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Johann Zarco: Nein zu Yamaha – 2020 bei Repsol-Honda?

Von Günther Wiesinger
Johann Zarco

Johann Zarco

Der Franzose Johann Zarco darf sich wieder ausgezeichete Chancen auf einen Platz neben Marc Márquez bei Repsol-Honda ausrechnen. Bei Yamaha hat er jedenfalls für 2020 eine Zusage verweigert, dort wird ohne ihn geplant.

Seit dem Silverstone-GP hat SPEEDWEEK.com immer wieder angekündigt, dass Jorge Lorenzo seine Karriere nach dieser Saison beenden wird. Offen sei nur, ob er nach einem «Sabbatical» ein Jahr später zurückkehren und bei Ducati Corse unterschreiben wird. Ähnlich hat es Alain Prost in der Formel 1 gemacht, als er bei Ferrari entlassen wurde. Er wechselte ein Jahr später zu Williams.

Jorge Lorenzo (32) hat zwar immer wieder betont, er habe einen Vertrag mit HRC für 2020, er werde ihn erfüllen, er sei ein Kämpfer. Aber auf die hartnäckige Nachfrage von SPEEDWEEK.com, ob er 2020 die MotoGP-WM bei Repsol-Honda fahren werde, gab er jeweils abschweifende Antworten. Auch gestern in Motegi.

Jetzt steht fest: Johann Zarco hat bei LCR-Honda für die letzten drei Grand Prix (Phillip Island, Sepang und Valencia) unterschrieben. Er wird Takaaki Nakagami bei LCR-Honda ersetzen, der sich nach dem Japan-GP einer Schulter-Operation unterziehen wird.

Und jetzt steht fest: Johann Zarco hat wegen dieser drei Renneinsätze seine Zukunft bei Yamaha als Testfahrer aufs Spiel gesetzt und ruiniert. Denn er hat eine Zusage von HRC für die MotoGP-Saison 2020, was SPEEDWEEK.com seit Silverstone angekündigt hat. Bisher war die Frage, wer Lorenzo 2020 bei Repsol ersetzen wird. Die Kandidaten lagen auf der Hand: Zarco, Nakagami und Bradl. Manche offenbar besser informierte User wollten die fundierten Meldungen über den Lorenzo-Rückzug nicht wahrhaben; sie haben diese Berichte in herzhaften Postings liebevoll als «Schwachsinn» bezeichnet.

Aus Thailand berichteten einige Medien vor zwei Wochen, Zarco sei sich mit Yamaha einig. Doch Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, erklärte: «Wir verhandeln intensiv mit Zarco. Aber alles hängt von HRC ab.»

Und jetzt erklärte Johann Zarco: «Ich bin ein Risiko eingegangen, als ich bei KTM den Vertrag für 2020 gekündigt habe. Jetzt habe ich für drei Rennen bei Honda unterschrieben. Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil sie mit Renneinsätzen in der Zukunft zu tun hat.»

Das bedeutet: Honda hat Zarco einen Rettungsring zugeworfen, der sich auch auf die Saison 2020 bezieht, deshalb hat er Yamaha einen Korb gegeben. Zarco muss aber bei den drei WM-Rennen 2019 mit einer 2018-Honda fahren.

Bei Yamaha Motor Racing ist sich das Management bewusst, dass Johann Zarco mit einem Honda-Stammfahrervertrag für 2020 rechnet, weil sich abzeichnet, dass sich im Aufgebot etwas ändern wird. Sprich: Lorenzo wird aussteigen.

Cal Crutchlow beugt bereits vor für den Fall, dass Zarco in Australien respektabel abschneidet. «Die 2018-Honda hat ein besseres Einlenkverhalten, sie bremst besser ab, sie hat einen besseren Kurvenspeed. Deshalb traue ich Johann einiges zu», sagt er jetzt. Voir zwei Wochen wetterte er noch, Zarco werde mit der problematischen Honda genau so übel abschneiden wie mit der KTM.

Bei Yamaha hat sich Zarco mit dem Honda-Deal für die nächsten drei Grand Prix den Testfahrer-Deal auf jeden Fall vermasselt. Für Yamaha wäre es kein Problem gewesen, dass Zarco die letzten drei Rennen für Honda fährt und dann das Testfahrer-Angebot annimmt. Aber man wollte vor den letzten Grand Prix eine verbindliche Zusage für 2020.

«Johann Zarco hat sich entschieden, die kommenden drei Rennen für LCR zu fahren», stellte Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, heute gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Obwohl Johann Zarco den Vorschlag, unser MotoGP-Testfahrer zu werden und einige Wildcard-Einsätze zu absolvieren, mit Wohlwolen aufgenommen hat, haben wir verstanden, dass seine Priorität darin besteht, einen vollwertigen Stammfahrervertrag für 2020 zu erhalten. Für Yamaha wäre es kein Problem gewesen, wenn er in dieser Saison noch für Honda fährt und sich dann seiner Aufgabe als Testfahrer für Yamaha widmet. Aber Yamaha braucht eine klare Entscheidung, damit wir unsere Pläne machen und den Aufbau und die Aktivitäten für unser Testteam planen können. Johann Zarco kann uns diese Zusage für 2020 aber jetzt nicht geben. Deshalb macht Yamaha jetzt alternative Pläne.»

Damit könnten die Chancen von Jonas Folger auf einen neuen Yamaha-Testfahrervertrag steigen. Valentino Rossi betonte aber gestern in Japan: «Einen so schnellen Testfahrer wie Zarco zu finden, wird schwierig.»

Übrigens: Zarco hätte bei Yamaha als Testfahrer maximal drei Wildcard-Rennen bestreiten dürfen. Dieses Limit gilt auch für Bradl bei Honda, Guintoli bei Suzuki und Pirro bei Ducati.

Bei Yamaha Motor Racing wurde heute von Lin Jarvis deutlich festgehalten: «Momentan ist Johann Zarco nicht mehr Bestandteil unserer MotoGP-Testpläne für 2020.»

Bei Honda Racing Corporation lässt sich niemand in die Karten schauen. Aber offenbar hat Zarco jetzt die besten Aussichten für den Fall, dass sich die Wege von Lorenzo und HRC nach dieser Saison trennen, was unausweichlich erscheint. Zarco hat 2017 und 2018 auf der Tech3-Yamaha sechs MotoGP-Podestplätze erzielt und im Mai 2018 sogar um die WM-Führung gekämpft.

Für Repsol-Honda ist er der bestmögliche und aussichtsreichste Kandidat für den Fall, dass Lorenzo für 2020 ersetzt werden muss.

Aber Zarco stand bei Red Bull KTM im Schatten von Pol Espargaró und teilweise sogar von Rookie Oliveira. Bei Honda warten größere Kaliber auf ihn – zum Beispiel Marc Márquez. Schon in Phillip Island werden alle Augen auf die Nummer 5 gerichtet sein.

Stefan Bradl hat sich durch das Hin und Her nie verrückt machen lassen. «Ich habe einen Vertrag als Testfahrer für 2020. Ich würde zwar gerne eine ganze Saison fahren. Aber mit mir hat nie jemand von HRC über dieses Thema gesprochen.»

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