Pol Espargaró (KTM): «Meine Situation ist zauberhaft»

Von Günther Wiesinger
Red Bull KTM-Werkspilot Pol Espargaró fühlt sich bei den Österreichern wie im siebten Himmel. «Ich bin froh, dass ich mich für KTM entschieden habe», erklärte er.

Mit Pol Espargaró gelang dem neuen Red Bull KTM-Werksteam beim MotoGP-Test auf Phillip Island letzte Woche ein sehr respektables Ergebnis: Platz 17 unter 22 Teilnehmern, nur 1,3 Sekunden Rückstand auf Weltmeister Marc Márquez auf der Repsol-Honda.

Der Moto2-Weltmeister von 2013 schwebt auf Wolke 7, er kann es gar nicht fassen, wie liebevoll und aufopfernd bei Red Bull und KTM betreut wird, seine Euphorie scheint grenzenlos.

Pol, du hast beim Australien-Test erstmals darüber gesprochen, dass du den KTM-Motor ein «wildes Biest» empfindest. Hast du dieses Gefühl schon in Valencia beim ersten Test im November gehabt?

Es ist ja kein Problem, es ist einfach die Charakteristik des Motors, dass der Motor ziemlich scharf und aggressiv ist. Ich komme ja auch drei Jahren mit Yamaha, wo das Triebwerk genau das Gegenteil darstellt, die Kraftentfaltung der M1 ist sehr sanft. Beim ersten KTM-Test in Valencia wusste ich nicht auf Anhieb, ob die KTM-Version gut oder schlecht ist...
Aber von Test zu Test, nach vielen Runden, haben wir langsam verstanden, dass wir für das erste Jahr vielleicht eine etwas zahmere Motorvariante brauchen. Wir müssen die Drehzahlen etwas senken, damit wir am Kurvenausgang etwas weniger Zeit verlieren auf die Gegner.
Die KTM-Ingenieure wissen jetzt, was zu tun ist. Sie werden nach Katar etwas Neues bringen. Das wird interessant. Wir werden sehen, was wir dann bewerkstelligen können.

Mit all dieser aggressiven Power – wäre es besser, wenn das erste Rennen auf der Powerstrecke in Spielberg wäre?

(Er schmunzelt). Ja. Ganz sicher, wir brauchen diesen österreichischen Speed für die ersten Rennen. Aber es wird einige Zeit dauern, bis wir zum Spielberg-GP kommen. Ich sehe das gar nicht negativ. So gewinnen wir Zeit, um das Motorrad bis August deutlich verbessern zu können. Dadurch können wir versuchen, beim GP von Österreich besser abzuschneiden als beim Saisonstart.

Wie lässt sich die KTM mit dem Stahlrahmen und der WP Suspension mit deiner bisherigen M1-Yamaha vergleichen? Gibt es noch Mängel?

Wir müssen das Turning noch verbessern, also das Einlenkverhalten. Aber in diesem Bereich haben wir das Bike seit dem ersten Test in Valencia bereits erheblich verbessert, die Prototypen vom November lassen sich mit den heutigen nicht mehr vergleichen.
Das Turning klappt schon besser, da haben wir auf Phillip Island wieder einen Schritt nach vorne gemacht.
Wir haben noch etwas Probleme mit der Stabilität vorne, das Motorrad wackelt manchmal. Auch das Bremsvermögen lässt sich noch verbessern. Aber KTM bringt zu jedem Test neue Komponenten, die in die richtige Richtung zielen. Selbst wenn nicht alles perfekt funktioniert, suchen wir die besten Teile heraus und steigern uns.
Ich bin gespannt, was wir beim Saisonstart in Katar leisten können.

Hast du einen besseren Zustand der KTM erwartet, als du unterschrieben hast?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich ein viel schlimmeres Motorrad erwartet. Denn als mich mit dem Gedanken befasst habe, zu KTM zu gehen, dache ich mir: Das Motorrad ist noch nicht richtig startklar, bisher ist keine Schraube wirklich fertig. Ich wusste, dass wir ein komplett neues Rennfahrzeug haben würden.
Das ist eine große Herausforderung für mich, für KTM, für alle Beteiligten. Ich habe nicht erwartet, dass dieses Werk mit so vielen Ressourcen hinter diesem Projekt stehen wird. KTM, Red Bull – es werden alle Strippen gezogen. Und ich gebe alles beim Fahren...
Alle Beteiligten leisten ausgezeichnete Arbeit. Auch die WP Suspension entwickelt sich ausgezeichnet. Wir hatten nicht das kleinste Problem bisher bei den Tests. Das ist erstaunlich.

Dein Teamkollege Bradley Smith hat seinen KTM-Deal schon beim Katar-GP 2016 verlautbart. Wann hast du mit den Verhandlungen begonnen?

Ich habe zuerst ein bisschen abgewartet. Ich hatte ein paar Angebote auf dem Tisch. KTM war eines davon. Als Bradley unterschrieben hat, haben wir bereits erste Gespräche geführt.
Als Bradley unterschrieb, dachte ich: Das ist eine ernste Angelegenheit. Ich musste bald eine Entscheidung treffen. Ich sprach mit meinem Tech-3-Team und mit Yamaha, dann habe ich mich für KTM entschieden.
Ich glaube, ich habe eine gute Wahl getroffen. Ja. Ich bin happy mit meiner Wahl.

Es muss ein Riesenunterschied sein – vom privaten Tech-3-Team zum KTM-Werksteam, der Aufwand hier ist gewaltig. Du kriegst dauernd neue Teile. Daheim im Werk wird pausenlos entwickelt. Das motiviert dich zusätzlich?

Ja, weißt du was, ich bin immer noch am Lernen. Das ist ein ganz anderes System, eine andere Herangehensweise. In Phillip Island haben mir die Elektronik-Ingenieure viele Daten gezeigt, von denen ich nichts wusste. Sie erklärten mir, wie man die Power reduzieren oder verschieben kann... Bei Yamaha konnte ich nicht in diese Bereiche vorstoßen. Dort wurde ich nicht so detailliert in die elektronischen Geheimnisse der Maschine eingeweiht.
Jetzt kann ich tun, was ich will. Das ist wunderbar. Ich kann jetzt mein eigenes Motorrad nach meinem Geschmack entwickeln. Das ist zauberhaft. Das ist fantastisch.

Wenn man es langfristig betrachtet: Hast du eine bessere Wahl getroffen als dein älterer Bruder Aleix mit Aprilia?

(Er lacht). Haha. Ich weiß es nicht. Ich werde es dir bei Saisonmitte sagen. Oder erst am Ende des Jahres.
Im Moment ist Aleix wirklich stark, er ist schnell. Wir sind ein bisschen hinter ihnen, aber Aprilia ist das dritte Jahr dabei, KTM ist ganz neu. Außerdem hat Aprilia das Superbike als Basis gehabt, sie sind schon 2012, 2013 und 2014 mit Claiming-Rule-Maschinen mitgefahren.
Ich schätze, KTM ist massiv besser im ersten Jahr als Aprilia vor der ersten Saison, obwohl sie ein 1000-ccm-V4-Superbike als Ausgangspunkt nehmen konnten.
Wie gesagt: Wir machen gute Fortschritte. Wir machen gute Schritte. Und unser Motorrad ist schon sooo schnell.

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