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Christian Estrosi: GP-Pilot nun Bürgermeister (Nizza)
Christian Estrosi zeigte sich gestern bei seinen TV-Auftritten nach dem Attentat in Nizza tief erschüttert. Vor 40 Jahren gehörte er zu den besten 500-ccm-GP-Piloten Frankreichs.
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Viele ehemalige Motorrad-GP-Rennfahrer haben sich nach ihrer aktiven Karriere als Funktionäre, Teammanager oder Teambesitzer einen Namen gemacht. Aber keiner wurde als Politiker so erfolgreich wie der mittlerweile 65-jährige Franzose Christian Estrosi, der in den 1970er und 1980er-Jahren zu den besten Motorrad-Rennfahrern Frankreichs gehörte. Er war erfolgreich in den Klassen 250, 350, 500 und 750 ccm, klassierte sich aber im GP-Sport nie in den Top-3.
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Gestern war Estrosi auf allen TV-Sendern zu sehen und zu hören, oft direkt neben Staatspräsident Emmanuel Macron – nach dem schrecklichen Terrorattentat mit drei Todesopfern in der Basilika in Nizza. Denn Estrosi ist Bürgermeiser dieser 350.000-Einwohner-Stadt an der Cote d'Azur. Estrosi wurde am 1. Juli 1955 in Nizza geboren, als Sohn italienischer Einwanderer. Er schlug eine Laufbahn als Profi-Rennfahrer ein und debütierte als 500-ccm-WM-Pilot 1976 in Imatra/Finnland. Er wurde einer der engsten Freunde von Weltmeister Barry Sheene und bestritt seinen letzten Grand Prix 1983 in Anderstorp/Schweden. Von 1976 bis 1978 steuerte Estrosi bei den GP-Auftritten jeweils eine Suzuki 500. Für die Saison 1979 besorgte er sich Kawasaki-Maschinen für die Klassen 250 und 350 ccm, 1980 steuerte er wieder eine Suzuki 500. Danach setzte er von 1981 bis 1983 die mit viel Pomp vorgestellte Pernod 250 ein.
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Der eloquente und populäre Franzose schaffte bei 31 GP-Starts nie einen Podestplatz und erreichte mit Platz 4 beim Frankreich-GP in der 500-ccm-Klasse 1978 in Nogaro sein bestes Ergebnis. 1979 wiederholte er diesen vierten Platz beim Spanien-GP in Jarama mit einer Kawasaki 250. Estrosi gewann mit einer Zweitakt-Vierzylinder Yamaha TZ 750 auch vier französische 750-ccm-Meisterschaften. Dazu erreichte er ansehnliche Ergebnisse in der Klasse bis 250 ccm, er fuhr die damals mit französischem Sponsorgeld gebaute Pernod 250 als Teamgefährte von Thierry Espié. Die Pernod 250 wurde von den Konstrukteuren Jean Bidalot und Alain Chevallier designt und entwickelt. Auch Motobécane war an diesem Projekt beteiligt, ein Hersteller, der damals auch an der 125er-WM teilnahm. Estrosi wurde für seine Erfolge mit der Jugend- und Sport-Medaille in Gold ausgezeichnet.
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Schon 1983 schlug Estrosi eine politische Karriere ein, indem er von 1983 bis 1990 Mitglied des Stadtrats von Nizza wurde. Er trat 1990 aus dem Gremium aus und wurde 2008 wiedergewählt – als Bürgermeister von Nizza an der Côte d'Azur.
2013 sorgte Estrosi für Aufsehen, als er die Pläne für den Bau einer Moschee vereitelte, die ein Geschäftsmann von Saudiarabien in Nizza errichten wollte. Der Ex-Rennfahrer fungierte von 1992 bis 2002 auch als Abgeordneter für die Région Provence-Alpes-Côte d'Azur. Estrosi brachte es sogar in die französische "Assemblée nationale", also in den Nationalversammlung in Paris, und zwar als Vertreter der Region Alpes-Maritimes. "Estro" saß für die Amtsperioden von 1988 bis 1993, von 1997 bis 2005, dazu 2008/2009 sowie von 2010 bis 2016 im Parlament.
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Estrosi übernahm in Paris sogar einige Ministerposten. So wurde er im Juni 2005 zum Minister-Stellvertreter für Landwirtschaft gewählt, später war er im Ministerium für französische Übersee-Gebiete tätig und im Industrie-Ministerium. Inzwischen wurde Estrosi mit etlichen Orden ausgezeichnet, zum Beispiel von der Universität Haifa in Israel, dazu ist er Ritter der Französischen Ehrenlegion, er besitzt den Orden der Republik Polen und den Saint-Charles-Orden von Monaco. In der 250-ccm-Weltmeisterschaft gelang Estrosi 1979 in Jarama/Spanien ein vierter Platz auf Kawasaki. Er beendete die WM damals als Gesamtzwölfter. In den folgenden drei Jahren schloss er die 250er-WM als 17. (auf Yamaha und Pernod), als 11. (auf Pernod) und 25. ab. Insgesant gelangen ihm in den 250er-WM-Läufen 14 Top-Ten-Ergebnisse. In der 500-ccm-Weltmeisterschaft nahm Estrosi nie an allen Rennen teil. Aber er sammelte zwischen 1976 und 1980 immerhin einen vierten und fünf achte Plätze ein. In der WM-Tabelle schaffte er als Suzuki-Privatfahrer die Positionen 34, 21, 15 und 19.
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