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Weltmeister Suzuki: Die Erfolgsgeschichte der Japaner

Von Tim Althof
Als Joan Mir am Sonntag in Valencia den Zielstrich im MotoGP-Rennen überfuhr, entwickelte sich bei der Suzuki-Mannschaft ein Freudensturm. Nach 20 Jahren eroberten die Japaner erstmals wieder einen WM-Titel.

Mit einer unglaublichen Konstanz erfüllte sich der erst 23-jährige Joan Mir am Sonntag beim Valencia-GP seinen größten Karrieretraum. Mit seiner blauen Suzuki GSX-RR raste der Spanier zum Weltmeistertitel in der MotoGP-Klasse und zeigte allen Kritikern, dass er mit dem Druck in der Königsklasse umgehen kann. Nach seinem Moto3-Titel 2017, bei dem er mit Honda zehn von 18 Rennen gewinnen konnte, erreichte er bereits drei Jahre später sein größtes Ziel mit dem vergleichsweise kleinen Hersteller Suzuki.

Die Erfolgsgeschichte von Suzuki in der Motorrad-Weltmeisterschaft ist umfangreich, auch wenn es zuletzt eine etwas längere Pause gab. Doch beginnen wir von vorne, vor mehr als 100 Jahren. In der Kleinstadt Hamamatsu, in der Präfektur Shizuoka, gründete Michio Suzuki eine Weberei Namens «Suzuki Loom Works». Konzentrierte man sich lange auf die Baumwollproduktion, dauerte es bis nach dem Zweiten Weltkrieg, ehe man begann, motorisierte Fahrzeuge zu bauen. Im Jahre 1952 entwickelte Suzuki sein erstes motorisiertes Fahrrad.

Das Fahrzeug, dass «Power Free» genannt wurde und mit einen 36-ccm-Motor ausgestattet war, erwies sich als Startschuss einer großen Geschichte. Bei der Isle of Man-TT 1960 startete Suzuki erstmals bei einem Motorradrennen und alle drei Motorräder erreichten das Ziel auf dem «Mountain Course».

Deutscher sorgte für ersten Sieg

Zwei Jahre später gelang dem japanischen Hersteller der erste Laufsieg in der Motorrad-WM. Ernst Degner, der im Jahr zuvor aus Ostdeutschland flüchtete, siegte mit der RM62, einem 50-ccm-Prototyp, beim WM-Rennen auf der Insel Man. Das Knowhow, welches Degner einsetzte, um die Suzuki konkurrenzfähig zu machen, brachte er aus seinen erfolgreichen MZ-Jahren mit zu den Japanern. Er wurde der erste Weltmeister auf Suzuki.

Ebenfalls 1962 sorgte der Neuseeländer Hugh Anderson für den ersten Sieg eines Suzuki-Bikes in der 125-ccm-WM-Kategorie. Ein Jahr später, im erst zweiten kompletten Jahr des Herstellers in der Weltmeisterschaft, sicherte sich Anderson gleich die WM-Titel in der 50er- und 125er-Weltmeisterschaft. Auch in den beiden Jahren darauf gewann er jeweils einen Titel und führte Suzuki zum Ruhm in den kleineren Zweitakt-WM-Klassen.

In den folgenden Jahren waren es stets deutsche Rennfahrer, die Suzuki zu weiteren Titeln verhalfen. Hans-Georg Anscheidt gewann mit der RK66 die 50-ccm-Weltmeisterschaft 1966, einem Zweizylinder-Motorrad, das in der Spitze 170 km/h erreichte. 1967 und 1968 bestätigte der gebürtige Königsberger seine Stärke und sicherte Suzuki eine Siegesserie, die sich über sechs Jahr zog. 1970 legte der legendäre Dieter Braun nach und gewann die Weltmeisterschaft in der 125-ccm-Kategorie als Privatfahrer – natürlich auf Suzuki.

Der Durchbruch in der Königsklasse

In den folgenden Jahren konzentrierte sich der Hersteller aus Hamamatsu auf größere Bikes. Am 12. August 1971 gewann Jack Findlay den ersten Grand Prix für Suzuki in der 500er-WM. Doch es dauerte fünf lange Jahre, bis der große Durchbruch gelingen sollte. Publikumsliebling Barry Sheene gelang 1976 und 1977 der große Wurf. Der britische Motorrad-Held dominierte mit der neuen Vierzylinder-Suzuki RG500 ein Rennen nach dem anderen und sicherte den Japanern den größten Erfolg der Firmengeschichte.

In den 1980er-Jahren ergatterten die Italiener den Ruhm in der Motorrad-WM. Nachdem 1981 Marco Lucchinelli, der auf Grund seines wilden Fahrstils auch «Crazy Horse» genannt wurde, den Titel in der Königsklasse feierte, war es ein Jahr drauf der heutige Safety-Officer der MotoGP, Franco Uncini, der für Suzuki erneut siegreich war. Dieser Titel sollte für über zehn Jahre der letzte für das japanische Werk sein.

Ein gewisser Kevin Schwantz legte 1993 für Suzuki endlich nach. Der Texaner gewann mit seiner RGV-500, in seiner einzigartigen «Alles oder nichts»-Herangehensweise den Titel in der 500er-Weltmeisterschaft. Eines seiner großartigsten Zitate: «Wenn du Gott siehst, dann musst du bremsen!»

Im Jahr 2000 gelang Suzuki der sechste Titel in der Königsklasse. Kenny Roberts Jr. sicherte sich seinen einzigen WM-Titel und erstmals wurde der Sohn des dreifachen Weltmeisters «King Kenny» der Titelträger. Der US-Amerikaner setzte sich knapp gegen den 500-ccm-Neuling Valentino Rossi durch.

Nachdem 2002 aus der 500-ccm-Weltmeisterschaft die MotoGP-Kategorie und von Zweitakt- auf Viertakt-Bikes umgestellt geworden war, litt Suzuki mit der V4-990-ccm-Maschine stets an mangelnder Konkurrenzfähigkeit. Nur Chris Vermeulen gelang es, für die Japaner einen Sieg einzufahren. Der Australier gewann 2007 im Regen von Le Mans. Nach 2011 verschwand die Marke aus der Motorrad-Weltmeisterschaft, im Hintergrund wurde allerdings fleißig am Comeback gebastelt.

Alles auf Anfang

2015 erfolgte der Wiedereinstieg in die Königsklasse, diesmal mit einem Reihen-Vierzylinder, und bereits 2016 gelang der erste Sieg. Maverick Viñales triumphierte in Silverstone ungefährdet. 2019 heimste Alex Rins zwei MotoGP-Siege ein. Er bewies, dass die Suzuki in Zukunft ein ernst zu nehmender Gegner sein wird. Der MotoGP-Rookie Joan Mir fuhr gleich im ersten Jahr ein Top-5-Ergebnis auf der GSX-RR ein, er wurde WM-Zwölfter. 2020, zwei Jahrzehnte nach dem letzten WM-Titel von Suzuki im Motorrad-Straßenrennsport, stellte Joan Mir am 15. November den nächsten WM-Titel für die Marke aus Hamamatsu sicher.

Die Suzuki-Weltmeister in der Motorrad-WM:

Joan Mir (MotoGP: 2020), Kenny Roberts Jr. (500 ccm: 2000), Kevin Schwantz (500 ccm: 1993), Franco Uncini (500 ccm: 1982), Marco Lucchinelli (500 ccm: 1981), Barry Sheene (500 ccm: 1976, 1977), Dieter Braun (125 ccm: 1970), Hans-Georg Anscheidt (50 ccm: 1966, 1967, 1968), Hugh Anderson (125 ccm: 1963, 1965; 50 ccm: 1963, 1964) und Ernst Degner (50 ccm: 1962).

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