Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Stefan Pierer (KTM): «Wollen um den WM-Titel kämpfen»

Von Günther Wiesinger
Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer macht für die MotoGP-Saison 2021 klare Ansprüche geltend. Und KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz pflichtet ihm bei.

Stefan Pierer, der Vorstandsvorsitzende der Pierer Mobility AG mit den Motorradmarken KTM, Husqvarna und GASGAS und der E-Bicycle-Firma Pexco Gmbh (R-Raymon, Husqvarna und GASGAS) hat schon vor dem Einstieg von KTM in die MotoGP-WM angekündigt, das österreichische Unternehmen (KTM gewann bisher 314 WM-Titel) sei nicht vom Olympischen Gedanken beseelt, eines Tages wolle er auch in der MotoGP-WM gewinnen. «Wir treten nicht an, um das Feld aufzufüllen. Wir werden aber die nötige Geduld haben», sagte Pierer damals im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben bei der Dakar-Rallye sieben oder acht Jahre für den ersten Gesamtsieg gebraucht, in der US-Supercross-Meisterschaft ebenfalls. Wir werden nicht aufgeben, bevor wir auch in der MotoGP gesiegt haben.»

Pierer stellte den Mitbewerber Suzuki immer als «benchmark» dar. Der japanische Hersteller hatte sich nach 2011 aus der MotoGP-Klasse zurückgezogen, statt des V4-Triebwerks einen Reihenmotor gebaut und war 2015 wieder zurückgekehrt. Bereits 2016 gewann Maverick Viñales auf der Suzuki GSX-RR den Silverstone-GP.

Für Pierer blieb Suzuki dann weiterhin die Messlatte.

Übrigens: Suzuki hatte den GSX-RR-Motor für die zweite Saisonhälfte 2016 bei Pankl Racing in der Steiermark zur PS-Kur geschickt. Pierer war damals Großaktionär von Pankl Racing, wo bis heute viele Komponenten für die KTM-Rennmotorräder hergestellt werden.

Vor der Saison 2020 gab Stefan Pierer die Devise aus, die vier MotoGP-Piloten Pol Espargaró, Binder, Oliveira und Lecuona sollten vor allem mehr einstellige Ergebnisse einfahren als 2019 und manchmal um Podiumsplätze fighten.

«Wir haben immerhin drei Top-Ten-Kandidaten im Aufgebot», rechnete sich der visionäre Firmenchef und leidenschaftliche Motorsport-Förderer aus.

Nach drei GP-Siegen, drei Pole-Positions und den WM-Rängen 5, 9 und 11 durch Pol Espargaró, Oliveira und Binder sind die Ansprüche von Stefan Pierer für die kommende Saison deutlich gestiegen.

Während sich Motorsport-Direktor Pit Beirer und Race Manager Mike Leitner redlich bemühen, den Ball flach zu halten und nicht müde werden, sich als junges Team mit erst vier Jahren Erfahrung darzustellen, spricht Pierer inzwischen Klartext.

Denn Vorbild Suzuki hat 2020 mit Joan Mir die Fahrer-WM für sich entschieden und mit dem Duo Mir & Rins die Team-WM. Dazu wurde Rang 3 in der Fahrer-WM mit Alex Rins errungen.

«2020 haben wir unsere Ziele erreicht und übertroffen. Wir haben jetzt eine technische Basis, die mehreren Fahrertypen Siege und Spitzenplätze ermöglicht und erstmals auch den Rookies bessere Möglichkeiten gibt, wie sich bei Brad Binder und Iker Lecuona gezeigt hat», sagt Pierer. Und er gibt für die Saison 2021 eine unmissverständliche Devise aus: «Unser Ziel lautet schon für nächstes Jahr: Wir möchten um den WM-Titel fighten – und ihn nach Möglichkeit gewinnen.»

Hubert Trunkenpolz, dessen Onkel Erich Trunkenpolz die Marke KTM (die drei Buchstaben stehen für Kronreif & Trunkenpolz, Mattighofen) zum internationalen Erfolg führte und der jetzt als Vorstand der KTM AG fungiert, kennt die Visionen seines ehrgeizigen Konzernchefs.

«Wer bezahlt, befiehlt. Das ist einmal eine ordentliche Ansage vom Chef. Das ist absolut okay. Aber wir wissen alle, wie hart es in der MotoGP-WM zugeht», gibt Trunkenpolz im Interview mit SPEEDWEEK.com zu bedenken. «Ich stimme Stefan Pierer zu – irgendwann ist der Titel das Ziel. Wann das passiert, lässt sich in diesem Geschäft sowieso nicht vorhersagen, wie man 2020 mit diesen vielen Überraschungen deutlich gesehen hat. Wir sind auf jeden Fall sehr gut aufgestellt. Wir haben drei Fahrer im Aufgebot, die in der vergangenen Saison Rennen gewonnen haben, nämlich Oliveira, Binder und Petrucci.»

2020 hat Joan Mir mit 23 Jahren den MotoGP-WM-Titel gewonnen. Hubert Trunkenpolz war bei einem halben Dutzend der MotoGP-Rennen live dabei und hat den Vormarsch der neuen Generation miterlebt.

«Oliveira und Binder sind jetzt lange genug im Geschäft dabei. Wenn sie die MotoGP-WM gewinnen wollen, muss es bald einmal passieren. Sonst passiert es nimmer. Es kommen jetzt ein paar junge Fahrer nach, die nicht ganz ungefährlich sind, zum Beispiel Morbidelli, Quartararo, Mir und Rins. Das sind lauter schnelle Burschen. Und es stimmt – Suzuki ist immer unsere Messlatte. Die Japaner haben jetzt wieder etwas vorgelegt….»

«Egal, in welcher Meisterschaft wir mitfahren, irgendwann wollen wir einen Titel gewinnen. Das ist in der MotoGP genau das Gleiche», hält Trunkenpolz fest. «Ich würde nicht behaupten, dass wir nächstes Jahr beim Titelkampf chancenlos wären. Unser Motorrad ist jetzt wirklich auf einem guten Weg. Man wird sehen, wie es bei uns aussieht, wenn unser Kapitän Pol Espargaró weg ist. Er hätte ohne die Stürze in Brünn und Spielberg schon in diesem Jahr WM-Zweiter werden können... Aber wenn unsere zwei Burschen gut in Form sind, kann ich mir schon vorstellen, dass sie um den Titel fighten. Pit Beirer verspricht sich auch von unserem Neuzugang Danilo Petrucci sehr viel.»

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Yamaha)
Brünn: Johann Zarco (Ducati)
Spielberg-1: Maverick Viñales
Spielberg-2: Pol Espargaró (KTM)
Misano-1: Maverick Viñales (Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Yamaha)
Catalunya: Franco Morbidelli (Yamaha)
Le Mans: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-2: Takaaki Nakagami (Honda)
Valencia-1: Pol Espargaró KTM)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (KTM)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Yamaha 9
KTM 3
Ducati 1
Honda 1
Suzuki 0
Aprilia 0

MotoGP-Podestplätze 2020

Yamaha 12
Morbidelli 5 (3x Platz 1, 1x Platz 2, 1x Platz 3)
Quartararo 3 (3x Platz 1)
Viñales 3 (1x Platz 1, 2x Platz 2)
Rossi 1 (1x Platz 3)

Suzuki 11
Mir 7 (1x Platz 1, 3x Platz 2, 3x Platz 3)
Rins 4 (1x Platz 1, 2x Platz 2, 1x Platz 3)

Ducati 9
Miller 4 (3x Platz 2, 1x Platz 3)
Dovizioso 2 (1x Platz 1, 1x Platz 3)
Petrucci 1 (1x Platz 1)
Zarco 1 (1x Platz 3)
Bagnaia 1 (1x Platz 2)

KTM 8
Pol Espargaró 5 (5x Platz 3)
Oliveira 2 (2x Platz 1)
Brad Binder 1 (1x Platz 1)

Honda 2
Alex Márquez 2 (2x Platz 2)

Aprilia 0

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM nach 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8. LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

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