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Brad Binder (KTM): «Neues System ist Fluch und Segen»

Von Günther Wiesinger
Brad Binder letzte Woche beim Misano-Test

Brad Binder letzte Woche beim Misano-Test

Brad Binder steckte zur Coronakrise zuerst einmal drei Monate daheim in Südafrika fest. Jetzt hat er fünf Doppel-GP vor sich. Das habe Vor- und Nachteile, sagt der Red Bull-KTM-Werkspilot.

Brad Binder schaffte beim Katar-Test im Februar als bester Red Bull-KTM-Werkspilot den neunten Platz. Auch beim zweitägigen Misano-Test letzte Woche hielt der MotoGP-Rookie mit der KTM RC16 gut mit. Jetzt ist der Südafrikaner und Moto2-Vizeweltmeister von 2019 gespannt auf den ersten Wettbewerb in der Königsklasse von 17. bis 19. Juli in Jerez.

Binder hat im Mai den ersten KTM-Test in Spielberg verpasst, weil er wegen der Reiseverbote aus Südafrika nicht rechtzeitig nach Europa fliegen konnte. «Meine Rückkehr nach Europa war wirklich kompliziert, und das ist noch eine Untertreibung. Südafrika steckt leider immer noch in einem heftigen Lockdown. Mein Heimatland wurde vom Coronavirus im Vergleich zu Europa erst mit einigen Monaten Verspätung getroffen. Als es in Europa richtig hektisch wurde, haben wir in Südafrika erst unseren ersten Coronafall bekommen. Im Augenblick steigen die Infektionsraten stark an. Ich bin insgesamt fast drei Monate lang in Südafrika festgesteckt. Das war ziemlich belastend, denn es gab überhaupt keine Flüge. Erst ziemlich genau vor einem Monat konnte ich Südafrika verlassen. Es wurde eine neue Verordnung erlassen, die es mir ermöglichte, wegen meiner beruflichen Verpflichtungen nach Europa zu fliegen. Ich bekam einen Flug, mit dem andere Bürger zurück in die EU geholt wurden.»

Binder blickt jetzt wie seine GP-Kollegen auf einen straffen Kalender mit 13 Rennen an 18 Wochenenden innerhalb von vier Monaten. Erstmals in der GP-Geschichte werden fünfmal zwei Rennen an zwei aufeinander folgenden Wochenenden auf derselben Rennstrecke ausgetragen.

Kann das für einen Rookie ein Vorteil sein, weil Brad mit der MotoGP-Maschine zumindest fünfmal nicht auf einer ungewohnten Piste fahren muss?

«Zwei Rennen auf derselben Piste kann ein Fluch oder ein Segen gleichzeitig sein», meint der Moto3-Weltmeister von 2016. «Denn einerseits ist es fantastisch, auf derselben Rennstrecke noch einen zweiten Versuch zu bekommen. denn bei der zweiten Veranstaltung hast du vom FP1 weg wegen dem Racing vom Wochenende davor bereits gute Referenzpunkte. Gleichzeitig ist es immer schön, wenn du an einem GP-Weekend dein Bestes gibst und dann am Montag durchatmest und das nächste Kapitel auf dem nächsten Circuit beginnst. In dieser Saison hast du am kommenden Wochenende wieder den genau gleichen Zeitplan auf einer identischen Piste. Das ist definitiv für alle Fahrer Neuland. Anderseits kann es für mich auch nützlich sein. Denn ich bekomme zusätzliche ‚track time» auf dieser Piste.»

«Aber wenn ich auf den Kalender für 2021 blicke, werde ich dann auf etlichen Strecken immer noch wie ein Rookie aussehen, weil alle Übersee-Rennen in diesen Jahr wegfallen, wenn der Kalender so bestehen bleibt», grübelt Binder. «Das ist für mich der Nachteil an der aktuellen Situation. Ich werde also 2021 zum ersten Mal auf den meisten Übersee-Pisten fahren, mit Ausnahme von Sepang und Losail, wo wir im Februar getestet haben.»

«Die meisten Strecken in Europa kenne ich mit der MotoGP-Maschine auch noch nicht. Nur Jerez, Misano und Valencia. Und ich habe schon im November gesehen, dass sich eine Strecke mit der MotoGP-Maschine von der Größe her ganz anders anfühlt», sagt Binder. «Man fährt viel schneller, die Herausforderung ist deutlich größer. Ich habe in der neuen Klasse noch viel zu lernen. Aber ich freue mich darauf, jetzt die ersten Rennen unter die Räder nehmen zu können.»

Die MotoGP-Zeiten am Mittwoch, 24. Juni

1. Miguel Oliveira, KTM, 1:32,913
2. Pol Espargaró, KTM, 1:33,122
3. Michele Pirro, Ducati, 1:33,124
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:33,427
5. Brad Binder, KTM, 1:33,588
6. Iker Lecuona, KTM, 1:33,591
7. Scott Redding, Ducati, 1:33,957 (SBK)
8. Bradley Smith, Aprilia, 1:34,276
9. Sylvain Guintoli, Suzuki, 1:34,287
10. Jonnny Rea, Kawasaki, 1:34,381 (SBK)

Die MotoGP-Zeiten am Dienstag, 23. Juni

1. Pol Espargaró, KTM, 1:33,07
2. Michele Pirro, Ducati, 1:33,19
3. Miguel Oliveira, KTM, 1:33,22
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:33,97
5. Bradley Smith, Aprilia, 1:34,00
6. Iker Lecuona, KTM, 1:34,07
7. Brad Binder, KTM, 1:34,41
8. Sylvain Guintoli, Suzuki, 1:34,47

(Aprilia Racing testete auch am dritten Tag, 25. Juni. Aleix Espargaró fuhr dann nach insgesant 183 Runden die Bestzeit mit 1:32,932 min. Sein britischer Teamkollege Smith umrundete den knapp vier Kilometer langen Kurs sogar 207 Mal und schaffte seine schnellste Rundenzeit mit 1:33,536 min).

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