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Deniz Öncü wurde gesperrt: Zu streng bestraft?

Kolumne von Günther Wiesinger
Deniz Öncü verpasst zwei WM-Rennen

Deniz Öncü verpasst zwei WM-Rennen

Messen die FIM MotoGP-Stewards mit zweierlei Maß? Deniz Öncü wurde für zwei Rennen gesperrt, Marc Márquez hingegen ging in England straffrei aus.

Nach dem schwerer Massencrash im Moto3-Rennen in Austin verhängten die FIM-MotoGP-Stewards verhängten eine sehr empfindliche Strafe: Deniz Öncü (KTM Tech3) muss wegen einer Sperre in Misano und Portimão zuschauen. Ob diese Strafe gerechtfertigt ist oder nicht, darüber gehen die Meinungen stark auseinander.

Man kann die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Einerseits geht es in der Moto3-WM seit Jahren drunter und drüber, auch das langsame Fahren auf er Ideallinie hat schon zu hunderten Strafen geführt, geändert hat sich nichts, auch nicht nach regelmäßigen Ansprachen der Funktionäre bei den Teams und Piloten.

Jetzt steht die Motorradwelt seit fünf Monaten unter dem Eindruck der Todesfälle von Jason Dupasquier (19), Hugo Millán (15) und Dean Berta Viñales (15). Vielleicht hielten es die Stewards deshalb für angebracht, bei Deniz Öncü ein Exempel zu statuieren.

Das mag sinnvoll sein, wird die Probleme aber nicht dauerhaft lösen. Denn mit den 60 PS starken 250-ccm-Einzylinder-Bikes gehört das Zick-Zack-Fahren und die Windschattensuche in der Moto3 zur Tagesordnung, ein Windschatten bringt oft 1 bis 1,5 sec pro Runde.

Das Moto3-Rennen auf dem Circuit of the Americas (COTA) war bereits nach sieben Runden gestoppt worden. PrüstelGP-Fahrer Filip Salac (KTM) stürzte eingangs der langen Gegengeraden und blieb verletzt am Streckenrand liegen. Nachdem der Tscheche mit dem Krankenwagen ins Medical Center gebracht worden war, gingen die verbliebenen Moto3-Piloten für einen Sprint über fünf Runden zurück auf die wellige Piste in Texas.

Bereits in der dritten Runde kam es zu einem fürchterlichen Unfall, bei dem Jeremy Alcoba, Andrea Migno und Pedro Acosta einen Schutzengel hatten: Auf der Gegengerade zog Deniz Öncü nach links, dabei berührte er das Vorderrad von Alcoba, der zu Sturz kam.
Die nachfolgenden Migno und Acosta konnten nicht ausweichen, krachten voll in die am Boden liegende Honda und flogen in hohem Bogen durch die Luft, der WM-Leader sogar gegen die Leitplanken. Wie durch ein Wunder standen wenig später aber glücklicherweise alle drei Fahrer auf eigenen Beinen.

Deniz Öncü, der Auslöser des Horror-Crashs, muss nun mit den Konsequenzen dieses Zwischenfalls leben. Der Türke wird im Tech3 KTM-Team von Junioren-WM-Leader Daniel Holgado ersetzt.
Aber riskante Fahrmanöver wie jenes von Deniz Öncü gehören zum Alltag, auch in der MotoGP und Moto2 und jeder anderen Rennkategorie.

Was hat Deniz Öncü gemacht, was nicht jeder zweite Fahrer in jedem Rennen vollführt?

Wie stellen sich die Stewards das GP-Fahrern in Zukunft vor? Kommen Abstandsregeln, Rückspiegel und womöglich auch noch Überholverbote?

Wollen wir eine DTM oder eine Formel 1 auf zwei Rädern, das sind Rennserien, in denen jedes gelungenes Überholmanöver wie ein Weltwunder gefeiert wird, anderseits Titelanwärter den Gegner bei 300 km/h ungestraft in Lebensgefahr bringen können – wie bei Hamilton gegen Verstappen in England.

Selbst bei den Radrennen sind Schlenker im Zielsprint keine Seltenheit. Und der Verfolger macht das Fahrmanöver dann im Windschatten einfach mit. Strafen gibt es nur, wenn der Gegner am Überholen gehindert wird oder abgedrängt wird und bremsen muss.
Die haarsträubende Situation in Texas kam durch eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände zustande. 

Aber oft drängt sich der Verdacht auf, die Stewards strafen die weniger renommierten und unerfahrenen Piloten oft härter als die Stars.

Marc Márquez hat in Silverstone seinen Landsmann Jorge Martin in der ersten Kurve in den ersten acht Kurven zweimal fahrlässig gerempelt, ihn zu Sturz gebracht und dessen Rennen ruiniert.
Der Superstar ging straffrei aus.

Dabei hätte der achtfache Weltmeister auch wissen müssen, dass man in der ersten Runde kein Rennen gewinnt.

Moto3-Ergebnis, Austin (3. Oktober):

1. Guevara, GASGAS, 7 Runden in 15:57,747 min
2. Foggia, Honda, + 0,385 sec
3. McPhee, Honda, + 0,499
4. Masia, KTM, + 0,706
5. Öncü, KTM, + 1,266
6. Alcoba, Honda, + 1,271
7. Binder, Honda, + 1,391
8. Acosta, KTM, + 1,543
9. Suzuki, Honda, + 1,820
10. Migno, Honda, + 2,480
11. Nepa, KTM, + 2,683
12. Fenati, Husqvarna, + 3,257
13. Sasaki, KTM, + 3,492
14. Artigas, Honda, + 3,652
15. Antonelli, KTM, + 6,086

Ferner:
17. Kofler, KTM, + 9,529

Moto3-Stand Fahrer-WM (nach 15 von 18 Rennen):

1. Acosta 218 Punkte. 2. Foggia 188. 3. Garcia 168. 4. Fenati 138. 5. Masia 135. 6. D. Binder 123. 7. Antonelli 119. 7. 8. Guevara 101. 9. Sasaki 96. 10. Migno 90. 11. D. Öncü 84. 12. McPhee 72. 13. Alcoba 70. Toba 64. 14. Suzuki 69. 15. Toba 64. 16. Rodrigo 60. 17. Salac 46. 18. Yamanaka 42. 19. Nepa 42. 20. Artigas 32.

Marken-WM:

1. KTM 308 Punkte. 2. Honda 290. 3. GASGAS 231. 4. Husqvarna 144.

Team-WM:

1. Red Bull KTM Ajo 353 Punkte. 2. Gaviota GASGAS Aspar Team 269. 3. Leopard Racing 220. 4. Petronas Sprinta Racing 198. 5. Red Bull KTM Tech3, 180. 6. Sterilgarda Max Racing Team 158. 7. Avintia Esponsorama 154. 8. Indonesian Racing Gresini 130. 9. Rivacold Snipers Team 125. 10. CarXpert PrüstelGP 80. 11. CIP Green Power 75. 12. BOE Owlride 71. 13. SIC58 Squadra Corse 69. 14. Honda Team Asia 18.

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