Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Jack Miller: «WM-Titel wird beim Finale entschieden»

Von Günther Wiesinger
Moto3-WM-Leader Jack Miller freut sich auf den Heim-GP in Phillip Island. Und er will auch in der zweiten Saisonhälfte immer auf Sieg fahren.

Der Australier Jack Miller (19) hat in dieser Saison schon vier von neun Moto3-WM-Rennen gewonnen, der Red Bull Ajo KTM-Star führt in der Tabelle mit 19 Punkten Vorsprung auf Alex Márquez (Honda).

Und jetzt überlegt «JackAss», ob er 2015 die Moto2-WM fahren soll oder mit HRC in die MotoGP-Klasse aufsteigen soll.

Seit dem Australier Garry McCoy (WM-Siebter 125 ccm im Jahr 1997) hat das kein Fahrer gewagt, McCoy wurde dann 1978 WM-Siebzehnter auf einer 500-ccm-V2-Shell-Honda.

Aber zuerst einmal steht für Miller die Moto3-Saison 2014 im Vordergrund. Er will seine Entscheidung über die Zukunft noch lange hinauszögern, am liebsten bis Ende August oder bis September.
Dann kann er sich ausmalen, ob er Weltmeister wird oder nicht.
Ohne einzigen WM-Titel (weder Moto3 noch Moto2) gleich in die Königsklasse aufzusteigen, das scheint auch nicht sonderlich reizvoll zu sein.

Jack Miller äussert sich im Interview über die Ziele in der zweiten Saisonhälfte, über die Gegner, das Leben in Spanien und so weiter.

Jack, in den ersten neun Rennen hast du durch dein herausragendes Können als Spätbremser Furore gemacht. Ist das deine grösste Stärke?

Möglicherweise, ja. Aber es liegt nicht an mir, das zu beurteilen.
Ich bin auch beim Kurvenfahren sehr gut...
In diesen Moto3-Kämpfen bist du immer am Limit. Wer am spätesten bremst, hat schon viel erreicht.
Ich denke, das ist etwas, was ich in den vergangenen Jahren in der Moto3 gelernt habe. Meine Vergangenheit im Motocross und Dirt Track waren dabei sicher hilfreich.

Du fährst jetzt die erste Saison im Red Bull-KTM-Team. Welche Rolle spielt da Teambesitzer Aki Ajo?

Aki ist der Teammanager. Und er ist überall. Er hilft mir ungeheuer viel. Besonders im mentalen Bereich. Aber er ist auch immer dazu bereit, die Entwicklung der KTM voranzutreiben. Mit unserem Elektroniker Patrick Unger, mit den KTM-Ingenieuren, den Mechanikern und den WP-Technikern. Wir bilden ein ausgezeichnetes Team.
Aki, der Mann mit der langen Nase, scheint alles unter Kontrolle zu haben. Das ist wie eine Rückversicherung für mich.

Es stehen noch neun WM-Rennen vor der Türe. Was erwartest du von der zweiten Saisonhälfte?

Ich will die guten Rennen wiederholen, die wir bisher hatten. So oft wie möglich. Ich sollte bei jedem Rennen nach dem Sieg trachten, denn wir verfügen über das nötige Potenzial. Aber wir müssen schlau sein und auch an die Gesamtwertung der WM denken. Wir dürfen nicht mehr dieselben Fehler machen. Ich werde bezahlt, um die Moto3-Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Von welchem WM-Rennen erwartest du am meisten? Welches willst du 2014 unbedingt noch gewinnen?

Möglicherweise von meinem Heimrennen auf Phillip Island. Ich werde vor dem Australien-GP nicht mehr in meine Heimat kommen. Ich will dort unbedingt gewinnen. Naja, ich bin nicht besessen von diesem Gedanken, ich denke auch nicht zu viel darüber nach. Denn es ist ein WM-Lauf wie jeder andere auch. Trotzdem freue ich mich riesig auf diesen Grand Prix.

Du veranstaltest inzwischen schöne Feiern nach deinen GP-Siegen. Hast du dir für einen etwaigen Sieg in Australien schon etwas ausgedacht?

Nein, wirklich nicht. Ich mache mir vor dem Rennen keine Gedanken über meine Art des Feierns. Es hängt vom Augenblick ab und wie gehyped ich bin. Ich denke, ich würde in Australien ein bisschen durchdrehen. Aber das ist bei mir nichts Aussergewöhnliches. (Er lacht).

In der WM liegen die besten fünf Fahrer dicht beisammen. Wer wird am Schluss gegen dich um den Titel fighten?

Sicher Fenati, Rins und Márquez. Vielleicht noch ein paar andere. Und natürlich hoffe ich, dass ich auch zu den Anwärtern gehöre.

Wird die Weltmeisterschaft in Übersee entschieden oder beim Finale?

Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Schwer zu sagen. Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen. Und ich denke nicht darüber nach. ich möchte Rennen für Rennen nehmen. Aber so wie der WM-Stand jetzt aussieht, danke ich, es wird sich wieder alles in Valencia entscheiden.

Was hast du für die Sommerpause geplant?

Zuerst waren wir nach dem Sachsenring-GP in Österreich bei Red Bull und KTM, mit Karel Hanika, Danny Kent und Arthur Sissis. Dann sind wir in England ein paar Tage Motocross gefahren.
Dann hatte ich wieder für KTM etwas zu erledigen, jetzt bin ich für sie in Singapur unterwegs.
Am Schluss werde ich mich daheim in Tarragona/Spanien ein paar Tage ausruhen, ehe wir nach Indy aufbrechen. Kein geruhsamer Sommer, aber ich mag das so. Dadurch komme ich nicht auf schlechte Gedanken.

Du lebst das erste Jahr in Tarragona bei Barcelona, das scheint dir zu gefallen?

Ja, denn so sollte es sein. das ist die beste Gegend, wenn du ein WM-Pilot sein willst. Das ist mein Traumjob, denn ich darf tun, was mir Spass macht. Ich weiss, das ist die beste Option. Also habe ich meine Mentalität verändert und mich so gut wie möglich angepasst. Ich habe in Spanien Freunde gefunden, viele von ihnen sind Rennfahrer, wir trainieren pausenlos und bereiten uns auf die Rennen vor.
Es ist wie ein zweites Zuhause. Ein zweites Leben.

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