Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Marc VDS: Suzuki ist Favorit – Yamaha noch im Rennen?

Von Günther Wiesinger
Das belgische Marc VDS-Team hat für die MotoGP-WM 2019 noch keinen Materialpartner. Es deutet viel auf Suzuki hin. Aber Yamaha hat das Angebot nachgebessert.

Michael Bartholemy, belgischer Teamprinzipal des Estrella Galicia 0,0 Marc VDS Racing Teams, wollte bis Ende März entscheiden, mit welchem Material sein MotoGP-Rennstall künftig antreten wird.

In den letzten drei MotoGP-Jahren und 2018 setzte und setzt Marc VDS Material von Honda ein.

Doch das Verhältnis mit Honda hat arg gelitten. «Denn wir haben Jack Miller an Pramac-Ducati verloren, weil HRC seinen Crew-Chief Ramon Aurín bei uns für Rookie Nakagami abgezogen hat und weil wir für Jack keine 2018-Motoren bekommen hätten», ärgerte sich Bartholemy.

«Dabei sind wir bei Honda als Kundenteam eingesprungen, als Gresini nach der Saison 2014 kein MotoGP-Team mehr finanzieren konnten. Und als LCR nach der Saison 2015 kein Geld für Jack Miler hatte, haben wir ihn auf Bitte von Honda bei uns als zweiten Fahrer aufgenommen», gibt Bartholemy zu bedenken.

Deshalb verhandelte das belgische Team in den letzten Wochen intensiv mit Yamaha und Suzuki, obwohl auch HRC immer wieder Angebote unterbreitet. Aber bei HRC wäre Marc VDS weiter das Team Nr. 3 hinter Repsol und LCR.

Michael Bartholemy hat die Entscheidung schon mehrmals verschoben. In Argentinien vor vier Wochen ließ er jedoch klar durchblicken, dass Suzuki in die Favoritenrolle gerückt sei.

Heute äußerte sich Michael Bartholemy gegenüber SPEEDWEEK.com sehr offen zum aktuellen Stand der Dinge.

Michael, du hast vor dem Argentinien-GP gesagt, du prüfst alle drei Angebote. In Katar meinten ein paar Experten, der Yamaha-Deal sei bereits erledigt. In Südamerika legte Suzuki eine reizvolle Offerte auf den Tisch. Wohin geht die Richtung jetzt?

Es hat sich eigentlich nichts geändert. Es ist noch der derselbe Stand wie vor vier Wochen. Ich habe letzte Woche ein aktuelles E-Mail von Honda bekommen. Von Yamaha kam gestern noch eines, Suzuki hat auch noch einmal geschrieben. Wir sind mit allen drei Herstellern im Gespräch. Die Situation wird immer klarer, das muss ich auch dazu sagen.

Meine Fragen, die aufkommen, werden mehr und mehr beantwortet.

Ich hoffe, dass wir am kommenden Wochenende einmal alles auf dem Tisch haben, dass wir die finanziellen Angebote vergleichen und bis zum Le Mans entscheiden können, welches MotoGP-Material wir nächstes Jahr fahren werden.

Du hast immer betont, du willst einen Dreijahresvertrag und eine 2019-Werksmaschine für Morbidelli und auch für Tom Lüthi, wenn er im Team bleibt. Yamaha hat nicht einmal Johann Zarco eine 2018-Maschine gegeben. Suzuki hingegen würde deine Wünsche diesbezüglich erfüllen.

Ja, ich möchte 2019-Maschinen. Aber diese könnte ich auch bei Yamaha bekommen, es liegt nur am Preis. Wenn wir das größere Paket nehmen und bezahlen, können wir auch bei Yamaha gutes Material bekommen.

Du hast in Argentinien erzählt: Das beste Angebot kommt von Suzuki, das schlechteste von Yamaha.

Ja, da habe ich mich vielleicht ungenau ausgedrückt.

Ich würde mal sagen: Wenn ich volle Werksunterstützung haben möchte, ist die Suzuki-Option besser als die Yamaha-Option.

Suzuki bietet für beide Fahrer ein Full-Factory Paket an zum Preis XY. Bei Yamaha gibt es unterschiedliche Angebote: Du kannst zum Beispiel ein Full-Factory-Package haben.

Aber wenn du bei Yamaha das Full-Factory-Package nimmst wie bei Suzuki, bist du natürlich preislich höher.

So ein Full-Factory-Package hatte Stefan Bradl früher bei LCR-Honda. Du beginnst die Saison mit demselben Werksmaterial wie das Repsol-Team, du bekommst während der Saison bei zwei, drei Rennen etwas Verspätung bei einem neuen Auspuff, einer neuen Kupplung oder sonstwas. Das ist ein Voll-Paket – wie es Cal Crutchlow jetzt bei LCR hat.

Honda und Yamaha bieten dir natürlich auch Motorräder aus dem Vorjahr an, so wie sie es immer gemacht haben. So wie es Tech3 jahrelang hatte.

Du kannst jedoich bei Yamaha auch ein Paket nehmen, das dazwischenliegt. So in dem Stil, wie es Zarco bei Tech3 jetzt fährt.

Ich dachte mir: Wenn deine Crew-Chiefs Gubellini und Bigot in Argentinien schon in die Box von Suzuki eingeladen wurden, dann ist man sich so gut wie einig.

Wer hat dir denn gesagt, dass wir dort in der Box waren?

Gegenfrage: Waren sie nicht dort?

Ahhh… Joker!

Seither hat Yamaha das Angebot stark nachgebessert? Sonst geben sie sich der Blamage hin, im Gegensatz zu Ducati, Honda, Suzuki und KTM kein Kundenteam zu haben. Avintia und das Nieto-Team sind ja nicht unbedingt die besten Adressen.

Wir haben alle drei möglichen Partner fair und gleich behandelt. Wir haben bei keinem Hersteller mehr gefordert als beim anderen. Wir möchten sicherstellen: Wie ist der Support? Wie ist die Logistik aufgestellt? Wie viele Techniker sind in dem Paket drin?

Kann man sagen, dass Honda inzwischen aus dem Rennen ist, weil sie ohnedies zwei Teams haben und sie deshalb keine großen Zugeständnisse machen müssen? Du bist in einer günstigen Situation: Drei Werke buhlen um dein Budget.

Ja, aber es ist nicht so, dass sich einer vor uns verbeugen würde.

Jeder sagt uns, wir seien in einer guten Situation.

Aber finanziell ist es nicht so, dass uns ein Werk einen Riesenschritt entgegenkommen und sagen würde. Wir brauchen jetzt unbedingt ein Kundenteam. Das ist nicht so.

Die maximalen Leasinggebühren pro Fahrer und Saison sind mit 2,2 Millionen Euro gedeckelt. Also können die finanziellen Unterschiede nicht riesig sein.

Ja, es gibt diese Vorschrift. Aber das ist wie in der Moto3-WM, wo alles limitiert ist. Aber wenn du vorne mitfahren willst, kommst du mit den vorgeschriebenen Kosten auch nicht hin.

Du wolltest Ende März entscheiden. Jetzt hat der Mai begonnen. Hast du eine neue Deadline?

Ja, ich bin einen Monat zu spät. Das stimmt.

Ich hoffe, dass wir in Jerez Klarheit bekommen und in den Tagen danach entscheiden können.

Du hast gesagt, du wünscht dir ein Paket wie Poncharal mit Tech3 bei KTM: Dass immer vier gleichwertige, aktuelle Werksmaschinen mit identischen Spezifikationen am Start stehen. Das kriegst du nur bei Suzuki.

Genau. Stimmt.

Dafür ist das Technik-Paket bei Yamaha viel versprechender als bei Suzuki, wenn man die Ergebnisse von Tech3 betrachtet. Was gibt bei euch den Ausschlag? Das preiswerteste Angebot? Oder das beste Technik-Paket?

Natürlich hätten wir gern das beste Technik-Paket. Aber ich kann keine Sachen kaufen, die ich mir nicht leisten kann. Das habe ich allen Partnern gesagt: Wenn das Leasing-Paket 1 Million mehr kostet als unser aktuelles, dann ist es nicht machbar.

Ich habe nächstes Jahr nicht mehr Geld als in diesem Jahr.

Das Geld ist ein wichtiger Faktor. Du musst das Material ja auch bezahlen können.

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