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Biaggi & Öttl: Frieden gescheitert, Krach geht weiter

Von Günther Wiesinger
Das Max Racing Team von Max Biaggi und Peter Öttl gewann in knapp vier Jahren sieben Moto3-WM-Rennen. Doch jetzt wird gestritten. Die Versöhnung ist gescheitert.

Nach der Dutch-TT in Assen Ende Juni wurde offenkundig, dass sich die beiden Teamteilhaber Peter Öttl und Max Biaggi auseinandergelebt haben. Die beiden Partner hatten im Herbst 2018 ein Joint Venture vereinbart. Weil Biaggi für sein CEV-Junior-Motor-Team keinen WM-Startplätze bekam und Peter Öttls Sohn Philipp für 2019 von familieneigenen Moto3Team von Papa Peter ins Red Bull-Tech3-KTM-Moto2-Team übersiedelte.

Peter Öttl hatte damals fast ausschließlich deutsche Sponsoren, die an einem ausländischen Fahrer wenig Interesse hatten. Max Biaggi hingehen brachte Hauptsponsor Sterilgarda ins Joint Venture mit, dazu seine CEV-Mechanikermannschaft, den Team-Truck, er bezahlte die Fahrer und machte die Verträge mit ihnen. Peter Öttl steuerte die zwei kostbaren Teamplätze bei sowie seine erstklassigen Connections zur Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS bei, ein paar Co-Sponsoren sowie seine Erfahrung und Tätigkeit als Teammanager.

«Ich habe jedes Jahr einen Wert von ca. 500.000 Euro zum Teambetrieb beigesteuert», erklärte Peter Öttl.

Aron Canet feierte im ersten Jahr im Max Racing Team auf der KTM drei GP-Siege, er wurde Vizeweltmeister. Danach entschied sich die Pierer-Gruppe zu einer Moto3-WM-Rückkehr von Husqvarna, das Team von Öttl und Biaggi wurde als neues Husqvarna Factory Team mit den Einsätzen beauftragt. Dadurch wurde für 2020 auch ein zweiter Startplatz beantragt und bewilligt.

Romano Fenati gewann 2020 in Misano und 2021 in Silverstone auf der Husky, dann wechselte er in die Moto2-WM.

Das Max Racing Team tritt also 2022 mit Ayumu Sakaki und John McPhee an. Doch bereits bei der Heimfahrt vom Sachsenring-GP entschied sich Teambesitzer Peter Öttl zur Trennung von Biaggi per Saisonende.

Das Duo hat sich in den vier Jahren auseinandergelebt. Auch die beiden jüngsten GP-Siege von Sasaki in Assen und Spielberg (trotz doppeltem Long-Lap-Penalty) konnten den Zwist nicht kitten.

Die Auseinandersetzungen wurden offenkundig, als in Assen Öttl als auch Biaggi bei der IRTA und Dorna getrennte Applications für zwei Teamplätze 2023 abgaben.

In England sah es bis Samstagabend fix nach einer Trennung aus. Doch am Sonntagfrüh schlug Max Biaggi in England eine Aussprache vor, es schien sich eine Versöhnung anzubahnen.

Aber dieser Frieden dauerte nicht lange. Denn Öttl musste inzwischen feststellen, dass Max Biaggi den Japaner Sasaki zu einer Vertragsverlängerung überredet hat und er bei Husqvarna den erhofften Siegfahrer jetzt nicht mehr anbieten kann.

Max Biaggi hat zwar den aktuellen WM-Vierten unter Vertrag, aber keinen Startplatz für ihn. Denn IRTA und Dorna haben Öttl zugesichert, er sei der rechtmäßige Teambesitzer und Vertragspartner. Und neue Teams werden vom Selektions-Komitee nicht akzeptiert. Das Startfeld soll eher verringert werden.

Aber Öttl braucht rund 1,5 Millionen Euro für ein Team mit zwei Fahrern. Und einen Siegfahrer – die sind aber dünn gesät.

«Sasaki wollte unbedingt in die Moto2-WM aufsteigen», erklärte Max Biaggi in Spielberg im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe ihm dann ab Mugello klar gemacht, dass er zuerst einmal die Moto3-WM gewinnen soll. Ob er fünf oder sechs Jahre in dieser Klasse fährt, spielt keine Rolle. Aber wenn er Weltmeister wird, steht er sein ganzes Leben in den Geschichtsbüchern. Diesen Erfolg nimmt ihm keiner mehr weg. Und während der Sommerpause hat er wieder bei mir unterschrieben.»

Öttl will sein Husqvarna-Moto3-Team mit dem deutschen Intact-Team verbünden und künftig mit Sponsoren wie Liqui Moly und Dynavolt auftreten.

«Aber ich glaube, Peter hat auch noch andere Optionen», vermutet Biaggi, der sechsfache Weltmeister. Dann fügte er an: «Ich will mich nicht weiter äußern, weil sich die Situation täglich ändert.»

In Spielberg wurde offenkundig, dass die in England geplante Versöhnung nicht in die Tat umgesetzt wurde. Die Friedenspfeife wurde nicht geraucht. Die Fronten haben sich wieder verhärtet.

Max Biaggi will das Team künftig ohne seinen deutschen Partner führen. Ob ihm das gelingen wird, ist fraglich.

Manchmal nimmt die Situation kabarettistische Züge an: Das offizielle  Husqvarna-Siegerbild aus dem Parc Fermé in Spielberg zeigt das Team mit Öttl. Max Biaggi stellte nachher in der Box ein eigenes Foto nach – mit einem anderen Fotografen. Und ohne Teampartner Peter Öttl.  

Bisher gab es in dieser Auseinandersetzung noch keinen klaren Gewinner. Crew-Chief Lelle Martinelli hofft weiter auf eine vernünftige Einigung der beiden Streitparteien. 

Auch Sasaki sitzt vorläufig zwischen Stuhl und Bank. Er hat bei Biaggi einen Vertrag für die Moto3-WM, aber der Römer hat bisher keinen Teamplatz anzubieten. 

Aber bei Biaggi bahnt sich eine andere Lösung an. Er könnte sich mit Avintia-KTM verbünden und diese beiden Plätze übernehmen. Für das QJMotor Avintia Racing Team fahren jetzt die Italiener Nicola Fabio Carraro und Elia Bartolini.

Avintia-Teambesitzer Raúl Romero hat schon seine beiden MotoGP-Plätze an Rossis Mooney VR46-Team übergeben... Aber Biaggi möchte lieber allein das Kommando führen und im Idealfall sein Max Racing Team ohne Öttl weiter betreiben. 

Moto3-Ergebnis, Spielberg (21. August):

1. Sasaki, Husqvarna, 23 Rdn in 39:03,516 min
2. Suzuki, Honda, + 0,064 sec
3. Muñoz, KTM, + 0,292
4. Öncü, KTM, + 0,344
5. Garcia, GASGAS, + 2,453
6. Moreira, KTM, + 2,636
7. Guevara, GASGAS, + 3,074
8. Holgado, KTM, + 3,109
9. McPhee, Husqvarna, + 7,474
10. Toba, KTM, + 7,713
11. Ortolá, KTM, + 7,786
12. Foggia, Honda, + 8,855
13. Yamanaka, KTM, + 8,952
14. Artigas, CFMOTO, + 9,143
15. Nepa, KTM, + 9,260

Moto3-WM-Stand (nach 13 von 20 Rennen):

1. Garcia 193 Punkte. 2. Guevara 188. 3. Foggia 144. 4. Sasaki 138. 5. Masia 127. 6. Deniz Öncü 127. 7. Suzuki 114. 8. Migno 84. 9. Tatay 70. 10. Artigas 64. 11. Toba 63. 12. Yamanaka 62. 13. Holgado 56. 14. Riccardo Rossi 54. 15. Moreira 54. 16. Munõz 48. 17. McPhee 40. 18. Ortolá 38. 19. Nepa 30. 20. Adrian Fernández 29. 21. Bartolini 23. 22. Kelso 22. 23. Ogden 20. 24. Bertelle 16. 25. Fellon 11. 26. Aji 5.

Konstrukteurs-WM:

1. GASGAS 246 Punkte. 2. Honda 226. 3. KTM 210. 4. Husqvarna 167. 5. CFMOTO 103.

Team-WM:

1. GASGAS Aspar Team 381 Punkte. 2. Leopard Racing 258. 3. Red Bull KTM Ajo 183. 4. Sterilgarda Husqvarna Max Racing 178. 5. Red Bull KTM Tech3, 156. 6. CFMOTO Racing PrüstelGP 134. 7. MT Helmets – MSI 116. 8. CIP Green Power 85. 9. Rivacold Snipers 84. 10. Angeluss MTA Team 68. 11. SIC58 Squadra Corse 65. 12. BOE Motorsports 48. 13. QJMotor Avintia Racing 39. 14. Vision Track Racing Team 20. 15. Honda Team Asia 5.

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