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Cal Crutchlow: «Ich wollte kein Held werden»

Von Günther Wiesinger
LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow war nach den zwei Stürzen in Le Mans nicht mehr entschlossen, das Rennen zu fahren. Aber nach einer Nacht im Spital donnerte er auf Platz 8. Seine abenteuerliche Schilderung.

Cal Crutchlow ist bei den drei Rennen nach seinem Sieg in Las Termas/Argentinien in der MotoGP-WM vom ersten auf den achten Platz zurückgefallen.

Der Brite stürzte in Le Mans am Samstag zweimal, beim Crash im Qualifying 1 hatte er in seinem Alpinestars-Leder den Airbag nicht aktiviert, er hatte sich bereits beim Sturz vorher im FP4 gelöst.

Deshalb zog sich Cal allerlei Verletzungen zu, er musste die Nacht vor dem Rennen im Krankenhaus verbringen – und wurde daraufhin trotzdem Achter.

«Mit dem Airbag wären meine Verletzungen im Qualifying 1 sicher glimpflicher verlaufen. Aber ich habe nach dem FP4 das Leder nicht getauscht, das war mein Fehler. Denn der Airbag lässt sich bei uns nur einmal aktivieren.»

Crutchlow berichtete, er sei im Q1 zornig unterwegs gewesen. «Am Samstag in le Mans war ich zornig und verärgert, weil ich nicht direkt ins Q2 gekommen bin. Es gab in Le Mans viele Stürze. Ich habe einen Fehler gemacht – und dafür bezahlt», hält der LCR-Honda-Pilot fest.

«Ich hätte trotzdem in Frankreich im Rennen viel besser abschneiden können. Aber ich bin nach dem Start wirklich nur spazieren gefahren... Ich wollte zuerst einmal rausfinden, in welchem Zustand ich war. Ich habe mich nicht großartig gefühlt, denn ich hatte praktisch nicht geschlafen. Denn Lucio Cecchinello und meine Frau Lucy haben das Krankenhaus erst um Mitternacht verlassen. Um 1 Uhr habe ich erstmals versucht einzuschlafen. Dann wurde ich alle zwei Stunden geweckt, weil sie mein Blutbild kontrollieren mussten. Um 6.30 Uhr wollten wir das Krankenhaus verlassen. Aber wir kamen erst um 8.40 Uhr weg.»

Zu diesem Zeitpunkt dachte Cal Crutchlow nicht daran, das Rennen auf dem Circuit Bugatti in Angriff nehmen zu können, zumal er das Spital auf eigene Faust verließ und nicht auf die Erlaubnis der Ärzte wartete.

«Ich musste damit rechnen, verhaftet zu werden», stellte der Engländer grinsend fest. «Und zweitens drohte uns ein Autounfall, weil Lucio Sonntagfrüh am Steuer saß... Aber er hat den Krankentransport unfallfrei geschafft. Wir waren in Eile, weil für 9 Uhr der Medical Check im Medical Centre im Paddock erledigt werden musste. Und um 9.40 Uhr begann das Warm-up. Ich musste mich bei den Ärzten im Paddock bedanken. Sie haben mich am Samstag nach dem Sturz sehr sorgfältig behandelt. Auch die Ärzte im Hospital haben sehr professionell und umsichtig agiert.»

Cal Crutchlow lag im Rennen von Le Mans nach den Runden 2, 3 und 4 nur an 14. Stelle. «Ich dachte im Rennen trotzdem keine Sekunde daran, aufzugeben und an die Box zu fahren», schilderte er nach dem achten Platz. «Klar, ich war anfangs sehr steif auf dem Motorrad. Aber es war okay. Klar, es gab gewisse Einschränkungen. Mein Arsch tat vom Sturz weh, als sei mir jemand mit dem Bike drübergefahren. Aber wir haben durchgehalten. Ich bin schon oft angeschlagen Rennen gefahren. Aber so hart wie in Le Mans war es vorher nie. Ich hatte von A bis Z Probleme beim Atmen. Klar, ich hatte nach dem Sturz Blut in den Lungen. Nach dem Crash hatte ich nicht unbedingt die Absicht, am Sonntag an den Start zu gehen. Am Schluss bin ich das Rennen nicht gefahren, um ein Held zu werden. Ich bin gefahren, weil ich das Rennfahren liebe. Damit bin ich nicht allein. Auch Valentino und Jack sind nach ihren Beinbrüchen rasch wieder zurückgekommen. Das ist unser Leben und unser Job. Klar, ich hätte am Samstag nach den Crashs heimfliegen können. Aber das hätte bedeutet, mir macht das Fahren keinen Spaß. Und das wäre ein falscher Eindruck gewesen.»

Jetzt ist Cal Crutchlow gespannt, ob er seine Blessuren bis zum Mugello-Wochenende vollständig überwinden kann. «Mugello ist eine anspruchsvolle Piste. Das wird harte Arbeit, Mugello stellt körperlich hohe Ansprüche», weiß der WM-Achte, der nur 3 Punkte hinter dem WM-Zweiten Maverick Viñales liegt. «Le Mans war auch anstrengend, vor allem für einen Fahrer, der gesundheitlich angeschlagen war. Mugello wird noch schlimmer. Es gibt viele Fahrer, die in Mugello aufs Podium fahren können. Doch unser Anspruch bleibt, dass wir dort aufs Podium fahren.»

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