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Lucio Cecchinello: «Márquez ist nicht die Messlatte»

Von Günther Wiesinger
LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello im Gespräch mit Cal Crutchlow

LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello im Gespräch mit Cal Crutchlow

LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow hatte sich für die laufende MotoGP-Saison mehr erhofft. «Wir haben 2019 etwas mehr Mühe als erwartet. Aber ich blicke zuversichtlich in die Zukunft», so Lucio Cecchinello.

Das LCR Honda Team bildet nach dem Rückzug von Gresini (nach 2014) und Marc VDS (nach 2018) das einzige Honda-Kundenteam in der MotoGP-Weltmeisterschaft. Cal Crutchlow, zuletzt auf Platz 6 in Áragon, liegt in der WM nach 14 von 19 Rennen an neunter Stelle. Der 28-jährige Japaner Takaaki Nakagami ist WM-Zwölfter.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello, der selber sieben 125-ccm-GP-Siege gefeiert hat, über die Saison 2019 und den Ausblick auf die Zukunft.

Es ist kein Geheimnis, dass Cal Crutchlow, der dreifache MotoGP-Sieger, mit höheren Erwartungen in die Saison gegangen ist. Aber er hat 2019 erst zwei Podestplätze (Dritter in Doha und Sachsen) errungen und klagte seit dem Saisonstart über das mangelnde Gefühl für den Vorderreifen und andere Probleme.

Als Ex-Rennfahrer hört der 49-jährige Lucio Cecchinello bei den meisten Technical Debrief mit Cal Crutchlow und Crew-Chief «Beefy» Bourguignon aufmerksam zu. Deshalb weiß er gut Bescheid.

«Honda hat vor der Saison 2019 sehr emsig daran gearbeitet, um die Motorleistung von Ducati zu erreichen», sagt Cecchinello. «Meiner Meinung nach haben sie dieses Ziel erreicht. Das beweist ein Blick auf die Top-Speed-Werte. In Aragón hatte Cal im Top-Speed zum Beispiel am Freitag im FP1 bis zehn Minuten vor Schluss das schnellste Motorrad. Um diese zusätzliche Power zu erreichen, mussten die Honda-Ingenieure ein Re-Design des Triebwerks und einiger Teile um den Motor machen. Honda wurde auch zu einem Umbau des Chassis gezwungen. Es sieht so aus, als fühle sich Márquez mit dem neuen Chassis recht komfortabel. Cal hat einen anderen Fahrstil und er fühlte sich mit dem 2018-Chassis wohler, wenn es um das Feedback des Vorderreifens geht.»

Cecchinello weiter: «Auf manchen Rennstrecken, wo wir guten Grip vorfinden, haben wir wirklich gute Resultate erreicht. In Katar war unser Saisondebüt erstaunlich, Cal ist Dritter geworden. Auch in Catalunya war Cal stark, auch wenn er am Ende nicht ins Ziel gekommen ist. Dort war ein Top-5-Ergebnis möglich. Dann kam ein dritter Platz in Deutschland. Sehr oft hat sich Cal in den Top-5 oder Top-6 gehalten, das ist bei der heutigen Leistungsdichte ein realistisches Ziel für uns als Kundenteam. Wir kennen ja die Qualität der Teams, Bikes und Fahrer in der aktuellen MotoGP-WM. Wir müssen auch berücksichtigen, dass niemand damit gerechnet hat, dass Quartararo so konkurrenzfähig sein wird. Er ist ein zusätzlicher Gegner, der um das Podium kämpft.»

«Wahr ist, dass wir in dieser Saison etwas mehr Mühe haben, die richtige Pace und das richtige Bike-Set-up für die Rennen zu finden», räumt Lucio ein. «Manchmal erreichen wir dieses Ziel für den Sonntag, manchmal lagen wir klar daneben, zum Beispiel hatten wir in Misano erhebliche Mühe. Dort ist der Asphalt mit Dampfstrahlern behandelt worden, dadurch ist der Griplevel armselig gewesen. Alle Fahrer waren langsamer als im Vorjahr. Die Ducati-Piloten wie Miller und Petrucci hatten ebenfalls Mühe, Dovizioso etwas weniger. Er ist als Sechster weggefahren, mit einem klaren Abstand zur Bestzeit. Sogar Márquez hatte in Misano im Training Mühe. Aber er fährt in einer anderen Welt. Wir können ihn nicht als Messlatte nehmen, wir können nur den Hut vor ihm ziehen. Aber ein MotoGP-Sieger wie Petrucci, der in Mugello gewonnen hat, hat in Misano dieselben Rundenzeiten wie Cal erreicht. Das zeigt, dass die Motorräder von Ducati genauso wie jene von Suzuki in Misano nicht die erhoffte Leistung gebracht haben. Misano hat bewiesen, dass bei uns etwas fehlt, wenn der Grip zu wünschen übrig lässt. Deshalb stimme ich zu: Ja, wir haben 2019 etwas mehr Mühe als erwartet. Aber ich blicke zuversichtlich in die Zukunft, denn Honda hat jetzt den Fokus ganz stark auf die Weiterentwicklung des Chassis gerichtet. Wir sind überzeugt, dass das 2020-Bike schlagkräftiger sein wird. Und wir wissen auch, dass jetzt noch einige Pisten mit mehr Grip kommen, sodass wir dort ähnliche Ergebnisse erreichen können wie in Katar, Sachsen, Brünn und bei anderen Rennen.»

MotoGP-WM-Stand nach 14 von 19. Rennen: 1. Marc Márquez 330. 2. Dovizioso 202. 3. Rins 156. 4. Petrucci 155. 5. Viñales 147. 6. Rossi 137. 7. Quartararo 123. 8. Miller 117. 9. Crutchlow 98. 10. Morbidelli 80. 11. Pol Espargaró 77. 12. Nakagami 68 . 13. Mir 49. 14. Aleix Espargaró 46. 15. Iannone 32. 16. Bagnaia 29. 17. Oliveira 29. 18. Zarco 27. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 18. 21. Bradl 16.

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