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Meistermacher Davide Brivio: Was Suzuki fehlen wird

Kolumne von Mat Oxley
Mit der überraschenden Entscheidung von Davide Brivio, sich nach der triumphalen MotoGP-Saison einer neuen Herausforderung in der Formel 1 zu stellen, verliert Suzuki den erfolgreichsten Teammanager des Sports.

Davide Brivio war ein Schlüsselelement auf Suzukis Weg zum MotoGP-Titel 2020. Sein Abschied in Richtung Formel 1 ist daher ein schwerer Rückschlag für den japanischen Hersteller aus Hamamatsu.

Der frühere Yamaha-Teammanager stieß 2013 zum Projekt, während Suzuki an der neuen GSX-RR mit Vierzylinder-Reihenmotor arbeitete, die für den anstehenden Wiedereinstieg in die MotoGP-WM die erfolglose GSV-R mit V4-Motor ersetzte.

Der 56-jährige Italiener ist kein Ingenieur. Seine Stärke liegt vielmehr in der Fähigkeit, Leute zu führen und genau zu wissen, was man braucht, um Rennen zu gewinnen. So war es vor eineinhalb Jahrzehnten auch Brivio, der Yamaha davon überzeugte, dass sie Valentino Rossi unter Vertrag nehmen müssten. Er hatte verstanden, dass Yamaha ohne den damals besten Fahrer der Welt keine Chance hatte, die Honda-Dominanz zu durchbrechen.

Bei Suzuki verstand Brivio etwas Ähnliches: Damit er um den Titel kämpfen konnte, musste er Weitsicht beweisen – und einen MotoGP-Rookie verpflichten, der geschliffen und gecoacht wurde, damit er perfekt ins Team und zur GSX-RR passen würde.

«Man muss weit vorausplanen und das haben wir gemacht», erklärte er im November, nachdem Joan Mir (23) Suzuki den ersten MotoGP-Titel der Viertakt-Ära beschert hatte. «Jetzt denke ich schon daran, was 2023 und 2024 zu tun ist. Vor ein paar Jahren wussten wir, dass es eine Generation von Fahrern gibt – Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Valentino, auch wenn er nie aufhört, und Andrea Dovizioso – die bald abtreten und vielleicht nur Marc Márquez und Maverick Viñales übrig bleiben würden.»

«Wer kann diese Jungs herausfordern? Wir wollten zwei Fahrer finden, die dazu in der Lage sein könnten – und das war die Idee hinter Alex Rins und Joan Mir. In meinem Kopf waren sie die zwei Fahrer, die in den Top-6 kämpfen konnten. Das bedeutet, dass du Erster sein kannst, Vierter, Dritter… Man kommt also zu den Rennen und hat eine Chance auf das Podium. Und dann fängt man an, die Chancen zu nutzen und Rennen zu gewinnen. Das war die ganze Idee hinter diesem Projekt – und jetzt stehen wir hier.»

Für Valentino Rossi, der mit Brivio auch nach dem Ende ihrer Zusammenarbeit befreundet blieb, nahm sein ehemaliger Teammanager bei Suzuki eine federführende Rolle ein, um das gesamte Projekt zusammenzuhalten und sicherzustellen, dass an einem Strang gezogen wird. Das ist alles andere als einfach und fehlende Harmonie unter den Ingenieuren und Beteiligten ist oft die wahre Ursache hinter dem Scheitern – mehr als mangelndes Know-how.

«Suzuki arbeitet gut und ich glaube, dass Davide einen fantastischen Job macht, indem er die Arbeit aus Japan mit einem sehr starken Engagement des Teams in Italien zusammenbringt», bemerkte der neunfache Weltmeister in der abgelaufenen Saison.

Der Werdegang des Erfolgsmanagers

Davide Brivio begann seine Karriere 1990 im SBK-Paddock in einem privaten Yamaha-Team, ehe er dort das Superbike-Werksteam des japanischen Herstellers leitete. 2001 holte ihn Yamaha dann in die MotoGP-Mannschaft, um das europäische Hauptquartier nahe Mailand auf den bevorstehenden Wechsel von den 500er-Zweitaktern auf die Viertakt-Maschinen vorzubereiten. Honda zerlegte Yamaha in der neuen Ära regelrecht, das gab Brivio zu denken.

Im Februar 2003 besuchte er Rossi in Ibizia und begann die Gespräche, die zum größten MotoGP-Coup führen sollten.

«Ich weiß noch, wie wir zum ersten Mal die Idee besprochen haben, Valentino zu holen. Viele Leute bei Yamaha glaubten nicht daran, dass es möglich war», erzählte Brivio. «Es war ein Traum, eine verrückte Idee! Ich muss ihnen aber auch zugute halten, dass sie mich den Versuch starten ließen. Auf dem Weg dahin haben sie dann gemerkt, dass es doch möglich war, und sich dahinter gestellt. Ich muss auch sagen, dass mein guter Freund Masao Furusawa in diesem Prozess sehr wichtig war, weil er den Yamaha-Präsidenten davon überzeugt hat, das Geld in die Hand zu nehmen. Er hat einen großartigen Job bei Yamaha gemacht, während ich Valentino und sein Management bearbeitet habe.»

Die Verwandlung war historisch: Die Yamaha M1 gewann 2003 nicht ein einziges Rennen, aber mit Rossi war man 2004 schon beim Debüt siegreich – und holte im selben Jahr die WM-Krone. Es folgten die erfolgreiche Titelverteidigung 2005 und zwei weitere WM-Titel in den Jahren 2008 und 2009.

Als Rossi Yamaha nach der Saison 2010 in Richtung Ducati verließ, ging Brivio mit ihm und war bis 2013 als Berater seines Landsmannes tätig, ehe er sein neues Projekt bei Suzuki startete. Dass der Erfolgsmanager nun – nach Fahrer- und Team-Titel – weiterzieht, war für Suzuki «eine schockierende Nachricht», wie es Projektleiter Shinichi Sahara formulierte.

Sicher ist: Für Suzuki wird es nicht einfach, einen Ersatz zu finden, der weiß, wie man so viel aus einem Team herausholt, wie es Brivio im Stande war. Die GSX-RR wird auf kurze Sicht wahrscheinlich weiter an der Spitze mitfahren, aber wird es dem Hersteller gelingen, diese beeindruckenden Ergebnisse auch auf lange Sicht zu halten?

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