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Sportdirektor Tom Lüthi: Trennung von PrüstelGP

Von Günther Wiesinger
Das PrüstelGP-Team trat 2022 erstmals für die Marke CFMOTO an, doch die Zielsetzungen wurden klar verfehlt. Sportdirektor Tom Lüthi trennt sich nach nur einer Saison vom Moto3-Team aus Sachsen.

Mit den beiden talentierten Spaniern Carlos Tatay und Xavier Artigas sowie mit neuem Technikpaket wollte das direkt am Sachsenring beheimatete Team CFMOTO Racing PrüstelGP an 2018 anknüpfen und wieder regelmäßig um die vorderen Plätze kämpfen. Damals hatte Prüstel mit dem Italiener Marco Bezzecchi auf KTM drei Grand-Prix-Siege, dazu sechs weitere Podestplätze und am Jahresende den dritten WM-Endrang feiern können. Bis zum Sachsenring-GP durfte Prüstel immerhin den dritten Platz von Carlos Tatay in Indonesien bejubeln. In der WM lag er vor dem Prüstel-HeimGP auf WM-Rang 9, Artigas war Elfter. «Wir sind gut in die Saison gestartet und lagen anfangs sogar etwas über unseren Erwartungen. Wir haben beim letzten Rennen vor unserem Heimspiel mit den Plätzen 6 und 10 abgeschnitten», bilanzierte Teamchef Florian Prüstel im Juni.

Der Logistik-Unternehmer aus Callenberg in Sachsen hoffte damals, Teammanager Tom Lüthi werde es gelingen, dem Fahrerduo eine bessere Performance in den freien Trainings beizubringen. Prüstel vor dem Heim-GP: «Wir haben zwei Fahrer, die Erfahrung und noch weiteres Potenzial haben. Unser Saisonziel ist es, am Ende der Saison beide Fahrer in den Top-10 zu haben.»

PrüstelGP wollte bei WM-Halbzeit den vierten Platz in der Teamwertung verbessern und sich mit den anderen Pierer-Marken GASGAS und Husqvarna messen.

Doch diese Saisonziele wurden meilenweit verfehlt.

Denn das GASGAS-Team von Jorge Martinez sicherte sich mit Izan Guevara und Sergio Garcia in der WM die Plätze 1 und 2 sowie zehn Saisonsiege. Husqvarna gewann mit Ayumi Sasaki zweimal, eroberte dazu drei zweite GP-Ränge und brachte den Japaner auf den vierten WM-Rang. 

Das PrüstelGP-Duo Tatay und Artigas stürzte hingegen in der zweiten Saisonhälfte ab: Tatay beendete die Saison als 15., Artigas als 16. In der Team-WM rutschte PrüstelGP von Platz 4 auf Platz 7 zurück – alle anderen vier Pierer-Teams (auch die Red Bull-KTM-Mannschaften von Ajo und Tech3) schnitten deutlich besser ab.

PrüstelGP: Capanna war schon in Aragón weg

2023 wird CFMOTO PrüstelGP wieder mit Artigas antreten, während der großgewachsene Tatay in die Moto2-EM wechselt und durch den jungen Australier Joel Kelso ersetzt wird.

Florian Prüstel wollte sein Moto3-Team für 2023 zusammenhalten. Aber mit Tatay kam ihm nicht nur sein bester Fahrer (er war 2022 einmal Dritter und dreimal Sechster) abhanden. Jetzt wurde bekannt, dass auch der Schweizer Tom Lüthi nach nur einer Saison seine Tätigkeit als Sportdirektor und Riding Coach beendet.

«Wir werden uns anders aufstellen», erklärte Florian Prüstel gegenüber SPEEDWEEK.com. «Es gab im Team personelle Änderungen. Tom wird sich künftig auf andere Projekte konzentrieren.»

Personelle Stabilität zählt nicht zu den Stärken des PrüstelGP-Teams, denn schon nach der Saison 2020 legte Tim Jüstel seinen Job als Teammanager nieder. 2021 blieb der Posten unbesetzt.

Offenbar blieb dann einige zusätzliche Arbeit Crew-Chief Stefan Kirsch hängen, er beendete die Zusammenarbeit mit dem Team nach der Saison 2021.

Neuer Technical Director wurde der Italiener Massimo Capanna, der aber nur bis August an Bord bleib. Beim Aragón-GP Mitte September war plötzlich wieder Stefan Kirsch bei Prüstel für die Technik zuständig.

Neben Tom Lüthi verliert PrüstelGP auch die Communications-Mitarbeiterin Susanna Sola, die zum Liqui-Moly-Husqvarna-Team wechselt.

Tom Lüthi hat seine GP-Karriere Ende 2021 im Alter von 35 Jahren nach 19 GP-Saisons beendet. Er hat 2005 die 125er-WM auf Honda gewonnen und war 2016 und 2017 zweimal Moto2-Vizeweltmeister.

Der ehrgeizige Schweizer hat als PrüstelGP-Sportdirektor mehr erwartet als Mittelfeldplätze in der Moto3-Weltmeisterschaft. Lüthi räumte zwar ein, den Rennsport vor der Saison nur aus der Fahrerseite gekannt zu haben, sprach aber von «learning by doing.»

So richtig heimisch fühlte sich der Eidgenosse bei den Sachsen nie. «Dass Tom weg ist, ist kein Wunder», lautet der Kommentar eines ehemaligen Prüstel-Teammitglieds.

«Einige Sachen sehen wir Ex-Rennfahrer wirklich komplett anders, aber es ist trotzdem spannend», erklärte Tom Lüthi während der Saison 2022.

Heute erklärte Tom Lüthi: «Im Prüstel-Team hat sich einiges am Personellen geändert. Neue Leute und auch Aufgabenverteilungen. Wir haben uns dann geeinigt, dass wir die Zusammenarbeit beenden. Ich werde aber weiter mit dem Schweizer Fernsehen SRF arbeiten und einzelne Rennen vor Ort machen. Ich habe auch andere Projekte, auf die ich mich konzentrieren will.»

Der Schweizer agiert zum Beispiel als persönlicher Manager des Schweizer Nachwuchsfahrers Noah Dettwiler und macht auch in diesem Zusammenhang neue Erfahrungen. «Wir müssen bei dem Projekt mit Noah die Finanzierung sichern, Verhandlungen mit dem Team führen, mit den Sponsoren verhandeln und Sponsoren-Akquise betreiben. Das sind wirklich neue und auf jeden Fall andere Aufgaben für mich, obwohl ich in meiner aktiven Laufbahn viele langjährige Sponsoren und Partner hatte, die jetzt teilweise mit mir weitermachen.»

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