit je vier Fahrern in die letzte Kurve. Es gibt eine Rennleitung, ich hoffe, dass sie Maßnahmen ergreifen werden.»

Der Ducati-Werksfahrer kündigte außerdem an: «Ich bin sicher, dass wir beim nächsten Rennen in der Safety Commission darüber reden werden. Solche Dinge zu sehen ist kein Sport. So zeigt man nicht, dass man stärker ist. Alcoba hat das ganze Rennen so angelegt. Wenn er Erster war, ließ er in Kurve 12 immer alle vorbei – was ein Risiko birgt. Foggia, Artigas und Sasaki sind nur deswegen gestürzt. Wir haben gesehen, wie sechs Motorrad-Reihen auf die erste Kurve zugesteuert sind. Ich halte es wirklich für merkwürdig, dass man Alcoba nichts gesagt hat.»

Windschattenschlachten und «verrückte» Fahrer

Bezeichnend für das enge Racing in der Moto3-Klasse: Als es in die 21. und letzte Runde des Rennens ging, lagen die Top-15 auf dem Zielstrich in gerade einmal 0,782 sec.

Die Windschattenschlacht brachte teils riskante Manöver am Ende der Start-Ziel-Geraden mit sich, Gabriel Rodrigo zog einmal nur knapp vor dem Vorderrad von WM-Leader Pedro Acosta nach innen.

Wird die technische Leistungsdichte zum Problem? «Das ist schwierig zu sagen. Alle Motorräder sind so ziemlich gleich schnell, der Windschatten macht also viel aus. Diese Sache zu lösen ist schwierig. Es gibt aber eine Rennleitung, die ihre Entscheidungen treffen wird. Meiner Meinung nach müssen sie anfangen, ernsthafte Gespräche mit den Moto3-Piloten zu führen. Sie schneiden sich gegenseitig den Weg ab, wir sehen unnötige Berührungen auf den Geraden… Ich glaube, dass es gefährlich ist, nicht so sehr wegen der Motorräder, sondern wegen der Fahrer», hielt Pecco fest.

VR46-Mentor Valentino Rossi meinte dazu: «Aus irgendwelchen Gründen – es können die Motorräder sein, die Reifen, die Ausgeglichenheit der Fahrer – sind alle gleich schnell. Das scheinen Bikes zu sein, die alle ans Limit bringen können. Im Rennen macht dann der Windschatten einen großen Unterschied. Das große Problem ist, dass die Moto3 meiner Meinung nach zu gefährlich ist. Auch am Sonntag musste man sich beim Zusehen die Hände vors Gesicht halten. Es sind zu viele, die zu eng beieinander sind. Wenn etwas passiert, ist es zu gefährlich. Auch am Sonntag haben sie die Verrückten gegeben, bis in die letzte Runde. ‚Mamma Mia‘.»

«Meiner Meinung nach muss man einen Weg finden, um ‚echte Rennen‘ zu schaffen. Es ist eine ganz andere Art von Rennen als in der Moto2 und MotoGP. Auch dort gibt es Kämpfe, aber die Fahrer machen mehr den Unterschied. Das große Problem ist, dass die Moto3 zu gefährlich ist», bekräftigte der neunfache Weltmeister.

Franco Morbidelli sieht das «FIM MotoGP Stewards Panel» unter Freddie Spencer in der Pflicht: «Einige in der Gruppe sind komplett verrückt, das Steward Panel muss sich sehr auf diese Klasse konzentrieren, damit diese Manöver, die am Limit oder gefährlich sind, und dieses Langsamfahren im Rennen möglichst eingedämmt werden. Das sind sehr gefährliche Dinge. Wir haben gesehen, was passieren kann… Die Jungs geben Herz und Seele, wenn sie auf der Strecke sind, sie geben alles und noch mehr. Sie machen eben alles, was ihnen das Regelwerk zugesteht. Meiner Meinung nach muss das Steward Panel hier eine ausgezeichnete Arbeit leisten, um vor allem einige Jungs in der Moto3 im Zaum zu halten.»

Moto3-Ergebnis, Montmeló (6. Juni):

1. Sergio Garcia, GASGAS
2. Jeremy Alcoba, Honda, + 0,015 sec
3. Deniz Öncü, KTM, + 0,118 sec
4. Jaume Masia, KTM, + 0,218*
5. Darryn Binder, Honda, + 0,343
6. Gabriel Rodrigo, Honda, + 0,456
7. Pedro Acosta, KTM, + 0,519
8. Niccoló Antonelli, KTM, + 0,937
9. Kaito Toba, KTM, + 1,072
10. Stefano Nepa, KTM, + 1,122
11. Romano Fenati, Husqvarna, + 3,473
12. Yuki Kunii, Honda, + 1 Runde**
13. Elia Bartolini, KTM, + 1 Runde**
14. Ryusei Yamanaka, KTM, + 1 Runde**
15. Daniel Holgado, KTM, + 1 Runde**

*Zurückstufung wegen Track-Limits
** wegen roter Flagge vorletzte Runde gewertet

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