Johann Zarco: «Worte von Rossi sind immer hart»

Von Simon Patterson
Johann Zarco (30)

Johann Zarco (30)

Johann Zarco spricht über die viele Kritik, mit der er sich nach dem fürchterlichen Crash im Österreich-GP konfrontiert sah. Körperlich geht es beim Ducati-Piloten nach dem Kahnbeinbruch wieder aufwärts.

Johann Zarco hat turbulente Wochen hinter sich: Nach der Sensations-Pole in Brünn schaffte er es auf der 2019er-Ducati trotz eines «Long-Lap-Penaltys» auf das Podest. Nach dem ersten Spielberg-GP bekam er dann für den Horror-Crash mit Franco Morbidelli, der ihm in der Anfahrt zur Kurve 3 bei mehr als 300 km/h ins Heck gekracht war, einen Start aus der Boxengasse aufgebrummt. Dazu kam ein operativ fixierter Bruch im linken Kahnbein – und jede Menge Kritik. 

«Mein Handgelenk erholt sich gut», betonte der Ducati-Pilot aus dem Team Avintia Esponsorama Racing nun. «Nach der Operation war ich selbst überrascht, dass ich am Samstag und Sonntag fahren konnte. Ich dachte, ich würde nur zehn Runden drehen und dann aufgeben, aber Nein, der Schmerz war unter Kontrolle. Die rote Flagge kam mir dann entgegen und mit dem Adrenalin habe ich mein Handgelenk bis zum nächsten Morgen gar nicht gespürt.»

Auch danach blieben die Schmerzen im Rahmen, berichtete der 30-jährige Franzose. «Aber klar, ich musste mich erholen und habe diese zwei Wochen genutzt, um zu Hause in Frankreich mit meinem Physiotherapeuten zu arbeiten», ergänzte er vor der Abreise nach Misano. «Es gibt immer noch einige kleine Stellen an meinem Körper, an denen ich Verbrennungen erlitten habe, die noch nicht richtig abgeheilt sind. Ich muss etwas tun, um die Heilung zu unterstützen. Ich wollte es eigentlich auf eine natürliche Weise machen, aber es ist dann doch zu tief.»

Im Training haben ihn die Nachwirkungen des Highspeed-Abflugs aber kaum beeinträchtigt, versicherte der zweifache Moto2-Weltmeister: «Ich musste mein Training nur ein wenig anpassen, statt Radfahren ging ich laufen. Ich hatte gehofft, am Montagnachmittag nach dem 24-Stunden-Rennen in Le Mans mit meiner Panigale trainieren zu können, aber das konnten wir dem Handgelenk nicht zumuten. Wir haben einfach Dinge für meinen Körper gemacht, ohne den Körper richtig zu beanspruchen.»

Mental habe es trotz der vielen Diskussionen nur einen schwierigen Moment gegeben. «Zum Glück verfolge ich die Medien nicht wirklich. Ich hatte auch meinen Bruder an meiner Seite, der sich nie um diese Dinge schert», erzählte Zarco. «Aber auch wenn ich nichts gelesen haben, wusste ich doch, dass etwas im Gang war. Es war nicht alles gut, aber ich hatte nur einen Abend, an dem ich etwas traurig und wütend wurde. Nach der Operation, als ich nach Spielberg zurückkam und sah, dass immer noch viele Kommentare kamen, war ich traurig oder wütend – ich bin mir nicht sicher, welches von beiden. Ich war einfach nicht happy. Mit der Operation hatte ich aber genug zu tun – und vielleicht war das auch gut so, dass ich nach Italien musste und wieder zurück.»

Allen voran Valentino Rossi und Franco Morbidelli übten im Anschluss an den Österreich-GP heftige Kritik am Manöver des Franzosen. Der Petronas-Yamaha-Pilot nannte Zarco sogar einen «halben Mörder», entschuldigte sich später aber dafür.

«Es war merkwürdig, denn als ich die Aussagen von Valentino und Morbidelli nach dem Rennen gehört hatte, wollte ich gleich zu ihnen und die Dinge klären. Franco war schon weg, aber ich konnte mit Valentino sprechen», schilderte der Ducati-Pilot. «Ich dachte, das würde helfen, um die Medien zu beruhigen, aber alles, was sich geändert hat, war, dass er danach sagte, ich hätte es nicht absichtlich getan. Seine Ansicht zum Unfall und meinem Verhalten behielt er aber bei.»

Rossi hatte nach dem Gespräch mit Zarco im Gespräch mit den Journalisten bekräftigt: «Mir erschien es klarer, dass Zarco die Linie gewechselt hat. Er hat mir aber versichert, dass er es nicht absichtlich getan hat, dass er nicht einmal daran denken würde. Wie auch immer, aggressiv sein ist gut, aber direkt vor einem zu bremsen, vor allem bei 300 km/h, ist ein potenzielles Desaster.»

«Wenn Valentino spricht, sind es immer harte und schwerwiegende Worte», hielt Zarco fest. «Aber all diese Dinge fanden ein Ende, als ich den Penalty akzeptierte, weil ich damit eine neue Seite aufgeschlagen und die Story beendet habe – unabhängig davon, ob du jetzt damit einverstanden bist oder nicht. Das Ergebnis am Sonntag hat mir auch geholfen – es war ein Weg zu sagen: ‚Ich akzeptiere die Strafe, aber mache immer noch meinen Job.‘» Denn beim Steiermark-GP nahm als 14. trotz allem noch zwei Punkte mit.

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