KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Michael Rudroff feiert: Als Privatier auf dem Podest

Von Thorsten Horn
Michael Rudroff 1996

Michael Rudroff 1996

Am 28. Dezember 2020 feiert Michael Rudroff seinen 60. Geburtstag. Der Ur-Bayer war Ende der 1980er- und zu Beginn der 1990er-Jahre einer der besten Privatfahrer in der Halbliterklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft.

Michael Rudroff wurde am 28. Dezember 1960 in Übersee am Chiemsee geboren. Motorrad ist er schon mit 16 gefahren, doch mit der Rennerei fing er erst 1986, also im hohen Rennfahreralter von 25 Jahren, an.

Mit einem gering modifizierten Straßenmotorrad Suzuki RG 500 Gamma mischte er fortan im OMK-Pokal, der damals zweiten Liga im BRD-Straßenrennsport, mit und fuhr gegen Fahrer mit technisch besser bestückten richtigen Rennmaschinen von Sieg zu Sieg.

Nach seinem Titelgewinn ging es für ihn 1987 mit einer gebrauchten käuflichen Honda RS 500 in die Deutsche Motorradmeisterschaft. Zudem wagte er sich als reiner Privatfahrer auch das ein oder andere Mal in die Weltmeisterschaft.

1988 wurde Michi Rudroff auf dem Nürburgring mit zwei Runden Rückstand auf Sieger Kevin Schwantz aus den USA 15., womit er seinen ersten WM-Zähler eingefahren hatte.

Im darauffolgenden Jahr errang er als wiederum jeweils 15. im australischen Phillip Island sowie in Laguna Seca in den USA weitere WM-Punkte.

Am 14. Mai 1989 stand der Große Preis von Italien in Misano auf dem Programm. Wegen einsetzendem Regen wurde das 500er-Rennen zunächst unterbrochen. Da sich die Werksfahrer wegen des im Nassen zu rutschig eingestuften Fahrbahnbelags weigerten, wieder an den Start zu gehen, standen sich beim Re-Start lediglich 16 Piloten gegenüber. Nur der Italiener Pierfrancesco Chili schloss sich bei seinem Heimrennen aus Angst vor unkontrollierten Reaktionen der Tifosi dem Boykott seiner Werksfahrer- beziehungsweise werksunterstützten Kollegen nicht an. Das zweigeteilte Rennen gewann «Franky» Chili erwartungsgemäß. Nach Addition der Zeiten ging der zweite Platz an den Engländer Simon Buckmaster mit drei Zehntelsekunden Vorsprung vor Michi Rudroff. Nach einem weiteren 15. Platz im jugoslawischen Rijeka belegte der Bayer mit 18 Punkten den 20. Rang der WM-Abschlusstabelle. Außerdem feierte er am Jahresende in der 500-ccm-Klasse seinen ersten DM-Titel, dem er 1991 einen zweiten hinzufügte.

Dazwischen machte Michi Rudroff einen Abstecher in die Superbike-Weltmeisterschaft, konnte mit seiner schwachbrüstigen Bimota aber keine Glanzpunkte setzen.

Nicht so am 8. Juli 1990. Beim letzten Rennen auf dem alten und inzwischen als zu gefährlich erachteten Sachsenring waren erstmals wieder Westfahrer am Start. Das zum Highlight des Wochenendes stilisierte Rennen war jenes der Klasse Superbike, in dem sich alles um die drei Stars «Mr. Superbike» Peter Rubatto, Ex-500er-Europameister Manfred Fischer sowie den aus der 500-ccm-Weltmeisterschaft bekannten und ein Jahr Grand-Prix-Pause einlegenden Michael Rudroff drehte. Sie machten das Rennen schließlich auch unter sich aus. Während Rudroff mit seiner Bimota nur zu Beginn des Rennens das Tempo an der Spitze mitgehen konnte, balgten sich Peter Rubatto und Manfred Fischer bis zum Schluss um den Sieg. Nach zehn Runden brachte der Hanauer Fischer seine Honda RC 30 1,8 Sekunden vor Peter Rubatto ins Ziel. Rudroff wurde mit 13,7 Sekunden Rückstand Dritter und komplettierte das Siegerpodest.

Von 1991 bis 1993 ging Rudroff erneut als Privatier in der Halbliter-WM und -DM an den Start, wobei 1991 sein bestes (reguläres) WM-Jahr werden sollte. Bei neun Grand Prix fuhr er in die Punkte, sammelte dabei insgesamt deren 26 und wurde WM-18. Sein bestes Ergebnis war sein elfter Platz bei seinem zweiten Heimrennen, dem Großen Preis von Österreich, auf dem seinem Wohnort näheren Salzburgring.

Nachdem er im darauffolgenden Jahr mit drei Punkten WM-22. wurde, gelang ihm 1993 ein weiteres sehr gutes WM-Jahr. Zwar fuhr er in diesem nur viermal in die Punkte und schloss es auf dem 21. Gesamtrang ab, doch mit Platz 10 im englischen Donington Park gelang ihm, abgesehen von seinem dritten Platz beim Boykott-Rennen 1989 in Misano, sein bestes Ergebnis in der Motorrad-WM.

Nach einem erneuten Abstecher zu den Superbikes kehrte er 1996 für ein Rennen ins GP-Fahrerlager zurück. Für seinen Heim-Grand-Prix auf dem Nürburgring erhielt er neben den beiden Stammfahrern Scott Russell aus den USA und dem Australier Daryl Beattie eine dritte Werks-Suzuki, stürzte aber per Highsider bereits in der Aufwärmrunde.

Ab 1994 war er in der deutschen Pro Superbike ein fester Bestandteil. 1997 wurde er in der Endabrechnung Siebter, womit ihm seine beste Pro-Superbike-Saison gelungen war.

Mit dem Niedergang der hochprofessionellen deutschen Vorzeige-Serie Ende 1999 beendete auch Rudroff seine Rennfahrerkarriere.

Seit 1995 betreibt Michael Rudroff in Übersee ein Fliesenhandelsgeschäft, mit dem er sich auf italienische Produkte und Designs spezialisiert hat.

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