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Stefan Bradl: «Ten Kate arbeitet wie MotoGP-Teams»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl 2012 im Indianapolis-GP im Red-Bull-Design

Stefan Bradl 2012 im Indianapolis-GP im Red-Bull-Design

Nach vier Testtagen lässt sich sagen: Stefan Bradl ist in der Superbike-WM angekommen. Was sich der Bayer von der neuen Honda CBR1000RR Fireblade erhofft.

Stefan Bradl hat 2011 die Moto2-WM gegen Marc Márquez gewonnen und nachher fünf Jahre in der MotoGP-WM verbracht. Er hat sie bei LCR-Honda dreimal hintereinander in den Top-Ten beendet und insgesamt 47 Top-Ten-Ergebnisse erzielt.

Für 2017 hat Bradl einen Vertrag beim Honda World Superbike Team unterschrieben. In Aragón und Jerez hat er bereits zweimal zwei Tage lang mit der Honda CBR1000RR Fireblade getestet – allerdings mit der 2016-Maschine.

Stefan, wie bist du im Superbike-Paddock aufgenommen worden? Hast du dich mit Stars wie Rea, Sykes und Davies schon mal unterhalten?

Mit Chaz Davies, der ja auch in der 250er-WM gefahren ist, hatte ich immer schon ein gutes Verhältnis. Ich habe ihn im Juni mal in Misano getroffen, als ich dort mit Aprilia getestet habe. Damals habe ich schon mit ihm geredet.

Und zuletzt in Jerez, wo schlechtes Wetter war, kam Johnny Rea zu uns in die Ten-Kate-Honda-Box, er ist ja bis vor drei Jahren in diesem Team gefahren. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich sicher eine halbe Stunde mit ihm unterhalten, sein Crew-Chief Pere Riba war auch dabei. Rea ist ein recht netter Typ.

Du bist im Honda-Team sehr freundlich aufgenommen worden, es gab von allen Seiten viel Lob zu hören.

Ja, das ist schön. Aber wir stehen erst am Anfang. Es ist gut gelaufen bei den Tests, speziell in Aragón. Es war schade, dass wir dann in Jerez so viel Regen hatten. Es war etwas schade, dass wir dort am Mittwoch nicht weitermachen konnten, als sich das Wetter gebessert hat.

Aber ich bin mit dem Superbike auf Anhieb ziemlich gut zurechtgekommen.

Die Teammitglieder bei Ten Kate stehen den MotoGP-Teams in nichts nach. Die sind genau so gut vorbereitet, der Ablauf ist ziemlich gleich, was den Testplan betrifft, die Anforderungen an den Fahrer sind die gleichen, die Aussagen und die Feedbacks, die sie von mir haben wollen, unterscheiden sich ebenfalls nicht von MotoGP.

Was die Professionalität betrifft, finde ich in der Superbike-WM 1 zu 1 alles wieder, was ich von MotoGP kenne.

Ich muss sagen, das waren gute Tests, weil ich recht rasch auf ein gutes Gefühl gekommen bin und die richtigen Kommentare geliefert habe.

Wie neugierig bist du jetzt auf das 2017-Bike – auf die neue SP2? Honda hat erstmals ein Superbike nur für die WM-Homologation gebaut. Wirst du das Rennmotorrad 2016 noch zu sehen bekommen?

Ich glaube, die Motorräder werden erst Ende Dezember aus Japan geliefert.

Wir haben dann am 24./25. Januar einen ersten Test in Jerez, nachher am 28./29. Januar einen in Portimão. Dort wird das neue Motorrad erstmals eingesetzt. Aber das Bike wird dann Stück für Stück nachgerüstet, mit neuen Verkleidungen, mit neuer Sitzbank und so weiter. Wir werden auch nach den ersten zwei Übersee-Rennen noch Updates bekommen.

Bei der Motorleistung werden wohl auch schrittweise Upgrades kommen? Die Japaner gelten ja als konservativ, es sollen keine Defekte passieren.

Ich habe bei den Tests schon gemerkt, dass die Power der wichtigste Ansatzpunkt ist, wo wir uns verbessern müssen. Sonst kann ich nicht viel dazu sagen.

Meiner Meinung nach könnte das Motorrad auch noch etwas kompakter sein. Aber das bisherige Motorrad ist ja ein paar Jahre alt. In der Zwischenzeit sind die Bikes kompakter, agiler und handlicher geworden, auch die Supersportmaschinen.

Die ersten Tests sind jedenfalls so verlaufen, dass du frohen Mutes in die Winterpause gehst? Du grübelst jetzt nicht, ob der Schritt zu den Superbikes richtig war?

Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Wir haben in Aragón einiges ausprobieren können.

In Jerez war es dann meistens nass. Dadurch hatten wir im Team Zeit, viel rumzuhocken und miteinander zu reden. Das war auch nett, denn so habe ich die Teammitglieder besser kennengelernt. Dadurch wird die Zusammenarbeit automatisch angenehmer.

Die Jungs reden alle Deutsch, aber das tun sie nicht so gerne. Sie bevorzugen Englisch. Wir haben dann über Gott und die Welt geredet.

Das Honda-Team wird 2017 mit Red Bull als Hauptsponsor auftreten. Ist das schon zu dir durchgesickert?

Nein, das ist ganz etwas Neues für mich... Nein, Spaß beiseite, ich habe natürlich davon gehört. Ich bin sehr erfreut.

Ich brauch’ ja nicht erzählen, wie lange ich schon Red-Bull-Athlet bin. Das hat 2003 im deutschen Red Bull Rookies-Cup begonnen. Dann habe ich mal zwei Jahre ausgesetzt, aber in 90 Prozent aller Jahre war ich für Red Bull unterwegs. 2012 und 2013 beim Indy-GP war ich sogar komplett in Red Bull gebrandet. Damals waren die Österreicher der One-Event-Sponsor für LCR-Honda. Das war ein Highlight. Red Bull als Hauptsponsor zu haben, ist für jeden Motorsportler etwas Besonderes.

Das freut mich schon. Red Bull hat mit Honda ein großes Projekt geplant. So ein Sponsor motiviert jeden Fahrer und gibt jedem einen Boost. Da können wir stolz drauf sein. Ich betrachte das als Ehre. Ich würde auch gern ein Superbike-WM-Rennen in Spielberg fahren – am liebsten schon 2017! Es tut mir auch leid, dass Brünn nicht im Kalender ist.

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