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Miguel Oliveira (KTM): «Ich wusste, Sieg ist möglich»

Von Günther Wiesinger
Zielkurve im 2. Rennen: Miguel Oliveira (88) hat Miller (43) überholt, dahinter Joan Mir (36)

Zielkurve im 2. Rennen: Miguel Oliveira (88) hat Miller (43) überholt, dahinter Joan Mir (36)

Der Portugiese Miguel Oliveira hätte nach seinem MotoGP-Triumph in der Steiermark am liebsten die ganze Welt umarmt. Aber er war nicht aus dem Häuschen, denn er kannte sein riesiges Potenzial.

Miguel Oliveira absolvierte beim GP der Steiermark seinen 150. Grand Prix, er hatte bisher je sechs Siege in der Moto3 und Moto2 für Red Bull KTM in der Tasche. Beim 70. Grand Prix der Österreicher in der «premier class» trug sich der Portugiese als bereits dritter Saisonsieger nach Fabio Quartararo (zweimal in Jerez), Brad Binder (Brünn) und Dovizioso (Spielberg-1) in die Siegerliste ein. KTM hat damit nicht nur den dritten Platz in der Konstrukteurs-WM zementiert, sondern als einziger Hersteller neben Yamaha in diesem Jahr schon zwei MotoGP-Siege abgeräumt. Und Rookie Brad Binder liegt in der Fahrer-WM weiter an der unfassbaren vierten Stelle – vor Yamaha-Star Maverick Viñales, der drei von vier Wintertests dominiert hat.

Was ging dem 25-jährigen Oliveira durch den Kopf, als Miller und Pol Espargaró in der zwölften und letzten Runde in Turn 10 die Ideallinie nicht halten konnten, er cool und abgebrüht innen durchflitzte und sich die 25 Punkte für den Sieg unter den Nagel riss?

«Mir sind viele portugiesische Worte durch den Kopf geschossen, aber im Grunde habe ich einfach geschrien und mich riesig gefreut. Es war die pure Freude», lachte Oliveira, gelassen wie immer. Nur vor einer Woche war das Temperament mit ihm durchgegangen, nach der Kollision mit Pol Espargaró in Turn 4. Er machte damals seinem Ärger in der Box mit ein paar Fußtritten Luft.

Am vergangenen Donnerstag nahm KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer seine vier MotoGP-Fahrer ins Gebet. Er schärfte ihnen ein, dass Red Bull und KTM nicht 30 Millionen im Jahr in die MotoGP investieren, um dann zu erleben, wie sich die eigenen Fahrer gegenseitig aus dem Rennen befördern wie bei Jerez-2 und Spielberg-1.

«Ich war maßlos begeistert, weil uns dieser Erfolg endlich gelungen ist», frohlockte Miguel. «Ich habe schon vor einigen Rennen geahnt, dass so etwas möglich ist, denn ich bin in Jerez beim zweiten Event als Fünfter ins Rennen gegangen. Ich spürte, wir haben das Potenzial für Siege. Dass diese Hoffnung schlussendlich Tatsache geworden ist, ist ein Riesenboost. Das motiviert mich, in diesem Stil weiterzuarbeiten.»

Das französische Tech3-Team ist in der MotoGP-WM nach 2000 mit Fahrern wie Nakano, Jacque, Toseland, Spies, Crutchlow, Dovizioso, Smith, Pol Espargaró, Folger und Zarco gefahren, aber keiner hat einen MotoGP-Sieg zustande gebracht.

Und besonders Zarco, der auf der Tech3-Yamaha sechs Podestplätze eroberte, schrammte mehrmals knapp am Sieg vorbei.

«Es fühlt sich großartig an, jetzt der erste Sieger für Tech3 zu sein», strahlte Miguel. «Wenn du die Namen der Fahrer anschaust, die für Hervé gefahren sind, dann ist es ziemlich speziell. Keiner von ihnen war fähig, zu gewinnen. Ich glaube, ich habe mir schon in der Vergangenheit einen besonderen Platz in den Herzen aller Tech3-Mitarbeiter verdient. Jetzt habe ich auch einen Platz in ihrem Office verdient!»

Oliveira wurde für seinen Triumph vom GP-Sponsor aus Bayern auch noch mit einem prächtigen 510 PS starken BMW M4 belohnt.
«Ich habe schon überlegt, ob ich damit nach Portugal zurückfahren soll», grinste der aktuelle WM-Neunte. «Eigentlich habe ich für Montag einen Flug gebucht. Nein, ich werde natürlich nicht fahren. Doch dieses Fahrzeug ist ein süßes Zusatzgeschenk. Jeder Rennfahrer liebt sportliche Autos.»

Am 22. November bekommt Oliveira jetzt in Portimão auch noch einen Heim-GP, eventuell sogar mit bis zu 50.000 Zuschauern.
Wie werden die Portugiesen diesen Sieg aufnehmen? «Darüber habe ich mir noch nicht den Kopf zerbrochen. Ich glaube, daheim werden jetzt alle Sportfans durchdrehen. Der Portugal-GP wird im Land ein gewaltiges Echo hervorrufen.»

Übrigens: KTM hat mit zwei Siegee und einem dritten Platz in dieser Saison schon acht Konzessionspunkte gesammelt und verliert dadurch für 2021 erstmals die Neueinsteiger-Privilegien. Diese lauten: zwei Motoren mehr, unbeschränkte Testtage, fünf statt drei Wildcard-Fahrer-Einsätze pro Saison.

MotoGP-Ergebnisse Steiermark-GP:

1. Miguel Oliveira, KTM, 12 Runden, 16:56,015 min
2. Jack Miller, Ducati, +0,316 sec
3. Pol Espargaro, KTM, + 0,540
4. Joan Mir, Suzuki
5. Andrea Dovizioso, Ducati
6. Alex Rins, Suzuki
7. Takaaki Nakagami, Honda
8. Brad Binder, KTM
9. Valentino Rossi, Yamaha
10. Iker Lecuona, KTM
11. Danilo Petrucci, Ducati
12. Aleix Espargaró, KTM
13. Fabio Quartararo, Yamaha
14. Johann Zarco, Ducati
15. Framnco Morbidelli, Yamaha
16. Alex Márquez, Honda
17. Cal Crutchlow, Honda, + 11,447
18. Stefan Bradl, Honda, + 11.943
19. Bradley Smith, Aprilia
20. Michele Pirro, Ducati
21. Tito Rabat, Ducati

WM-Stand nach 5 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 70 Punkte. 2. Dovizioso 67. 3. Miller 56. 4. Binder 49. 5. Vinales 48. 6. Nakagami 46. 7. Rossi 45. 8. Mir 44. 9. Oliveira 43. 10. Pol Espargaró 35. 11. Morbidelli 32. 12. Zarco 30. 13. Rins 29. 14. Petrucci 25. 15. Alex Márquez 15. 16. Aleix Espargaró 15. 17. Lecuona 13. 18. Bagnaia 9. 19. Smith 8. 20. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 5 von 14 Rennen:

1. Yamaha 88. 2. Ducati 87. 3. KTM 82. 4. Suzuki 57. 5. Honda 46. 6. Aprilia 20.

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