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Danilo Petrucci: «Ich habe viel von Dovi profitiert»

Von Günther Wiesinger
Danilo Petrucci und Andrea Dovizioso trainierten 2019 gemeinsam. Aber seit dem Aragón-Q1 ist das Verhältnis angespannt. Heute weiß «Petrux»: Auf der Rennstrecke existieren keine Freundschaften.

Danilo Petrucci hat in seinen sechs Jahren mit Ducati (vier bei Pramac, zwei im Werksteam) immerhin zehn MotoGP-Podestplätze und zwei Siege errungen, 2019 in Mugello, 2020 in Le Mans. Trotzdem reichte seine Performance nicht aus, um eine weitere Saison im Factory Team fahren zu dürfen. Andrea Dovizioso und der 30-jährige Römer räumen ihre Plätze für ihre Nachfolger Jack Miller und Pecco Bagnaia.

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com spricht der künftige Tech3-KTM-Werksfahrer über die zwei Jahre im Ducati-Werksteam die Unterstützung durch seinen Teamgefährten Andrea Dovizioso und den ungelösten Konflikt mit ihm, der sich nach dem Qualifying 1 in Aragón offenbarte.

Danilo, wenn du die Zeit zwei Jahre zurückdrehen könntest: Was würdest du mit dem Wissenstand von heute anders machen als Ducati-Werksfahrer?

Wenn du dich für eine Fahrtrichtung oder eine Straße entscheidest, weißt du am Anfang nie, was dich dort am Ende erwartet. Oder was wäre passiert, wenn du die andere Straße genommen hättest?

Ich muss mich auf jeden Fall bei Andrea bedanken. Denn er hat mir besonders am Beginn des Jahres 2019 bis Anfang 2020 stark geholfen. Ich bin damals von Terni bei Rom zu ihm nach Forli übersiedelt. Erst zu Beginn des vergangenen Jahres, als in Italien der strenge Lockdown verordnet wurde, bin ich in meine Heimat zurückgekehrt.

Dovi hat ein Jahr lang seine Trainer mit dir geteilt und viel mit dir trainiert, auf körperlicher und geistiger Ebene.

Andrea hat mir ein Jahr lang immer viele Ratschläge gegeben. Er hat mich besonders von der mentalen Seite her stark unterstützt.

Ich habe bald bemerkt, dass er mental sehr stark ist und dem Druck in diesem Sport vorbildlich standhält. Das gelingt ihm ausgezeichnet. Ich habe dann versucht, seine Einstellung zu kopieren, geistig und seelisch Abstand zu gewinnen und den Druck wegzuschieben.

Dovi gelingt es sehr gut, seinen Kopf auf ‘Racing Mode‘ umzustellen, wenn es im Paddock oder in der Box an die Arbeit geht. Dann konzentriert er sich zu 100 Prozent auf seine Aufgabe und sein Motorrad. Ich habe mich immer bemüht, ihm abzuschauen, wie er das macht.

2019 hat mir Andrea sicher geholfen, ruhiger zu werden und mich auf die wichtigen Belange des Jobs zu konzentrieren.

Ich habe in der Vergangenheit pausenlos trainiert, um wirklich topfit zu sein. Manchmal war aber mein Training nicht zielgerichtet genug, manchmal habe ich es übertrieben. Ich bin dann müde zu den Rennen gereist.

Dovi achtet viel mehr darauf, auf der Rennstrecke immer das Maximum leisten zu können. Er trainiert deshalb sehr zielstrebig und fokussiert. Er trainiert nur, wenn es Sinn macht.

Ich bin manchmal ins Übertraining geraten, ich fühlte mich ausgelaugt. Aus diesem Grund hatte ich manchmal in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr genug Energie. Dadurch war ich nicht mehr so schnell wie in der ersten Saisonhälfte.

Das ist mir zwar auch 2019 passiert. Aber damals hat das keine körperlichen Ursachen gehabt, sondern mentale. Ich war damals nach dem Mugello-Sieg lange Zeit WM-Dritter und wollte diese Position verteidigen und weiter gegen Marc Márquez fighten, wie in der ersten Jahreshälfte 2019.

Aber dein Verhältnis zu Andrea Dovizioso hat beim ersten Aragón-GP im Oktober gelitten. Du bist im Q1 hinter ihm gefahren und hast dich dadurch fürs Q2 qualifiziert, Dovi nicht. Er war sauer, weil er der einzige Ducati-Titelanwärter war und du ihm die Chance auf einen guten Startplatz vermasselt hast.

Ja, natürlich hat sich das Verhältnis zu Dovi nach diesem Aragón-Zwischenfall verändert.

Das war sicher ein schwieriger Augenblick, denn er hat immer noch um die Weltmeisterschaft gekämpft.

Ich kam von einem guten Rennen in Le Mans und habe alles getan, um wieder ein Topergebnis zu erreichen.

Leider hat sich in diesen zwei Jahren bei Ducati herausgestellt, dass wir privat Freunde sein können, aber nicht auf der Rennstrecke.

Inzwischen weiß ich: Es ist schwierig, mit einem anderen Rennfahrer befreundet zu sein, besonders wenn er in derselben Meisterschaft kämpft wie du.

Wir haben nachher nicht viel über diesen Zwischenfall gesprochen...

(Danilo sucht nach Worten). Für mich bleibt Andrea ein wirklich guter Kerl und ein erstklassiger Fahrer.

Es tut mir sehr leid, was da in Aragón passiert ist.

Aber ich bin ja oft kritisiert worden, weil es mir nicht oft gelungen ist, schneller zu sein als er. Und wenn ich hinter ihm war und auf ihn Rücksicht genommen habe, bin ich auch kritisiert worden.

Ich konnte tun, was ich wollte, es war immer das Falsche…

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