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Kiefer Racing: Wie geht es weiter? Das Interview!

Von Sharleena Wirsing
Im Rahmen des Brünn-GP sprach Teambesitzer Stefan Kiefer mit SPEEDWEEK.com über die Zukunft seines Teams, Luca Grünwald und warum das Moto2-Projekt mit Max Neukirchner scheiterte.

Seit dem 28. Oktober 2012 hat das Team Kiefer Racing in der Weltmeisterschaft keinen Punkt mehr geholt. Damals wurde Mike di Meglio auf Phillip Island 15. in der Moto2-Klasse. 2011 war dieses Team mit Stefan Bradl noch Moto2-Weltmeister. 2012 fuhr Max Neukirchner in der Moto2-Klasse als Siebter in Le Mans nur einmal in die Punkte. Seinem Nachfolger Mike di Meglio gelang das immerhin dreimal, er war aber nie besser als Platz 13.

2013 ging die Truppe in der Moto3-Klasse mit Florian Alt und Toni Finsterbusch leer aus. In diesem Jahr sollen die Rookies Luca Grünwald und Gabriel Ramos die Kohlen aus dem Feuer holen. Grünwald hätte in Assen beinahe die ersten Punkte für Kiefer geholt, doch er ging im Kampf um Platz 12 zu Boden. Beim Brünn-GP stürzte Grünwald schwer und erlitt eine Schulterluxation, die operiert werden musste. Zudem leidet der Bayer immer wieder an Rückenschmerzen während der Rennwochenenden.

Stefan, wie fällt dein Urteil über die Leistung von Luca Grünwald in den vergangenen Rennen aus?

Speziell nach den ersten sieben Rennen war Luca komplett im Soll und lieferte das, was wir erwartet haben. In den letzten Rennen haben wir uns einen weiteren Fortschritt gewünscht. Dabei reden wir über zwei bis drei Zehntel, die in dieser, einem Cup ähnlichen, Klasse über die Platzierung in den Punkterängen entscheiden. Wenn er in die Punkte fährt, wäre unser Saisonziel erreicht. In Assen war er bereits sehr nah dran.

Was hat es mit Lucas Rückenschmerzen auf sich? Sie sind wahrscheinlich die Folgen einer alten Verletzung. Wie wirkt er ihnen entgegen?

Er hat nun einen speziellen Stabilisator für die Rückenpartie, er trainiert dementsprechend und ist in Behandlung. Die Schmerzen beginnen meist erst, wenn er eine ganze Renndistanz fährt. Wir wissen noch nicht, ob eine Operation nötig sein wird, aber sie wird sicherlich nicht mehr in dieser Saison stattfinden. Das ist eine Sache für die Winterpause. Er versucht es derweil mit den angesprochenen Hilfsmitteln in den Griff zu bekommen.

Wie zufrieden ist das Team mit Gabriel Ramos? Er erreichte in Assen Platz 27 und fiel in Sachsen und Indy aus.

Mit Gabriel sind wir natürlich gar nicht zufrieden. Das muss man ganz klar sagen. Wir wussten, dass wir es mit ihm sehr schwer haben werden, obwohl er in der Spanischen Meisterschaft gar nicht so schlecht unterwegs war. Er hat mit uns dort anständige Ergebnisse eingefahren und wir haben gehofft, dass er sich entwickeln wird. Doch der Schuss ging nach hinten los. Beim ersten IRTA-Test in Spanien hat er gemerkt, dass die Weltmeisterschaft eine harte Nummer ist. Er produzierte viele Stürze. Davon hat er sich eigentlich bis heute nicht erholt. Sein Selbstvertrauen leidet natürlich unter den vielen Stürzen. Er ist einfach zu langsam.

Wie sehen die Ziele für die zweite Saisonhälfte aus?

Unser Ziel ist es weiterhin, WM-Punkte zu erzielen. Davon sind wir nicht weit entfernt. Wir sehen ja, dass wir in kleinen Schritten immer weiter herankommen. Doch die Abstände nach vorne werden immer kürzer. Mit 1,3 sec Rückstand liegt man schon auf Platz 23. In der 125-ccm-Klasse erreichte man mit diesem Abstand noch den neunten Rang. Luca fährt eigentlich super Zeiten und wir sind nicht weit davon entfernt, Punkte zu holen. Nur das letzte Stück, etwa zwei oder drei Zehntel, brauchen wir, um aus eigener Kraft regelmäßig in die Punkte zu fahren. Das ist unser Ziel für die letzten Rennen. Ich glaube an Luca.

Welche Maschine werdet ihr 2015 einsetzen? Es wird keine neue Kalex-KTM geben und für das neue Reglement müssten die alten Motoren angepasst werden.

Wir müssten ein 2014er-Chassis mit einem 2014er-Motor fahren, der an das Reglement angepasst wird. Er dürfte nur mehr 13500 Umdrehungen machen. Es ist alles möglich. Im Moment kann ich es noch nicht genau sagen, denn es hängt von der finanziellen Situation ab. Für die neuen Motoren bauen die Hersteller natürlich auch neue Chassis, deshalb hätte man mit dem 2014er-Modell wahrscheinlich einen Nachteil. Doch aus finanzieller Sicht wäre es natürlich das Einfachste für uns.

Wenn ihr euch doch für eine neue Maschine entscheidet, wird sie dann von KTM, Honda oder Mahindra sein?

Das ist ganz offen. Es muss nur bezahlbar sein.

Wie sehen die weiteren Pläne für die Saison 2014 aus?

Wir arbeiten die letzten Rennen ganz normal weiter und versuchen, die Saison so gut wie möglich zu beenden. Das Team, die Fahrer und die Maschine bleiben gleich. Zum jetzigen Zeitpunkt wird sich nichts ändern. Erst nach dem Saisonschluss.

Es gab Probleme mit dem Sponsor Banco de Venezuela, der mit Gabriel Ramos in die Moto3-WM kam. In Venezuela herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Läuft der Geldfluss wieder wie geplant?

Wir haben zwei Verträge. Einen mit Ramos als Fahrer, wobei die Einsatzkosten für ihn bezahlt werden müssen. Zudem sollten sie Hauptsponsor werden. Dabei gab es die Probleme. Bisher konnte nichts bezahlt werden. In Venezuela herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände und es ist sehr schwer, das Geld umzutauschen. Das Budget für den Fahrer wurde bereits bezahlt. Das Geld für das Hauptsponsoring war eingeplant, aber es wird wohl nicht kommen. Das reißt eine große Lücke in das Budget. Wir können das nur mit Ach und Krach kompensieren, teilweise sogar aus eigener Tasche.

Besteht denn nach dem Titelgewinn mit Stefan Bradl und dem schwierigen Jahr mit Max Neukirchner noch Interesse an der Moto2-Klasse?

Ja, wir sind auch für die Moto2-Klasse offen. Für uns ist wichtig, dass wir im Paddock bleiben. Ob das in der Moto3, Moto2 oder in beiden Klassen ist, ist erst einmal unwichtig. In dieser Hinsicht ist einiges möglich.

Es gäbe einige interessante deutsche Fahrer wie Jonas Folger, Marcel Schrötter und auch Florian Alt will in die Weltmeisterschaft zurückkehren.

Jonas ist bei AGR und wird dort bleiben, Marcel ist bei Tech3. Ich denke, dass die Chancen, an einen von diesen Fahrern ranzukommen, schlecht stehen. Florian ist für uns im Moment kein Thema. Er zeigt in der CEV zwar starke Leistungen, aber wir haben keinen Kontakt mit ihm. Natürlich wäre es wichtig, den bestmöglichen und erfahrensten Fahrer zu haben. In diesem Fall wird die Anzahl der möglichen Kandidaten sehr klein.

Nach dem Titelgewinn mit Stefan Bradl 2011 lief das Moto2-Projekt ins Leere. Warum scheiterte die Zusammenarbeit mit Max Neukirchner im Jahr darauf?

Der eigentliche Plan war, in die MotoGP aufzusteigen oder mit Stefan in der Moto2 weiterzumachen, aber es kam der Deal mit HRC dazwischen. Dann haben wir nur noch ein Jahr mit Max Neukirchner an der Moto2-WM teilgenommen. Es war damals einfach nicht erfolgreich. Wir hatten die gleiche Mannschaft, den gleichen Techniker von Öhlins, die gleiche Maschine und die Erfahrungswerte von 2011. Wir bekamen einen neuen Fahrer und hatten plötzlich keinen Erfolg mehr. Also kann man sich ausmalen, woran es lag.

Ihr seid ein deutsches Team mit einem deutschen Fahrer, aber es ist unglaublich schwierig, deutsche Sponsoren zu finden.

Ja, absolut. Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht ist es eine Mentalitätssache oder der Motorradsport ist eine komplette Nischensportart und völlig uninteressant. Doch wird sind schon lange dabei und haben viele kleine und mittlere Sponsoren, die zu uns halten. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Nach zwei oder drei Jahren in denen wir keinen Erfolg hatten, ist es natürlich schwierig, neue Sponsoren zu finden. Doch es war auch nicht leicht, als wir noch mit Stefan unterwegs waren. Dabei spielen viele Dinge eine Rolle. Der Motorradsport ist bei uns nun mal nicht die Nummer 1. Viessmann war damals ganz klar an den Fahrer und das Team gebunden. Es war klar, dass Viessmann aussteigt, wenn Stefan und wir getrennte Wege gehen. Für das nächste Jahr stehen wir in Verhandlungen, aber es ist noch nichts spruchreif.

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